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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Staranwalt von Bochum und bestimmt nicht um Antworten verlegen, aber seit er Matti kennengelernt hatte, war ihm schon ein paarmal die Luft weggeblieben.
    »Sind Sie noch dran?«, fragte ich.
    »Natürlich, aber was Sie da angerichtet haben!«
    »Ich werd’s auslöffeln. Aber nicht jetzt, und nicht bei Seidel.«
    »Darüber reden wir … Ach was! Jetzt hauen Sie erst mal da ab, bevor es zu spät ist. Ich werde wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«
    Herzig hatte aufgelegt. Im selben Moment hielten drei Streifenwagen vor dem Bestattungsinstitut. Ich schnappte meine Tasche. Die Türen der Polizeifahrzeuge flogen auf. Seidel stieg aus, und ich war mit meinem Latein am Ende.
    »Frau Hoffstiepel! Wo ist Frau Abendroth?! Und geben Sie mir jetzt endlich die Schlüssel für die Wohnung von Herrn Bie…ti… nie«, hörte ich Seidel bellen. Ich konnte Mias leise Stimme kaum verstehen, aber sie antwortete in nicht weniger barschem Ton: »Sie können ja noch nicht mal seinen Nachnamen aussprechen. Ich habe die Schlüssel nicht. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen? Und Frau Abendroth habe ich seit Tagen nicht gesehen. Und jetzt gehen Sie! Ich habe hier einiges zu tun.«
    Schweres Schuhwerk polterte über die Mooreichendielen. Die Schritte kamen näher. Ich war mir nicht mehr so ganz sicher, ob Mias Idee, mich in einem der Särge zu verstecken, so gut gewesen war. Rudis Sarg-Karussell setzte sich in Bewegung. Der Sarg, in dem ich lag, Modell ›Rittertruhe, altdeutsch‹, 1.895 Euro, schwankte sanft hin und her. Das Karussell hielt an. Über mir knarrte etwas, und Scharniere quietschten. Jemand pfiff leise durch die Zähne und murmelte: »Wow, luxuriös.« Dann sagte die Stimme wesentlich lauter: »Chef, soll ich die etwa alle aufmachen?«
    »Warum nicht? Haben Sie heute etwa noch was anderes vor, Stappenbeck?«, rief Seidel.
    »Nach was suchen wir eigentlich?«, grummelte die Stimme, die zu dem Namen Stappenbeck gehörte.
    »Einen Delfter Teller und diese Frau, diese Abendroth … Und diesen Borowski.«
    »Und die sollen alle in einem Sarg sein?«
    Ich presste meine rechte Faust auf den Mund, um nicht laut loszulachen. Das war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Komik, aber dieser Stappenbeck hatte echt die Ruhe weg und nahm seinen Chef ganz schön auf den Arm.
    Über mir klapperte etwas – vermutlich hatte der Polizist den Deckel des Sarges, der über meinem hing, wieder aufgelegt. Kam jetzt ganz drauf an, welche Richtung der Beamte beim Öffnen der Särge einschlagen würde. Entweder hatte ich noch 15 Särge Zeit oder gar keine mehr.
    »Sie müssen auf den grünen Knopf drücken«, rief Mia, und etwas unfreundlicher sagte sie zu Seidel: »Im Hinterhof ist noch ein Lager. Viel Spaß mit über einhundert Modellen. Ich mache Ihnen die Deckel nicht alle auf. Wie Sie sehen, bin ich hier grad allein!«
    »Öffnen Sie diesen Schrank«, befahl Seidel.
    »Öffnen Sie den doch selbst«, sagte Mia. »Wo ist überhaupt Ihr Durchsuchungsbefehl, Herr Seidel!«
    »Frau Hoffstiepel, Sie gucken zu viel Tatort. Ich brauch hier nur laut ›Gefahr im Verzug!‹ zu schreien, dann darf ich den Laden in die Luft sprengen, wenn ich will!«
    »Dann schreien Sie doch!«
    Mia kämpfte wie eine Löwin. Und als hätte ich keine anderen Sorgen, stellte ich mir vor, wie Seidel vor der kleinen, adretten Mia kapitulierte. Er rief: »Zwei Mann nach unten, zwei ins Sarglager, Frau Hoffstiepel wird Sie hinführen. Oder ist das zu viel verlangt?«
    Ich hörte das leise Schaben der Schiebetür, und das Gespräch zwischen Seidel und Mia war abgeschnitten. Dafür hatten sich noch ein paar Stiefel zu denen von Stappenbeck gesellt. Durchsuchten sie jetzt zu zweit die Sargausstellung? Das würde meine Liegezeit erheblich verkürzen.
    Meine Rittertruhe schwankte wieder, und ich stellte erleichtert fest, dass ich nach oben gehoben wurde. Fragte sich jetzt nur, was ich mit der Restzeit anfangen sollte, bis ich mit meinem Sarg vorne wieder angekommen war. Das ›Riesenrad‹ setzte sich mehrmals in Bewegung und wurde wieder angehalten. Ein Deckel nach dem anderen wurde geöffnet und wieder geschlossen. Es gab kein Zurück, in weniger als einer Minute würde ich auffliegen. Ich könnte in der nächsten Sekunde wie ›Jack in the Box‹ aus dem Sarg springen, die Schrecksekunde der beiden Beamten ausnutzen und fliehen. Ja, hätte ich machen können. Aber bevor ich eine Entscheidung getroffen hatte, hob sich der Deckel der Rittertruhe. Ich blinzelte und war wie

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