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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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vielleicht bei Jessica, oder vielleicht würden die Donnerstagstanten sich erbarmen.
    Nach einer Woche gab ich es auf. Ich nahm den übriggebliebenen Ohrring und ging in ein sehr feines und bekanntes Juweliergeschäft. Als ich mein Anliegen vorgebracht hatte, holte man den Chef.
    „Schade“, sagte er, „sehr schade. Ein so schönes Stück! So was kriegt man heutzutage nicht mehr. Nachmachen? Ja – möglich ist es, wir könnten es schon tun, aber es wird teuer. Die Perle ist wertvoll – das ist die eine Seite der Sache –, das bißchen Gold ist erschwinglich – aber diese Arbeit!“
    „Und – wie teuer würde es ungefähr werden?“ fragte ich bebenden Herzens.
    Der Juwelier guckte wieder durch die Lupe und sah sich noch einmal die Perle an.
    Zehn Minuten später verließ ich das Geschäft. Ich hatte zu wissen bekommen, wenn ich mich mit einer Zuchtperle begnügen würde – und nur ein Fachmann könne den Unterschied sehen –, könnte man mir für zwölf- bis fünfzehnhundert Mark einen Ohrring nacharbeiten.
    Wo in aller Welt sollte ich fünfzehnhundert Mark hernehmen?
    Plötzlich blieb ich stehen.
    Theodor! Ich mußte Theodor verkaufen! Papa würde mir böse werden, aber das würde vorübergehen. Ein altes Auto zu verkaufen war doch nichts im Vergleich dazu, einen unschätzbaren alten Familienschmuck zu erhalten.
    Es eilte – es war ganz furchtbar eilig. Der Juwelier hatte gesagt, er brauche mindestens einen Monat; diese Arbeit wolle er selbst überwachen, er hätte nur einen Mann in der Werkstatt, dem er sie anvertrauen könne.
    Also, in einem Monat mußte ich fünfzehnhundert Mark besitzen – in einem Monat mußte ich Theodor für mindestens fünfzehnhundert Mark an den Mann gebracht haben.
    Mit dem Kopf voller Probleme ging ich zur Vorlesung. Ich mußte ja Theodor gleich verkaufen!
    Ich wagte es nicht, die Bestellung beim Juwelier aufzugeben, bevor ich das Geld hatte.
    Als ich zum Mittagessen ging, sah ich einen wohlbekannten Wagen da stehen, und schon kam Klaus mir entgegen.
    „Klaus!“ rief ich. „Du kommst wie gerufen! Ich wußte nicht, daß du schon zurück bist!“
    „Ich kam spät gestern abend“, erklärte Klaus und ergriff meine beiden Hände. „Was hast du, kleines Doktorchen, du bist ja ganz blaß um die Sommersprossen rum!“
    „Klaus, ich brauche Hilfe, und ich glaube, du bist der einzige, der mir helfen kann!“
    „Nanu, was hast du denn? Komm, wir fahren irgendwohin und essen anständig zu Mittag, und du erzählst mir alles.“
    Alles? Nein, das wollte ich ja nicht. Nicht, warum ich unbedingt Geld haben mußte.
    Als wir uns gegenübersaßen und Klaus ein Essen bestellt hatte, das sich in allen wichtigen Punkten sehr vom Mensaessen unterschied, lächelte er sein hübschestes, liebevollstes Lächeln.
    „Na, Kleines, was hast du denn auf dem Herzen?“
    „Klaus – du hast doch gesagt daß du der geborene Verkäufer bist?“
    „Bin ich auch.“
    „Ob Gemälde oder Autos oder Fernsehgeräte…“
    „Willst du ein Gemälde verkaufen?“
    „Nein, mein Auto. Kannst du es für mich tun? Gegen deine üblichen zehn Prozent?“
    „Klar, wird gemacht. Sieh zu, daß du es innen und außen gründlich waschen und polieren läßt, damit der erste Eindruck gut ist. Wann muß er zum TÜV?“
    „In anderthalb Jahren.“
    „Hast den letzten TÜV-Schein?“
    „Habe ich. Keine Beanstandungen.“
    „Großartig. Und wieviel verlangst du dafür?“
    „Soviel wie möglich.“
    „Gut, ich kümmere mich darum!“
    Der Ober brachte das Essen, und während er servierte, dachte ich daran, wie blitzschnell Klaus sein ganzes Wesen ändern konnte: In einem Augenblick war er liebevoll und zärtlich, im nächsten nur noch der sachliche und praktische Geschäftsmann, der es ganz natürlich fand, auch von einer Freundin zehn Prozent Provision zu nehmen.
    Dann mußte ich innerlich lächeln. Er würde bestimmt bei der nächsten Gelegenheit die zehn Prozent für irgend etwas anlegen, was mir viel Freude bereitete. Es war mir jetzt leichter ums Herz. Klaus würde es schon schaffen.
    „Nun sag mal, Doktorchen, warum willst du den guten alten Theodor eigentlich verkaufen?“
    „Das – das erzähle ich dir später!“
    „Wie du willst, mein Mädelchen. Ich habe einen kleinen Verdacht – du willst bestimmt einen neuen Wagen haben!“
    „Das wäre nicht unmöglich.“
    „Gib mir nur Bescheid, wenn es soweit ist, ich helfe dir gern beim Kauf.“
    „Das ist sehr lieb von dir. Aber vorerst geht es darum,

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