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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wühlte in der Handtasche. Nach den vielen Geschichten mit Frau Hansen trug ich die allerpersönlichsten Briefe am liebsten bei mir. „Ja – hier – ja, die Anrede ist auch anders, nur ,Liebe Reni’- sonst schrieb er immer was Ulkiges oder Liebevolles, aber diesmal nur liebe Reni – mal sehen – “ Ich las den Brief noch einmal – und tatsächlich! Da stand ja gar nicht: ,mit einem Kommilitonen’, es stand: ,mit einer Kommilitonin’.
    „Du hast wohl den Brief ziemlich schnell und oberflächlich gelesen“, meinte Tante Christiane, „wenn du das nicht gleich gesehen hast!“
    „Ja – a“, gab ich zu. „Das habe ich vielleicht.“
    „Das macht mir etwas klar, Renilein. Du erzähltest doch neulich, daß du ein paar Freunden den Laufpaß gegeben hast, nicht wahr? Und es sei nie vorgekommen, daß jemand dich hatte sitzen lassen. Wollen wir uns darüber einigen, daß du in diesem Punkt ein bißchen verwöhnt bist? Daß es dir nie eingefallen ist, dein Uwe könnte sich für ein anderes Mädchen interessieren?“
    „Ja – a – “, gab ich zögernd zu.
    „Und du bist dir deiner Sache so sicher gewesen, daß du sogar seine Briefe sehr oberflächlich gelesen hast? Um ganz unbarmherzig ehrlich zu sein: Uwe und seine Briefe waren selbstverständliche Dinge in deinem Leben. Du hast nie Herzklopfen seinetwegen gehabt, du warst nie glühend, nervös, zappelig, himmelhoch verliebt. Stimmt das?“
    „Ja, das stimmt. Aber ich habe ihn immer sehr gern gehabt.“
    „Das ist doch was ganz anderes. Nun versuche mal, die Sache mit seinen Augen zu sehen. Er war höchstwahrscheinlich, jedenfalls anfangs, ganz schrecklich verliebt. Nicht wahr?“
    „Doch, ich glaube schon. Madeleine nannte ihn immer ,der Jüngling, der dir aus der Hand frißt.“
    „Und er hat ja merken müssen, daß er für dich nur ein netter Freund und eine angenehme Gewohnheit war und nichts mehr.“
    „Ja – vielleicht – “
    „Hat er überhaupt erwähnt, daß er dich gern heiraten möchte?“
    „Ja, er hat so was angedeutet, aber dann bin ich immer ausgewichen, ich wollte gar nicht darüber sprechen.“
    Tante Christiane nickte.
    „Siehst du! Dann trifft er also ein Mädchen, das ihm das alles entgegenbringt, was du ihm nicht geben konntest. Ein glühendes Verliebtsein, eine vorbehaltlose Liebe. Er erlebt etwas, was er mit dir nie erlebt hat. Es wird ihm klar, daß dieses Mädchen die richtige Frau für ihn ist. Nun muß er dich darauf vorbereiten, und das macht er durch den kleinen Brief, der kühler ist als sonst. Und er will dich dadurch zum Nachdenken stimmen, daß er etwas von einer Kommilitonin andeutet. Wahrscheinlich hat er den Plan, dir reinen Wein einzuschenken, wenn er wieder von dir gehört hat. Aber du läßt überhaupt nichts von dir hören, und was soll er da machen? Es ist doch ganz natürlich, wenn er denkt: Na, ihr ist es ja anscheinend egal, das erleichtert mir eigentlich die Sache, vielleicht hat sie schon einen neuen Freund. Vielleicht hat sie deswegen seit langem nicht geschrieben –, und dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als dir die Anzeige zu schicken. Glaubst du nicht, daß dies der Zusammenhang ist?“
    Ich hatte aufmerksam zugehört. Jetzt nickte ich.
    „Doch, ich glaube, daß du recht hast.“
    „Siehst du, Renilein, du bist gar nicht ganz zusammengeknickt. Du möchtest weder Zyankali nehmen noch zum Fenster rausspringen. Gott sei Dank! Darf ich nun etwas ganz Unbarmherziges sagen?“
    „Ich bitte dich darum, Tante Christiane.“
    „Du bist im Grunde gar nicht so schrecklich unglücklich. Aber – du bist in deiner Eitelkeit verletzt. Das ist es.“
    Ich merkte, wie die Röte in meine Wangen schoß.
    „Nun, Kind? Bist du ein so großer Mensch, daß du dies zugeben kannst? Hast du den Mut, gegen dich selbst so unbarmherzig ehrlich zu sein?“
    Tante Christianes Stimme war mild und sanft, und die Gute legte ihre Hand über die meine.
    „Ja, Tante Christiane. Ich werde versuchen, so ehrlich zu sein. Aber du weißt noch nicht alles. Ich habe so was Furchtbares getan, und ich weiß gar nicht, wie ich mich aus der Tinte wieder rausretten soll.“
    „Nanu? Was denn?“
    Da erzählte ich von dem Brief an Uwe, dem verflixten, verdammten Brief, der sich mit der Verlobungsanzeige gekreuzt hatte.
    „Aua!“ sagte Tante Christiane. „Das ist ja schlimm. Dann müssen wir überlegen, was zu tun ist. Diesen Brief hast du wohl in einer einsamen Stunde geschrieben, und du hast gedacht, es wäre eigentlich nett,

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