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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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übrig war.
    »Nimm den Rasierer und mach Sinead O’Connor draus«, schlug ich vor.
    »Nur über meine Leiche«, sagte Wilma und wickelte mir ein Handtuch um den Hals. Eine Stunde später sah ich aus wie die brünette Version von Meg Ryan in E-Mail für Dich und hatte Mühe, mich an mein neues Gesicht im Spiegel zu gewöhnen.
    »Das hätten wir schon längst mal ausprobieren sollen, Maggie«, strahlte Wilma. »Tolle Kontur. Du siehst zehn Jahre jünger aus.«
    »Jünger als wer?«
    »Okay, wenn es dir nicht gefällt, hol ich Blondiermittel, und in einer halben Stunde siehst du aus wie Doris Day.«
    »Das, meine Liebe, bitte nur über meine Leiche.«
    Wilma musste zurück in den Salon. Während sie sich anzog, stand ich vorm Spiegel und bewunderte meinen neuen Kopf.
    »Wilma, kann ich deinen Computer benutzen, ich will was im Internet nachsehen.«
    »Geht’s um diese obskure Fiedel?«, rief sie aus ihrem Schlafzimmer.
    »Nein, ich will ein bisschen bei Ebay gucken, ob da nicht jemand Herrmanns’ Tassen verkauft.«
    »Mach nur.«
    Wilma stand in engen Röhrenjeans und einer knallbunten Bluse mit Trompetenärmeln, ganz im Retroschick von Courrège, grinsend in der Badezimmertür. Sie hielt mir zwei Paar Schuhe entgegen. Das eine Paar waren Riemensandalen auf 10-Zentimeter-Absätzen und das andere ein paar schwarze Lackstiefeletten mit vier Zentimeter hohen, in dunkelgrünem Wildleder abgesetzten Plateausohlen. »Welche?«
    »Die sehen beide nicht so aus, als würden sie durch den TÜV kommen. Die Stiefel, wenn du mich fragst. Draußen schneits.«
    »Ich schneide Haare nicht vor der Tür.« Sie hielt einen Stiefel prüfend gegen den Blusenärmel. »Das Grün passt.«
    »Hast du eigentlich einen Ebay-Account?«
    »Wilmafeuerstein, ein Wort. Und das Passwort ist …«
    Ich war schon auf dem Weg in ihr Arbeitszimmer. Wilma kam hinter mir her und versuchte, sich im Laufen die Stiefel anzuziehen. »Äh … du hast gesagt, nur gucken … Du wirst doch nichts ersteigern?«
    Ich klemmte mich hinter den Schreibtisch und startete den Computer.
    »Doch, ich bin auf der Suche nach den verschwundenen Tassen von Herrmanns. Und wenn ich die finde, dann muss ich die ersteigern. Habe ich die Tassen gefunden, habe ich garantiert auch den Dieb der Viola d’amore gefunden und der Tassen – oder den Unfallfahrer oder den Brandstifter, such dir was aus.«
    »Abgesehen davon, dass ich kaum ein Wort von dem verstehe, was du mir sagen willst … Du hast doch gar kein Geld.«
    »Eben, deswegen brauche ich deinen Account, verstehst du? Das wird nicht mehr als ein paar Euro kosten. Und du kriegst es ja wieder. Falls ich überhaupt was finde. Also?«
    Wilma zog den zweiten Stiefel an und sagte: »Lacroix. Das Passwort ist Lacroix. «
    Die Verbindung stand, und ich loggte mich ein. »Danke, Wilma.«
    »Keine Ursache. Waidmannsheil. Wenn du was brauchst, ich bin unten.«

22
    Ich kam mit hängender Zunge eine halbe Stunde zu spät bei Kieslowski an, weil ich mich im Internet ein bisschen verdaddelt hatte. Denn erst in letzter Sekunde hatte ich bei Ebay tatsächlich etwas entdeckt, und auch nur deshalb, weil ich versehentlich das Wort Porzellan mit ›tz‹ eingetippt hatte. Kein Wunder, dass Mia noch nicht fündig geworden war.
    Drei Tassen von einem Anbieter aus dem Ruhrgebiet. Er oder sie nannte sich 4630Helga und bestand auf Selbstabholer und Bezahlung cash. Zwei Motive waren Allerweltsware der Royals. Elizabeth und Philip, Philip und Elizabeth aus verschiedenen Jahrgängen. Das dritte Motiv allerdings war mir seinerzeit in Herrmanns Laube schon aufgefallen – Elizabeth und Philip auf einer weißen Porzellantasse. Auf den Markt gekommen anlässlich ihres Staatsbesuches auf Malta 1992 – eine schwer aufzutreibende Devotionalie, da sie nie über die Inselgrenzen von Malta hinaus verkauft worden war.
    Ich war bei 25 Euro in die Versteigerung, die nur noch bis 7 Uhr in der Früh lief, eingestiegen und hatte mit Zurückhaltung geboten. Kurz bevor ich endgültig aufbrechen musste, war etwas Bewegung in die Auktion gekommen. Der übliche Run in den letzten Stunden einer Versteigerung. Schweren Herzens hatte ich mich bei 65 Euro vom Computer losgerissen, um das Taxi abzuholen. Bis 7 Uhr würde ich wieder zurück sein und weiterbieten.
    Obwohl ich viel zu spät dran war, händigte mir Kieslowski kommentarlos die Wagenschlüssel aus. War heute der Tag der Wunder? Wilma aufgeräumt und in Friedenslaune, und jetzt auch noch Kieslowski auf

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