umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
du nicht? Die suchen dich auch!«
Oh! Ja, sicher. Umso dringender brauchte ich die Nummer von unserem Staranwalt.
Mia drückte eine Taste auf dem Computer-Keyboard, und das Telefon wählte automatisch eine Nummer. Dann reichte sie mir den Hörer.
Herzig war sofort am Apparat.
»Sagen Sie jetzt bloß nicht meinen Namen, Dr. Herzig«, eröffnete ich das Gespräch. »Ich bin es, Maggie Abendroth.«
Herzig räusperte sich und sagte: »Oh, das tut mir aber leid, Herr, äh … Ich bin in einer Besprechung. Selbstverständlich rufe ich Sie zurück. In ungefähr zwanzig Minuten.«
Ich rief noch: »Nicht auflegen. Wie geht es den beiden?« Aber Herzig hatte die Verbindung unterbrochen. Was folgte, waren die längsten zwanzig Minuten meines Lebens. Während ich einen Kaffee nach dem anderen trank, erzählte ich Mia, was in den letzten Tagen passiert war. Ihre Augen wurden größer und größer, und sie schüttelte ein ums andere Mal den Kopf. Als ich mit meinem Bericht fertig war, standen wir beide kurz vorm Herzkasper, die Gummibärchenurne war fast leer und die Kleenexpackung auch. Endlich klingelte das Telefon, und Herzig war am Apparat. »Frau Abendroth, wo sind Sie?«
»Im Bestattungsinstitut.«
»Sie verschwinden da auf der Stelle! Die Polizei ist unterwegs dorthin. Aber dalli. Alles Weitere können wir später besprechen.«
»Warum? Was ist denn los?«
»Die Polizei hat Ihr Taxi untersucht und einen Flachmann gefunden.«
»Warum?«
»Was, warum? Sie werden ihn dort wohl versteckt haben! Und weil Rudi Rolinski, entgegen meinem Rat, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt hat, als Seidel ihn verhört hat. Also auch von dem Flachmann. Herr Matti hat die Geschichte von Rolinski bestätigt. Seidel weiß außerdem, dass Sie in Herrn Mattis Wohnung wohnen.«
»Hat er das ausgeplaudert?«
»Nicht direkt – oder eher, nicht freiwillig. Als Seidel festgestellt hat, dass Ihr Souterrain leer ist, hat er Ihren Vermieter angerufen. Der hat erklärt, das Souterrain gehöre Ihnen gar nicht mehr. Und da hat Herr Matti eben auch die Wahrheit gesagt. Da kommt eins zum anderen, Frau Abendroth! Der Seidel wird Sie vierteilen.«
»Okay, okay, war ein Scheißversteck für den Flachmann. Und das mit meiner Adresse … ist mir eben so rausgerutscht … Abgesehen davon, dass es sowieso ein Scheißabend war. Und was war dann?«
»Es sind Fingerabdrücke auf dem Flachmann. Von Matti, von Rudi und von noch drei weiteren, bislang nicht identifizierten Personen.«
Zwei dürften Borowski und Herrmanns zuzuordnen sein, die anderen könnten zum Täter gehören.
»Von mir sind aber keine drauf. Was will die Polizei dann von mir?«
»Sie haben Beweismaterial unterschlagen. Sie haben gelogen und die Ermittlungen behindert. Das reicht völlig.«
Hm. War ja gar nicht so wild. Hauptsache, sie beschuldigen mich nicht auch noch, Van der Baack in den Pool geschubst zu haben.
»Es sind zudem Erd- und Blutreste an der Flasche gefunden worden. Erde aus dem Garten von Van der Baack und sein Blut. Jedenfalls lassen das die ersten Ergebnisse vermuten.«
»Aber so ein kleiner Flachmann ist doch keine Mordwaffe. Und der Borowski hat den nicht im Garten gefunden, sondern im Musikzimmer. Hat er jedenfalls gesagt. Wie soll der plötzlich in den Garten gekommen sein?«
»Sie werden unlogisch, Frau Abendroth«, wurde ich von Herzig gerüffelt. »Darum geht es doch jetzt gar nicht. Wir brauchen auf der Stelle Herrn Borowski, damit er diese krude Geschichte bestätigt. Vor allem, dass er es war, der Herrn Matti und Rudi angerufen hat.«
»Der kommt bestimmt nicht freiwillig. Der ist gestern einfach abgehauen. Der hat uns mit dem ganzen Mist einfach stehen lassen. Wenn ich den finde, bringe ich ihn um!«
»Sagen Sie um Himmels willen nicht solche Sachen. Wo steckt dieser Herrmanns denn? Herr Matti hatte erwähnt, dass er der Besitzer des Flachmanns sei. Was hat der mit der Geschichte zu tun?«
»Der liegt seit Tagen im Koma im Knappschaftskrankenhaus Langendreer.«
»Das wird ja immer schöner!«
»Ich erklär’ Ihnen alles später, oder lassen Sie sich die ganze Geschichte von Matti erzählen.«
»Ich bitte darum, Frau Abendroth. Wenn Sie zu Seidel gehen, um die Sache zu klären, dann nur in meiner Begleitung. Haben Sie verstanden?«
»Ich hab gar nicht vor, zu Seidel zu gehen. Da hab ich, weiß Gott, Wichtigeres zu tun.«
»Frau Abendroth!«
Ich konnte es direkt vor mir sehen, wie Herzigs Schuhspitze nervös wippte. Herzig war der
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