umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
Bad-Hair-Day nannte. Und Wilma sah man rein gar nichts von ihrer Trennung von Acki an. Das war ungerecht!
Noch als ich auf der Toilette saß, riss ich mir die Mütze vom Kopf und kratzte, was die Sache aber nicht besser machte.
Vor dem Spiegel traf mich der Schlag. Mein Haar stand in wilden Büscheln wirr vom Kopf ab. Würde daraus jemals wieder so was wie ein Haarschnitt werden, mit dem ich mich in der Öffentlichkeit zeigen konnte? Nicht, wenn ich mich nicht wieder mit Wilma, der Meistercoiffeuse, vertragen würde. Ich hielt meinen Kopf unter den Wasserhahn und genoss das kalte Wasser und dass der Juckreiz langsam nachließ.
Wie war ich nur auf die abstruse Idee gekommen, den Flachmann einzustecken? In der Villa war es mir wie das Natürlichste von der Welt erschienen – ich wollte ganz einfach Schwierigkeiten für alle vermeiden. Und was hatte ich erreicht? In Sachen Schwierigkeiten auf jeden Fall die volle Punktzahl. Ich konnte Rudi nicht böse sein, dass er die ganze Geschichte vor Seidel ausgepackt hatte. Bei seinem Knasttrauma? Und Matti? Musste dasselbe sagen wie Rudi. Wenn er Seidel was anderes erzählt hätte, würde Rudi noch schlechter wegkommen. ›Eine Lüge ist die Mutter von zehn neuen‹, dröhnte mir Mattis Stimme in den Ohren. Okay, dann sorge ich ab jetzt mal für Geburtenkontrolle.
Ich öffnete die Tür. Wilma war verschwunden. Mia saß am Schreibtisch, hatte die Hände in den Schoß gelegt und sah äußerst angespannt und erschöpft aus.
»Du warst klasse, Mia«, sagte ich und schulterte meine Tasche. »Du warst wirklich große Klasse.«
»Was war das grad mit Wilma und dir?«
»Ach nix. Immer dasselbe Theater. Sie hat Recht, und ich hab meine Ruhe … Da müssen wir jetzt nicht drüber reden.«
»Aha? Na gut. Was machst du jetzt? Du tropfst übrigens aus deiner Mütze.« Mia ging kurz in den Toilettenraum, ich hörte eine Schranktür klappern, und sie kam mit einem Handtuch wieder.
»Danke. Was ich jetzt mache? Keine Ahnung. Mich mit Herzig treffen, vielleicht? Aber der schleppt mich nur mit zur Wache, und dann behalten sie mich auch da, und dann kann hier keiner mehr was unternehmen. Der Seidel wird sich einen Dreck um eine umfangreiche Ermittlung kümmern, wo er doch davon überzeugt ist, dass es Rudi und Matti waren.«
»Ich hatte solche Angst. Warum hat Rudis Maschine geklemmt?«
»Hat sie ja gar nicht. Diese beiden Polizisten, die nebenan die Särge durchsucht haben, sind eigentlich aus Winnies Team. Die wussten Bescheid. Winnie ist schon auf dem Weg. Wenn die nicht gewesen wären, dann wäre ich schon längst hinter Schloss und Riegel. Und vielleicht habe ich es ja auch verdient.«
»Nein, das glaube ich nicht«, sagte Mia und holte eine Schachtel Pralinen aus der Schublade ihres Schreibtisches. »Es war vielleicht ein Fehler, diesen Flachmann mitzunehmen. Aber ansonsten habt ihr alle drei nichts gemacht. Du musst Borowski finden. Mit Herzig kannst du später reden.«
»Was sind denn das für Töne, Mia?«
»Glaubst du, ich lebe hinterm Mond?«
»Nein, das habe ich nie geglaubt.«
Mia biss genüsslich in eine Praline aus dunkler Schokolade, die mit einem rosa Cremehäubchen verziert war. »Du hast mir ja vorhin die ganze Sache erklärt. Und ich stimme dir zu, dass die gestohlenen Gegenstände irgendwie verkauft werden müssen. Wenn du gestattest, werde ich mich darum kümmern und das Internet durchforsten. Das kann ich nämlich gut. Und solange Matti und Rudi nicht hier sind, werde ich wohl kaum Bestattungsaufträge annehmen können. Aber ich kann durchaus etwas für mein Geld tun.«
»Das ist eine gute Idee. Ich hole mein Taxi. Ich darf bloß Kieslowski nicht begegnen.«
»Hast du keine Angst, dass die Polizei dich schnappt, bevor du dich mit Herzig getroffen hast?«
»Weißt du, Mia, der beste Platz, um sich auf einer Party zu verstecken, ist die Tanzfläche.«
Ich steckte mir einen weißen Trüffel in den Mund und verabschiedete mich von ihr. Sie blieb in der Tür stehen und winkte mir zum Abschied mit dem Handtuch. »Ich ruf dich an, Maggie, wenn ich was gefunden habe.«
Kaum hatte ich die nächste Straßenecke erreicht, wurde mir schwindelig. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding, und das bisschen Zuversicht, das Mia in mir ausgelöst hatte, als sie versprach, sich an der Suche nach den gestohlenen Sachen zu beteiligen, verpuffte in dem Moment, als die große weite Welt mich wiederhatte. Ein Trost allerdings blieb mir: Karin hatte gesagt, dass Winnie auf dem
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