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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Genüsse der Mensa. Aber bevor ich vier Schritte in dieser Richtung gegangen war, erklang eine Stimme neben mir:
    „Guten Tag, Doktorchen! Ich bin’s! Habe ich das nicht fein ausgerechnet?“
    Ich drehte den Kopf und sah direkt in das lächelnde Gesicht von Klaus Jährner.
    „Ach – guten Tag – grade dachte ich an Sie – “
    „Das höre ich gern! Machen Sie das bitte weiter! Ich habe auch an Sie gedacht, und als ich mich vor einer halben Stunde von meinen Pflichten losreißen konnte, dachte ich, fahr mal schnell zu dieser Studenten-Abfütterungsstelle, da triffst du sie vielleicht – und sehen Sie, wie wunderbar es geklappt hat!“
    „Und ich wollte doch um drei Uhr zu Ihnen und meine Schulden zahlen – “
    „Ja, verstehen Sie, so lange wollte ich nun nicht warten. Wissen Sie noch, was Sie am Samstag sagten? Sie wüßten gar nicht, wie Sie dies mit dem Tanken wiedergutmachen sollten. Nun ist mir etwas eingefallen. Sie können wirklich etwas für mich tun!“
    „Das ist ja großartig. Und was?“
    „Sie können mit mir zu Mittag essen. Im Bellevue oder wo Sie wollen, nur nicht hier!“
    Ich überlegte eine Sekunde. Ja sagen? Mit einem Mann ausgehen, den ich zufällig an einer Tankstelle getroffen hatte? Ach was! Ich schuldete keinem Menschen Rechenschaft. Ich war erwachsen, ich konnte tun, was ich wollte. Und ich war so furchtbar einsam. Grade heut war ich so einsam. Mein Hals tat noch weh nach all dem Weinen heute früh. Das Schicksal hatte es wieder gut mit mir gemeint, daß es mir einen netten, freundlichen, hübschen jungen Mann schickte.
    „Ja – ja tausend Dank – es wäre furchtbar nett – “
    „Fein. Gehen wir ins Bellevue? Lassen Sie Ihren Wagen hier, da steht er gut, wir holen ihn hinterher.“
    Er führte mich zielbewußt zu seinem hübschen, frischgeputzten Ford.
    „Wie können Sie sich so mitten am Tag freimachen?“ wunderte ich mich. „Ich dachte, Sie hätten bis drei Uhr zu tun?“
    „Habe ich auch. Augenblicklich bin ich bei einem schwierigen Kunden – einem auswärtigen“, lachte Klaus Jährner.
    „Schämen Sie sich, Sie haben also gelogen!“
    „Nun ja. Aber sind Sie nicht eigendlich geschmeichelt, weil ich gelogen habe, um Sie zu treffen?“
    Das war ich natürlich.
    „Fahren Sie immer so rum in der Gegend, zu Kunden also?“
    „Nein, nicht immer. Gewöhnlich hocke ich in einem Büro und lasse andere fahren. Sagen Ihnen die Worte Marktanalyse, Verbrauchermarkt und Werbung etwas?“
    „O ja. Ein bißchen. Ich meine so was aus dem Munde meines Vaters gehört zu haben. Damit beschäftigen Sie sich?“
    „Eben. In einer großen Fabrik sind, wie bekannt, Fachleute damit beschäftigt, die Produkte herzustellen. Aber sie sollen ja auch an den Mann gebracht werden, und meine schöne Aufgabe ist es, mich um diese Seite der Sache zu kümmern. So, hier wären wir, sehen Sie, gleich eine Parklücke, Glück muß man eben haben!“
    „Moment mal – zuerst möchte ich – hier, bitte, meine Schulden: Zwei fünfzig, das stimmt doch?“
    „Ach du liebe Zeit, muß das sein? Na gut, vielen Dank, brauchen Sie eine Quittung? So, das Geld wird getrennt gelegt, das Zweimark- und das Fünfzigpfennigstück sollen meine Glücksgroschen sein!“
    „Hoffentlich bringen sie Ihnen dann recht viel Glück!“
    „Haben sie doch schon! Sie haben mir die Bekanntschaft mit Ihnen verschafft, und ich muß sagen, es war ein außerordentlich niedriger Preis. Dafür hätte ich gern mehr bezahlt. So, Doktorchen, es geht jetzt an die Fütterung. Haben Sie Hunger?“
    „O ja – wenn ich es mir überlege…“
    „Ich auch, ohne zu überlegen!“
    Es wurde eine riesig nette Mahlzeit.
    Nicht nur, daß das Essen wunderbar war – himmlisch nach zwei Tagen mit Butterbrotmittag – oder daß wir am Fenster saßen mit einem herrlichen Ausblick. Das netteste war die Gesellschaft! Klaus Jährner war lustig, witzig, voll Humor, er hatte ein hübsches Lächeln – und er war ein vollendeter Kavalier. O, wie tat das gut nach dem Schock heute früh! Ich wünschte, Uwe hätte mich jetzt gesehen. Und wie es mein Selbstvertrauen stärkte nach der furchtbaren Demütigung! Ich brauchte nicht allein zu sein, kaum war ein Freund aus meinem Leben verschwunden, wartete schon der nächste auf mich! Er war außerdem viel hübscher als Uwe, und erwachsen, kein armer Student, sondern ein Mann in einem verantwortungsvollen Beruf.
    Was ich eigentlich, in der Tiefe meiner Seele, in diesen paar Stunden empfand, wurde mir erst viel

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