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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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mal etwas früher auf.« Er ging in die Diele und zückte sein Handy.
    »Wie spät ist es denn jetzt?«, fragte ich.
    »Du has nich mehr viel Zeit, dich zu bessern«, sagte Berti und guckte mich streng an.
    Vor Erschöpfung kam ich kaum aus dem Sessel. Winnie packte meinen rechten Arm und zog mich hoch, dabei klopfte er mir aufmunternd auf die Schulter. Ich traute dem Braten nicht. Noch immer hatte ich die Worte von Karin im Ohr: ›Winnie reißt dir den Arsch auf …‹
    »Hör mal, Winnie … Das tut mir alles so leid. Ich weiß auch nicht …«
    »Die Mütze ist echt speziell.«
    »Von Wilma. Aus Amerika … Blah, Blah …, einem Mountie abgeschwatzt. Und so weiter … Können wir uns nicht mal für fünf Minuten in Ruhe unterhalten?«
    »Habt ihr wieder Streit?«
    »Woher weißt du das?«
    Winnie lüpfte meine Mütze um ein paar Zentimeter.
    »Wusst’ ich’s doch. Deine Frisur wird noch grauenvoller sein, wenn ich mit dir fertig bin. Du kannst dich schon mal freuen.«
    Da stellt mir der Kerl mein Armageddon in Aussicht und grinst mich dabei an. Er zog mich fest an sich, dass mir beinahe die Luft wegblieb, und flüsterte: »Du gehst mit Herzig. Und du tust alles, was er von dir verlangt, Miss Marple, sonst schneid ich dir ’ne Glatze. Obwohl … das könnte sogar besser aussehen als das hier. Ich kümmer mich jetzt um meine Oma. Es reicht hier einer, der am laufenden Meter Unsinn fabriziert.«
    Er ließ mich los, und beinahe wäre ich hinten rübergefallen. »Winnie, ich dachte … Ich dachte …«
    »Wir sprechen uns noch. Später.«
    Er drehte sich zu Berti um, bot ihr galant den Arm und führte sie hinaus.
    »Wo bleiben Sie denn, Frau Abendroth?«, rief Herzig. »Seidel ist schon auf dem Weg ins Präsidium.«
    Wenigstens einer auf dieser Welt, der sich darauf freute, mich zu sehen.

20
    Als Herzig und ich aus dem Polizeipräsidium in der Uhlandstraße wieder herauskamen, war es schon halb neun. Wäre er nicht gewesen, hätte ich das Licht des neuen Tages von der unbequemen Pritsche einer U-Haft-Zelle aus betrachten dürfen. Kommissar Seidel war so erpicht darauf gewesen, mich wegzusperren, dass ihm jedes Mittel recht gewesen war, um sein Vorhaben durchzusetzen. An Ideen hatte es ihm auch nicht gemangelt: Er hatte es mit Anschuldigungen und Mutmaßungen versucht, mit Drohungen; er hatte mich provoziert, indem er mich als ›Ganovenliebchen‹ hingestellt hatte, das mit Matti und Rudi unter einer Decke steckte, und zwar im Wortsinne; er war anzüglich geworden und auch grob, soweit das der Tisch zwischen uns im Verhörraum und Herzigs Standhaftigkeit, eines Jedi-Ritters würdig, zuließen. Seidel hatte uns das gesamte Programm von ›Guter Bulle – Böser Bulle‹ in Personalunion geboten, inklusive aller Zwischentöne. Auch meine Verdienste in zwei Mordermittlungen der vergangenen Monate waren für ihn kein Grund, meinen Erklärungen Glauben zu schenken. Nach zwei Stunden nervenzerfetzenden Gerangels, in einem Moment, als Seidel sich so richtig schön aufgespult hatte, präsentierte Herzig gütig lächelnd das neue Beweismaterial. Es war, als hätte man dem aufgeblasenen Sack die Luft rausgelassen. Karin war gerufen worden und durfte Borowskis Stiefel und die Aldi- Tüte mit ihrem klirrenden Inhalt entgegennehmen und alles ins Labor bringen. Das war der erste Lichtblick des Morgens – Karin würde die Beweise garantiert nicht verschwinden lassen, um einer hanebüchenen Theorie nicht den Laufpass geben zu müssen. Sie hatte mir zugezwinkert, als Seidel grad nicht hingeschaut hatte, und war sogar noch mal mit Kaffee zurückgekommen. Ich werde ihr ewig dankbar dafür sein.
    Bei Tageslicht betrachtet, sah ich mittlerweile so aus wie etwas, das Dr. Thoma schon zweimal gegessen hatte, während bei Herzig die Bügelfalten in seinem makellosen Anzug immer noch saßen. Vor der Tür des Präsidiums holte er tief Luft und fragte, wo er mich absetzen könne. Auf alles hatte ich während Seidels inquisitorischem Verhör eine Antwort gehabt, aber jetzt zuckte ich müde mit den Schultern.
    »Ich würde Sie ja einladen, zu mir zum Frühstück zu kommen, aber ich habe einen Hausgast. Es tut mir leid.«
    »Ja, ja, schon gut. Ich weiß. Carmen ist bei Ihnen.«
    »Ja … Was für eine Frau«, seufzte er und schüttelte den Kopf, als könne er sein Glück nicht fassen.
    »Die Sie ohne mich nie kennengelernt hätten.«
    »Das ist richtig. Da bin ich Ihnen und dem Schicksal sehr dankbar.«
    Wir stiegen in seinen dunkelgrünen

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