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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wenn Uwe jetzt hier wäre? Ja, siehst du. Und dann hattest du ein schlechtes Gewissen, weil du lange nicht geschrieben hattest – und das Gewissen brachte dich dazu, etwas zu liebevoll zu schreiben, um deine Unterlassungssünden wiedergutzumachen?“
    „Genau so ist es, Tante Christiane. Haargenau. Bist du Gedankenleser?“
    „Nein, aber ich bin eine alte Frau mit Lebenskenntnis und mit gewissen Jugenderfahrungen. Weißt du was, Reni? Natürlich mußt du ihm schreiben. Du mußt ihm herzlichst gratulieren und sagen, daß du dich sehr für ihn freust. Und dann – ja dann –, wie wäre es, wenn du ihm ganz einfach die Wahrheit sagtest? Wenn du erzähltest, wie es dazu kam, daß du diesen gefühlvollen Brief schriebst? Du mußt sozusagen mit einem Lächeln schreiben, du mußt es bagatellisieren, mußt über dich selbst schmunzeln, verstehst du? Schreib so, daß Uwe die muntere kleine Reni wiedererkennt, das nette Mädchen, das er immer als Kamerad behalten kann, auch wenn seine große Liebe einer anderen gehört. Schreib doch ein paar Worte darüber, daß du dich darauf freust, seine Braut kennenzulernen, frag ihn, was er sich als Verlobungsgeschenk wünscht – schreib leicht und unbeschwert. Und vor allem: Sag ihm die Wahrheit über deinen Gefühlsausbruch in dem Brief.“
    Ich blieb sitzen und ließ die klugen Worte so richtig in mich hineinsinken. Dann lächelte ich.
    „Ich bedauere nur eins, Tante Christiane. Daß dein Wagen so klein ist.“
    „Ich bedauere es gar nicht, besonders wenn es darum geht, eine Parklücke zu finden. Aber was in aller Welt hat mein Wagen mit deinen Problemen zu tun?“
    „Nicht mit meinen Problemen, sondern mit der Lösung der Probleme, das heißt mit meiner Dankbarkeit! Wenn du einen Mercedes hättest, könnte ich dich jetzt umarmen, aber das geht in diesem Puppenwagen nicht, und besonders nicht mit dem Kö – ich meine, mit dem süßen Hündchen auf dem Schoß!“
    „Dann holst du es eben am Donnerstag nach!“ lächelte Tante Christiane. „Nun Kopf hoch, Kind, es ist alles nur halb so schlimm! Arbeite fleißig, mach es dir nett mit Jessica und Anke, und eines Tages taucht der Mann auf, der dir das richtige Herzklopfen verschafft, der, in den du dich restlos verliebst. So, und nun müssen wir weiter, sonst kriegt Isa heut nichts zu essen, und du vernachlässigst deine Pflichten.“
    „Tante Christiane – ich danke dir tausendmal, zehntausendmal – du hast mir so phantastisch geholfen – “
    „Aber es tut noch ein bißchen weh, nicht wahr? Na ja, das mußt du eben über dich ergehen lassen, viele haben es schlimmer! Alles geht vorüber! In drei Tagen ist Donnerstag, was möchtet ihr essen? Ich habe an einen Schweinerollbraten gedacht, ist das o.k? In drei Tagen sieht die Situation schon ganz anders aus, Reni. Wetten, daß du mit einem fröhlichen Lächeln bei uns eintrudelst?“
    Ich ging auf die Bank, dann fuhr ich nach Hause, um den Brief an Uwe zu schreiben. Ich hatte keine Ruhe, bis ich den nicht losgeschickt hatte. Wie ich ihn schreiben sollte, hatte Tante Christiane mir wunderbar klargemacht. Was für ein Segen, daß ich sie heut getroffen hatte – von allen Menschen grade den einen, den ich brauchte!
    Mir wurde ganz warum ums Herz, wenn ich an sie dachte!
    Dann beugte ich mich über den Briefblock und schrieb an Uwe.

Ein schmerzstillendes Mittel
     
     
    Die Lust, irgendwo fein zu essen, war mir vergangen. Als die Mittagszeit kam, fuhr ich zur Mensa, und unterwegs steckte ich den Brief ein.
    „Na, da bist du ja!“ ertönte es, als ich aus Theodor ausstieg. „Ich dachte du wärest in der Chirurgischen Klinik und Theodor auf dem Autofriedhof. Was ist denn mit dir los, warum hast du geschwänzt?“
    „Sei mir nicht bös, Jessica, ich erzähle dir nachher alles – “
    „Ja, darum möchte ich auch sehr bitten! Ich muß dir aber die traurige Mitteilung machen, daß Falko und ich schon gegessen haben, du mußt zusehen, wie du ohne uns zurechtkommst. Trinkst du Kaffee bei mir? Dann kaufe ich jetzt Kuchen, und du drückst das Gaspedal so tief wie es geht und fährst nach dem Essen zu mir.“
    „Nicht direkt, Jessica. Ich habe etwas zu erledigen. Bist du gegen halb vier zu Hause? Fein, dann komme ich, und Kuchen kann ich selbst besorgen.“
    „Was in aller Welt hast du denn vor?“
    „Schulden zahlen“, sagte ich. „Das werde ich dir auch nachher erzählen!“
    Jessica verschwand mit ihrem Falko, ich schloß den Wagen ab und nahm Richtung auf die kulinarischen

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