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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Theodor zu verkaufen.“
    „Das ist mir klar. Ich mache es schon, darauf kannst du dich verlassen. So, und nun erzähle mir, wie es in Hirschbüttel war, ich habe dich ja seit Weihnachten kaum gesehen.“
    „Oh, es war sehr schön! Eine große Neuigkeit bekam ich auch zu wissen. Denk dir, ich bekomme ein Geschwisterchen!“
    „Was?“
    „Ein Geschwisterchen. Mutti kriegt ein Kind!“
    „Du heiliger Bimbam! Wie alt ist denn deine Mutter?“
    „Zweiundvierzig, und Papa zweiundfünfzig. Madeleine und ich haben schon das Baby auf den Namen „Spätlese“ getauft!“
    „Du scheinst dich darauf zu freuen!“
    „Und wie! Es ist doch großartig! Wenn zwei Menschen sich so lieben wie meine Eltern, sollten sie doch ein gemeinsames Kind haben!“
    „Und wenn es nun ein Junge wird?“
    „Ich halte ja dauernd die Daumen dafür. Mein Vater würde vor Freude an die Decke springen!“
    „Und du?“
    „Ich springe mit! Erstens weil ich es Vati innig gönne, zweitens weil mir dann diese verflixte Verantwortung abgenommen wird. Weißt du, als einziges Kind würde ich immer die Verpflichtung fühlen, dafür zu sorgen, daß das Werk weiterginge, daß es in der Familie bliebe.“
    „Wäre das nicht eine schöne Verpflichtung?“
    „Kann ich nicht behaupten. Ich will doch Ärztin werden, und wenn ich keine Lust zum Heiraten haben sollte, will ich es lassen können. Verstehst du nicht, daß ich mich viel freier fühlen würde, wenn ich einen Bruder hätte? Ich würde sofort dem kleinen Schreihals jede Verantwortung in die Wiege legen.“
    „Und außerdem die halbe Erbschaft?“
    „Na klar!“
    Der Ober brachte den Nachtisch. Als er weg war, sagte Klaus, als wäre das Thema Brüderchen nun erledigt: „Und wie war es denn sonst? Viele nette Partys, schöne Geschenke…“
    „O ja, ich kann mich wirklich nicht beklagen. Moment mal, ich habe doch grade die Photos von Weihnachten gekriegt. Interessieren sie dich?“
    „Aber sehr! Alles, was dich angeht, interessiert mich doch!“
    Wieder war seine Stimme voll Zärtlichkeit und sein Lächeln voll Wärme.
    „Hier – Madeleine und ich mit Theodor vor dem Haus.“
    Er sah sich das Bild lange an.
    „Ein schönes Haus habt ihr! Und groß!“
    „O ja, das haben wir. Gemütlich ist es auch, das versteht Mutti gut. Hier sind wir alle am Teetisch in Muttis Zimmer. Da ist eine Aufnahme vom Heiligen Abend. Und dies – ach, das sieht ja verrückt aus –, das ist von der Party bei Uwe, von seiner Verlobungsgesellschaft. Wir waren wohl alle in hoher Stimmung!“
    Er sah sich das lustige Gruppenbild an. Mit einemmal runzelte er die Stirn.
    „Sag mal – wieso kommt eine Negerin mit zu der Party?“
    „Negerin? Von wegen, sie ist Mulattin. Das ist meine Freundin Christel, die Frau von Madeleines Arzt.“
    „Hat der Arzt eine Farbige geheiratet?“
    „Klar hat er das. Christel ist ein entzückendes Menschenkind, und du solltest mal ihr Söhnlein sehen, es ist zum Fressen!“
    „Wie ist das bloß möglich!“ sagte Klaus. „Wenn er auch Pech gehabt hat – er brauchte doch nicht gleich zu heiraten! Natürlich müßte er für das Kind sorgen, aber…“
    Es dauerte tatsächlich eine halbe Minute, bis ich verstand, was Klaus dachte.
    „Du irrst dich völlig! Sie waren beinahe drei Jahre verheiratet, als der Kleine geboren wurde. Sie haben geheiratet, weil sie sich lieben. Ist das nicht ein einfacher und sehr klarer Grund?“
    Klaus schüttelte den Kopf, sah sich wieder das Bild an.
    „Der da, neben ihr – ist das der Arzt?“
    „Ja. Sieht er vielleicht nicht glücklich aus?“
    „Er sieht jedenfalls gut aus. Sehr gut. Und mit dem Aussehen ein Niggermädchen zu heiraten!“
    „Christel ist eine herzensgute, intelligente und hochgebildete Dame!“ sagte ich, und ich hörte, daß meine Stimme eine neue Schärfe hatte.
    Klaus hatte es wahrscheinlich auch gehört. Er sah aus, als ob er etwas antworten wollte, aber er überlegte es sich anders. Als er wieder sprach, ging es um den Autoverkauf.
    Das war ja auch im Augenblick das Wichtigste. Aber ich würde ihm schon bei der nächsten Gelegenheit sagen, was ich über Rassenhaß und engstirnige Vorurteile dachte!
    Klaus versprach, recht bald von sich hören zu lassen, und bat mich wieder, Theodor auf Hochglanz zu bringen.
    Was ich auch tat.

Ein Blitz schlägt ein
     
     
    Es war Samstag nachmittag.
    Ich saß in meiner Bude und versuchte zu lesen. Wenn ich den Blick durchs Fenster schweifen ließ, sah ich Klaus’ eleganten Ford.
    Mein

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