Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
gelähmt. Zwei Dienstmützen erschienen über dem Rand des Sargs. Dann starrten mich zwei Augenpaare an. »Pst«, kam es von beiden Polizisten.
    Ich war unfähig, auch nur einen Pieps herauszubringen. Karin und Peter hatten das fetteste Grinsen auf dem Gesicht, das man sich vorstellen kann. Karin schob sich die Dienstmütze in den Nacken und lehnte sich gemütlich mit beiden Ellenbogen auf den Rand des Sarges, und Peter legte mir meine Tasche in die Hände. »Stappenbeck mein Name, hallo. Abendroth, du musst lernen, dich besser zu verstecken. Deine Tasche hing raus.«
    Karin kicherte leise und flüsterte: »Gruß von Winnie, der reißt dir den Arsch auf, wenn der dich findet. Er ist schon auf dem Weg nach Deutschland.«
    Meine Kehle war zugeschnürt, und ich brachte nur ein quiekendes »Ährch?« zustande. Wenn ich gewusst hätte, dass Peter mit Nachnahmen Stappenbeck hieß, hätte ich hier nicht Blut und Wasser schwitzen müssen.
    »Seidel hat uns ausgeliehen. Wir sind nicht amused« , flüsterte Peter, und Karin fügte hinzu: »Wir machen den Deckel jetzt wieder zu. Triff dich mit Herzig und schaff uns diesen dämlichen Borowski ran, wir können nicht ewig vorgeben, blind zu sein.«
    »Danke …«, flüsterte ich. »Wie geht es Matti und Rudi?«
    »Okay«, sagte Peter, dann ließen sie den Deckel herunter, und ich wäre beinahe an all meinen Fragen erstickt. Das Karussell setzte sich wieder in Bewegung, und Peter rief: »Chef, die Scheißkonstruktion klemmt.«
    »Dann machen Sie gefälligst im Lager weiter«, brüllte Seidel zurück.
    »Machen wir, Chef«, rief Karin, klopfte vorsichtig an den Sarg und flüsterte: »Und du, Abendroth, bist mit Herzig in spätestens zwei Stunden auf der Wache, am besten mit Borowski, sonst seh’ ich schwarz.«
    Die beiden Stiefelpaare entfernten sich.
    Wann kommt Winnie an? Wann erwarten sie die Obduktionsergebnisse? Warum kümmern sie sich nicht um Frau Heckel, die alte Giftspritze? Wo suchen sie nach dem Teller? Warum habe ich ihnen nichts von der Viola Dingsbums erzählt? Kommt zurück! Holt mich hier raus! Ich kriege eine Panikattacke, und außerdem muss ich aufs Klo!
    Je länger es dauerte, desto mehr Energie musste ich darauf verwenden, ruhig zu atmen. Die Panik in der dunklen Kiste schwappte immer wieder bis knapp über die Ufer, und ich zählte in Gedanken von eins bis zehn und wieder zurück, klammerte mich an meine Tasche, um nicht laut schreiend aus meinem Versteck zu flüchten. Unter der Fellmütze fing meine Kopfhaut an zu jucken, aber ich konnte in der engen Kiste den Arm nicht heben, um mich zu kratzen. Was würde Amnesty International dazu sagen?
    Plötzlich – es kam mir so vor, als wäre ich drei Stunden in meinem Versteck gewesen – wurde der Deckel angehoben. Was ich sah, ließ mich beinahe ins Koma sinken. Neben Mia erschien das Gesicht von Wilma.
    Die hatte mir gerade noch gefehlt. Und als hätte sie nur darauf gewartet, stemmte sie, ganz ›aufgeregte Amphore‹, die Hände in die Hüften und sagte: »Ich hoffe, der Sarg ist all inclusive, Abendroth. Wie ich an deinem Teint sehe, warst du für genau fünf Minuten in der Karibik. Und dafür der lange Flug. Du siehst aus wie ein Modell für ›Vorher-Fotos‹.«
    »Tue ich das nicht immer? Im Gegenteil zu dir?«, giftete ich und stemmte mich hoch. »Los, führ schon dein Hab-ich’s-nicht-gesagt-Tänzchen auf. Ich kann Aufmunterung gebrauchen.«
    Wilma grinste und hielt mir ihre Hand hin, um mir beim Aussteigen aus dem Sarg zu helfen, aber ich beachtete sie nicht, kletterte allein aus der Kiste und verschwand in der Toilette.
    »Welche war es diesmal, Maggie?«, hörte ich sie durch die geschlossene Tür rufen.
    »Das geht dich gar nichts an«, patzte ich zurück. »Reicht es nicht, dass du Recht hattest? Musst du jetzt auf mir rumtrampeln? Wie geht’s denn Acki? Hat er endlich einen Flug nach Hause gekriegt? Oder sitzt er schon in Guantanamo, weil er sich nicht ausweisen konnte?!«
    »Jetzt hört doch mal auf, ihr beiden. Wir haben doch wohl schon genug Theater!«, mischte Mia sich ein. Dann war es still.
    Mir war speiübel und schwindelig. Der viele Kaffee, die Aufregung und das Sahnehäubchen obendrauf: Wilma, die Recht behalten hatte, was den Ausgang der Geschichte mit dem Knipser anging. Warum erwischt sie mich immer in den Momenten, wenn ich, wie sie es nannte, aussah und mich auch so fühlte wie ein Fall für den Schönheitschirurgen? Dieser Zustand ging weit über das hinaus, was man einen

Weitere Kostenlose Bücher