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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Quadratmetern für 150 Euro kalt in einem Stadtteil, dessen Namen ich noch nie gehört hatte, und ein WG-Zimmer in der Hustadt. Das Foto des Zimmers zeigte ein Inferno von Naturholzmöbeln, und ich hielt jede Wette, dass der oder die Anbieterin sommers wie winters Wollsocken und Birkenstock-Schlappen trug und jeden Satz mit ›Du hör mal, du …‹ beginnen und mit ›… irgendwie so, verstehste so …‹ beenden würde.
    »Guck mal, wie ist es denn hiermit?« Mia hatte einen höheren Mietpreis eingegeben, und jetzt hatten die Angebote wenigstens ein bis zwei ganze Zimmer und eine Quadratmeterzahl über 20.
    »Die da ist mit Ofenheizung. Dass es so was noch gibt?«
    »Dafür hat sie aber 50 Quadratmeter und ein Bad, und sie ist in der City.«
    »Fragt sich nur wo.« Ich schrieb mir die angegebene Telefonnummer auf. »Was Neues an der Ebay-Front?«
    »Nein«, sagte Mia bedauernd und widmete sich wieder demonstrativ der Planung von Borowskis Beerdigung. Ich hatte gehofft, sie würde mir noch ein paar Fragen zum Job stellen, aber wie es aussah, hatte sie die Sache im Griff, und ich machte mich auf den Weg in die Stadt, um das Taxi abzuholen. Aber vorher wollte ich dringend mit Wilma sprechen.
    Am Hauptbahnhof stieg ich aus der U-Bahn und lief über den Südring zum Friseursalon. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blieb ich stehen und versuchte, irgendetwas im Inneren des Ladens zu erkennen – Fehlanzeige. Wilma hatte ihre Weihnachtsdekoration schon im Fenster hängen – ein Meer von silbernen und hellblauen Sternen und Lämpchen und dazwischen kleine, weiße, blinkende Weihnachtsbäume. Würde Wilma mich mit einer ihrer japanischen Präzisionsscheren bedrohen, wenn ich es wagen sollte, ihren Laden zu betreten? Ich stand auf der Bordsteinkante und wippte unentschlossen vor und zurück. Plötzlich flog die Ladentür auf, und ein sehr unglücklich aussehender Acki kam mit Riesenschritten heraus, schwang sich auf ein Mountainbike und fuhr schlingernd davon.
    Was hatte das zu bedeuten? Vor allem, was hatte es zu bedeuten, dass er einen schwarzen Anzug anhatte und nicht wie üblich aussah, nämlich wie ein fliegender Fahrradkurier in der Umlaufbahn? Es hielt mich nicht länger auf der anderen Straßenseite. Auf meiner Mütze sammelte sich bereits die erste Schneewehe.
    Als ich den Salon betrat, war von Wilma nichts zu sehen. Ein paar Kundinnen saßen auf ihren Frisierstühlen und starrten mich an. Ihre Blicke blieben an der Trappermütze hängen, um dann flatternd in eine andere Richtung abzudriften, nur um dann noch mal zur Mütze zurückzukehren. Ich fragte das Lehrmädchen, wo die Chefin sei. Sie zuckte mit den Achseln und guckte nach oben, was so viel heißen sollte wie: Ich darf nix sagen, aber sie ist oben in ihrer Wohnung.
    »Kommt sie heute noch mal runter?«
    Wieder das Schulterzucken und der flehende Blick.
    »Okay, dann geh ich jetzt nach oben. Wenn ich in einer Viertelstunde nicht wieder hier bin, dann hat sie mich umgebracht.«
    Die junge Frau friemelte an ihrem Nasenpiercing herum und guckte mich entsetzt an.
    »War’n Witz.«
    Ich nahm die Verbindungstür zum Hausflur und stieg die Treppe hinauf. Die Wohnungstür war nur angelehnt. Ich rief Wilmas Namen, bekam aber keine Antwort. Vorsichtig drückte ich die Tür auf. Im Wohnzimmer dudelte leise die Stereoanlage.
    »Wilma? Bist du da?«
    Ich schaute in der Küche nach. Auf dem großen Esstisch stand eine Vase, gefüllt mit einem Arm voll roter Rosen. Zellophanfolie und Geschenkbänder lagen zusammengeknüllt auf dem Tisch, daneben dümpelte eine zerknitterte Grußkarte in einer Wasserlache. Ich faltete sie auseinander und las: So billig kommst du mir nicht davon, Frau Korff. Wir müssen nicht sofort heiraten – es kann auch nächste Woche sein. Love Acki.
    Der Arme. Was hatte Wilma wieder mit ihm angestellt, und wo war sie überhaupt?
    Im Wohnzimmer fand ich sie nicht und im begehbaren Kleiderschrank auch nicht, also klopfte ich an die Badezimmertür.
    »Ich will nicht mit dir darüber reden, Acki. Ich werde nicht heiraten. Nicht diese Woche, nicht nächste Woche – gar nicht!«
    Ich machte die Tür auf und sagte: »Er ist gar nicht mehr da, krieg dich wieder ein.«
    »Was willst du hier? Kann man nicht mal fünf Minuten seine Ruhe haben?«
    »Du warst wochenlang im Urlaub. Wofür brauchst du jetzt Ruhe?« Wilma, bis zum Hals im Schaumbad, machte keine Anstalten, mich auf der Stelle anzufallen. Sie las in einem Hochglanzmagazin, dessen Titelseite

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