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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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du gemacht hast – und zwar genau!«
    Ich war kurz davor loszuheulen. Wie oft hatte ich ihn in den letzten Tagen angerufen und um Hilfe geschrien? Und jetzt war er endlich hier, und ich wünschte mich ans andere Ende der Welt.
    Herzig sagte versöhnlich: »Ihren Freunden geht es so weit gut, Frau Abendroth. Und ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich den Ausführungen der beiden zu den Vorgängen in der Villa Glauben schenke. Auch, wenn Herr Matti und Herr Rolinski kein lückenloses Alibi haben. Und ich bin auch bereit, Ihren Erklärungen zu glauben. Also bitte.«
    Winnie resignierte, stützte seinen Kopf in die Hände und schien den Teppich anzumeditieren, während ich alles von Anfang an erzählte. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass die Küchentür einen Spalt weit offen stand. Von Elli und Berti war kein Mucks zu hören, die beiden hatten ihre Fehde für den Moment vergessen und lauschten in stiller Eintracht. Winnie und Herzig unterbrachen mich nicht. Ich verschwieg auch nicht das kleinste Detail und packte wirklich alles auf den Tisch. Sogar meine Haarschneide-Aktion in Herrmanns’ Laube, meine Recherchen unter falscher Flagge bei Frau Heckel und dem Vorsitzenden des Kleingartenvereins. Winnie hatte an manchen Stellen Mühe, die Fassung zu wahren. Seine Mundwinkel zuckten, und als ich erzählte, wie ich mich mit Mias Hilfe vor Seidel in einem Sarg versteckt hatte, musste sich Winnie einen Keks in den Mund stecken, sonst hätte er laut losgelacht. So wütend konnte er also gar nicht mehr auf mich sein. Immerhin hatte er es geschafft, Karin und Peter anzustiften, Seidel bei seinen Ermittlungen zu sabotieren. Als ich endlich fertig war, drehte ich mir aus den letzten Tabakkrümeln eine Zigarette und wartete auf das Zischen der herabsausenden Guillotine.
    Winnie schwieg ausgiebig, aber bedeutsam. Er fuhr sich ein paarmal durch seinen roten Haarschopf und sog die Luft scharf durch die Zähne. Jetzt waren nicht nur seine Augen schlammgrün, allmählich bekamen seine Sommersprossen auch einen giftigen Stich ins Gelbe. Herzig wippte mit der rechten Fußspitze.
    Nach endlos langen Minuten sagte Herzig: »Also …« Aber in dem Moment kamen Berti und Elli ins Wohnzimmer. Elli trug ein paar Sachen in der Hand – ein paar grobe Stiefel und eine Aldi- Tüte.
    »Wir haben allet gehört, Maggie.« Mehr sagte Berti nicht. Was viel schlimmer war, als hätte sie eine Gardinenpredigt abgelassen. Sie drehte sich um und zeigte auf die Stiefel. »Winnie, ich glaub, die Profilsohle sollte ins Labor. Wegen dem Abdruck im Klo bei dem Van der Baack, und wegen die Spuren im Musikzimmer. Die Stiefel hier sind von Borowski.«
    »Was ist in der Plastiktüte?«, fragte Herzig.
    Elli setzte vorsichtig die Tüte auf dem Couchtisch ab. Es klirrte. Sie griff hinein und holte mit spitzen Fingern eine Scherbe hervor. Ich traute meinen Augen nicht, griff ebenfalls hinein und hielt eine Scherbe ins Licht.
    »Hey, vorsichtig, die Fingerabdrücke«, rief Winnie.
    »Was ist das denn jetzt?«, wiederholte Herzig seine Frage.
    Ich legte die Scherbe auf den Tisch, die ungefähr die Größe meiner Hand hatte. Darauf war eine feine Bemalung in zarten, blauen Linien zu erkennen: ein bauschiger Rock, darunter lugten ein paar Pantöffelchen hervor. Am Rand der Scherbe war etwas Eckiges zu erkennen – ein Instrument mit sehr vielen Saiten. Auf der Rückseite das Signet der Delfter Porzellanmanufaktur.
    »Elli, sag mir jetzt nicht, dass Borowski das hier angeschleppt hat.«
    »Doch. Der hatte das dabei, als er hier ankam.«
    »Oh mein Gott, das sind die Überreste dieses Delfter Tellers mit dem seltsamen Instrument drauf. Das unbezahlbare Unikat. Das, was in der Vitrine gelegen hat …«
    Herzig beugte sich etwas vor und sagte: »Sie wollen also sagen, Frau Abendroth, dass wir hier das Bernsteinzimmer auf dem Tisch haben?«
    »So ungefähr – ja … zumindest für Sammler alter Musikinstrumente. Elli, hat Borowski denn irgendwas dazu gesagt?«
    »Nicht viel. Er wollte es wieder zusammenkleben.«
    »Du liebe Zeit«, keuchte Berti. »Der ist doch nich mehr ganz dicht.«
    Abgesehen davon, dass er tot war, traf diese Aussage hundertprozentig zu.
    »Borowski hat den Delfter Teller geklaut und Van der Baack umgebracht?«, stellte ich die Frage in den Raum. »Das glaubt doch kein Mensch.«
    Nun linste auch Winnie in die Tüte. Er zog sich seine Lederhandschuhe über und schob vorsichtig die Scherben in der Tüte herum. »Dat glaub ich nich«, kam es

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