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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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denken?«
    »Wissen Sie, was jetzt schade ist, Frau Heckel? Dass die Diebe kein Lösegeld für den Teller fordern werden. Es sieht ja fast so aus, als hätten Sie den Teller als Ersatz für ihr Lösegeld stehlen wollen. Vielleicht, um Van der Baack zu zeigen, dass sie auf sein Geld gar nicht angewiesen sind? Wie hieß das Instrument, das da drauf zu sehen ist?«
    Frau Heckel räusperte sich vernehmlich.
    »Ein großes Cymbal oder auch Pantaleon genannt. Nach seinem Erbauer: Pantaleon Hebenstreit. 18. Jahrhundert. Es sieht so ähnlich aus wie ein Hackbrett mit 185 Saiten.«
    So viele? Kein Wunder, dass es keiner mehr spielt. Frau Heckel warf mit noch mehr Namen und Daten um sich – für mich nur böhmische Dörfer. Ich ließ das Referat an mir vorbeirauschen und stieg geistig wieder ein, als sie sagte: »… Hellmann und Gumpenhueber aus Wien zum Beispiel. Es gibt nirgendwo mehr ein erhaltenes Exemplar. Wenn es diesen Teller nicht gäbe, wüsste niemand, wie es ausgesehen hat. Man kann nur noch in Archiven, zum Beispiel am Kaiserhof in Wien, etwas darüber lesen.«
    Das-ist-das-Haus-vom-Nikolaus …
    »Interessiert Sie das überhaupt?«
    Mich interessiert vor allem, was Sie nicht sagen, meine Liebe, aber dazu kommen wir noch.
    »Sie wissen außerordentlich gut Bescheid«, sagte ich. Es war Zeit für ein kleines Lob.
    »Ich arbeite seit zehn Jahren für Van der Baack. Und ja, ich bin sehr interessiert.«
    Ich schwieg. Frau Heckel auch. Ihr waren wohl die Gumpenhuebers ausgegangen. Das Schweigen dehnte sich aus.
    Frau Heckel trank ihren Tee aus, glättete ihren Rock und machte Anstalten aufzustehen.
    »Gehen Sie bitte nicht«, sagte ich freundlich. »So, wie ich die Sache sehe, ist die Polizei kurz davor, die Falschen zu beschuldigen, unter anderem den alten Herrn Borowski. Und der hat es doch wohl wirklich nicht verdient.«
    Ich wartete darauf, dass meine Worte Wirkung zeigten. Jetzt bloß nicht drängeln, Maggie. Dran bleiben, ruhig bleiben. Sie wird sich entscheiden. Wenn nicht jetzt, dann später. Jetzt wäre mir aber lieber.
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden, Frau Korff.«
    »Wie machen sich übrigens die Rosen, um die sich Herrmanns am Tag seines Unfalls kümmern wollte?«
    »Welche Rosen?«
    »Schultheis, aus England.«
    »Sind Sie betrunken?«
    »Nein. Ich zitiere nur Ihren Chef.«
    Frau Heckel starrte mich an und stotterte: »Wann hat er das …?«
    »Waren welche bestellt? Ja oder nein?«
    »Nein … was haben denn jetzt Rosen mit …?«
    »Ach, unwichtig.«
    Ich musste schnell noch einen Versuchsballon loswerden, denn ich wusste nicht, ob ich jemals wieder Gelegenheit haben würde, mit Frau Heckel zu sprechen. Wenn es nicht die Rosen waren, dann war es was anderes, sehr Wichtiges, das Herrmanns für Van der Baack zu erledigen gehabt hatte …
    »Vergessen wir mal die Rosen. Mir geht nicht aus dem Kopf, dass Van der Baack das Lösegeld nicht zahlen wollte. Das sind doch Peanuts für den. 100.000 Euro. Ph! Soll ich Ihnen mal erzählen, was ich mir vorstellen könnte?«
    »Ich muss jetzt gehen.«
    »Bitte, es dauert nur eine Minute.«
    Sie setzte sich wieder hin, starrte aber demonstrativ zum Fenster hinaus.
    »Meine Geschichte geht so: Van der Baack wollte zahlen, aber das Geld nicht selber überbringen und hat seinen ergebenen Gärtner, den alten Herrn Herrmanns, losgeschickt, um das Instrument wiederzuholen. Leider ging die Geldübergabe schief. Herrmanns kam nicht zurück. Wie gut, dass ein paar Tage später die Suchanzeige der Polizei in der Zeitung war.«
    »Woher haben Sie überhaupt die Geschichte mit dem Unfall?«
    »Ich rede mit vielen Menschen. Also weiter: Dieser Gärtner … Herrmanns, kommt nicht zurück, liegt in der Klinik und kann nicht befragt werden. Van der Baack wird klar, dass sein Geld und seine Fidel weg sind. Quel malheur. Und deswegen hat er nichts Eiligeres zu tun, als den Samariter zu spielen und bei der Gelegenheit den Freund von Herrmanns zu engagieren, um in der ersten Reihe zu sitzen, sollte Herrmanns jemals wieder wach werden.«
    Frau Heckel hielt es kaum noch auf ihrem Stuhl aus. Irgendwas an meinem Lore-Roman musste wohl richtig sein. Vielleicht sogar alles?
    Plötzlich sagte sie leise: »Wissen Sie, wie es Herrn Herrmanns geht?«
    »Unverändert. Die Ärzte wissen nicht, ob sie ihn durchbringen.«
    Sie sank in sich zusammen. Wenn ich jemals jemanden gesehen hatte, der sich vor lauter Schuldgefühlen auf einen anderen Planeten wünschte, dann war es diese Frau. Ich

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