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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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dem Sofa schlafen, für ein paar Tage wird es schon gehen. Ich will nicht, dass du in Särgen nächtigst.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Noch genau fünf Minuten.«
    »Danke. Du wirst kaum merken, dass ich da bin. Ich fahre nachts Taxi und schlafe tagsüber.«
    »Okay. Aber Dr. Thoma, meine Liebe, wird hier nicht einziehen. Um das gleich klarzustellen.«
    »Muss er auch nicht. Der Kater hat es gut bei Raoul und Kai-Uwe.«
    »Und nimm doch mal endlich diese dämliche Mütze ab.«
    »Kann ich nicht.«
    »Kannst du wohl«, sagte Wilma und zog am puscheligen Waschbärschwanz. Die Mütze fiel ins Badewasser. »Wie siehst du denn aus?«
    Ich fischte den Waschbären aus der Wanne.
    »Sag jetzt nicht, dass du das selbst gemacht …«
    »Nein, sag ich nicht. Aber es war so.«
    »Du liebe Zeit! Ich glaube, ich fahre nach Köln und klau dem Knipser den nächsten neuen Satz Reifen. Ich krieg ’ne Krise, wir haben vier Jahre gebraucht, um die Locken so hinzukriegen, und jetzt …?«
    »Vergiss es. Ich bin echt drüber weg.«
    Wilma drapierte den nassen Waschbären auf den Armaturen.
    »Guck mal, sieht der putzig aus. Ein Waschbär in seiner natürlichen Umgebung.«
    »Tatsächlich.«
    »Also, kotz dich ruhig aus, wenn dir danach ist.«
    »Nee. Nicht nötig«, sagte ich leichten Herzens, und es war nicht mal gelogen. Kein Magenziehen und kein Flatterhändchen, keine Tränendrüse, die sich zum Start bereit machte, und meine innere Stimme gähnte und winkte träge ab. Ich hätte mit mehr emotionaler Beteiligung über Spaghetti Carbonara reden können.
    Wilma guckte mich prüfend an.
    »Kannst du es sehen?«, fragte ich.
    »Irgendwie … ja. Die Rasiermesser sind aus deinen Augen verschwunden.«
    »Toll. Und jetzt? Ich fühl mich so leer …«, sagte ich mit gespielter Tragik in der Stimme. Wilma lachte. »Du brauchst dringend einen Haarschnitt.«
    Sie sprang aus der Wanne und schlüpfte tropfnass in ihren Morgenmantel. »Zack, zack, ab in die Küche … So kannst du nicht rumlaufen. Dein Anblick grenzt an Körperverletzung.«
    »Ach, lass mal. Ich gewöhn mich langsam an das Fell. Vielleicht wächst es auch an, wenn ich die Mütze lange genug drauflasse.«
    »Keine Widerrede. Während ich schneide, erzählst du mir mal alles in Ruhe. Vor allem von deinem Interview mit Frau Heckel. Du scheinst ihr ja mächtig imponiert zu haben. Und sag mal, der Borowski ist gestorben?«
    »Woher weißt du das denn schon wieder?«
    »Berti, Mia und Carmen sind heute Abend zum Haaremachen angemeldet – wegen der Beerdigung. Ich leg eine Extraschicht für die Damen ein. Und Winnie war schon hier, also – mir bleibt nichts verborgen, meine Liebe.«
    Wilma holte aus dem Badezimmerschränkchen Schere und Kamm, und wir gingen in die Küche.
    »Also, da Winnie schon alles ausgeplaudert hat, muss ich dir doch nix mehr erzählen.«
    »Doch … Ich will vor allem wissen, warum du bei Herrn Matti übernachtet hast. Läuft da was zwischen euch?«
    »Wilma!«
    »Warum denn nicht? Jetzt, wo du über den Knipser hinweg bist. Matti ist ein attraktiver Mann – und er passt zu dir.«
    »Passt zu mir?! Wilma! Was soll denn an dem finnischen Marathonschweiger zu mir passen?«
    »Dass er im richtigen Moment die Klappe hält. Ich kenn keinen, der wirkungsvoller schweigt als er. Und nett und intelligent ist er auch noch. Und nobel. Herr Matti ist ein Gentleman.«
    »Schwachsinn. Ich war auf der Flucht vor der Polizei und …«
    »Gar kein Schwachsinn. Matti mag dich. Glaub mir. Wenn du in seiner Nähe bist, leuchten seine Augen wie BMW-Scheinwerfer.«
    Wilma räumte die Rosen vom Tisch und drückte mich auf einen der Küchenstühle.
    »Da bist du aber die Erste, die das bemerkt. Und wenn schon … Für so eine Geschichte braucht man zwei, schon vergessen?«
    »Und du bist die, die gar nix mehr merkt. Ich habe während seines Prozesses die ganze Zeit in der ersten Reihe gesessen, meine Liebe. Wenn du mich fragst … Die hätten ihn auch zum Tode verurteilen können, es wäre ihm egal gewesen, solange du neben dem Schafott gesessen hättest.«
    »Du klingst schon wie meine Drehbücher.«
    »Nur, weil er nicht mit der Tür ins Haus fällt, heißt das noch lange nicht, dass er nicht romantisch veranlagt wäre.«
    »Matti ist doch auch viel zu alt.«
    »Papperlapp. Matti ist 47. Wo ist der denn zu alt? Ich würde sagen, das wäre der erste erwachsene Mann in deinem Leben.«
    Sie griff mir mit beiden Händen prüfend in das, was von meiner ehemaligen Lockenpracht noch

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