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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sagte Senta. „Ich habe doch einen Zettel in den Briefkasten geworfen, damit er weiß, daß er mich hier abholen soll. Wenn er bloß nicht mit einem Plattfuß oder mit leerem Tank oder durchgebrannten Zündkerzen liegengeblieben ist! Aber die Wirtsleute werden wohl zurück sein und mich reinlassen.“
    „Ich fahre dich nach Hause, Senta“, versprach ich.
    „Es ist aber scheußlich weit, Reni. In der Luftlinie ist es wie ein Nichts, aber wir haben die ganze Kieler Förde zwischen uns, ist dir das klar? Zuerst von hier das ganze Ostufer entlang und dann zurück am Westufer!“
    „Ach, ich werde es wohl überleben, und ich habe Benzin genug. Aber vielleicht machen wir uns dann so langsam auf den Weg?“
    Kurz danach saßen wir zu viert im Wagen. Ich brachte zuerst Anke und dann Jessica nach Hause, und dann ging es weiter und immer weiter, über die bekannte Hochbrücke über den Kaiser Wilhelm-Kanal und dann weiter in eine für mich ganz unbekannte Gegend.
    „Du wohnst aber auch da, wo die Füchse sich gute Nacht sagen!“ stellte ich fest.
    Senta lachte.
    „Weißt du, wie wir in Norwegen sagen? ,Östlich der Sonne und westlich des Mondes!’ Aber in unserer Familie sind die Begriffe über weit und nah ganz durcheinandergebracht, seit Sonja sich in Afrika häuslich niedergelassen hat.“
    „Und sie ist gern dort?“
    „Gern ist gar kein Wort. Sie ist restlos in Afrika verliebt. Ich kann es übrigens verstehen, ich war ja auch ganz kurz da.“
    „Ich weiß. Ihr hattet ja eine Afrikareise gewonnen.“
    „Das haben wir! Und nie ist ein Gewinn in so hohem Maße auf die richtigen Menschen gefallen. Weißt du, Sonja war besessen und ihr Mann auch. Und als sie jung verheiratet waren, haben sie Margarinebrote gegessen und sich nie den allerkleinsten Luxus geleistet. Sie haben gespart und gespart, um wieder nach Afrika reisen zu können. Und dann bekam Heiko – mein Schwager – dieses phantastische Angebot von einem englischen wissenschaftlichen Institut. Zusammen mit einem englischen und einem schwedischen Ehepaar arbeiten sie nun an einem – ja wie soll ich sagen – einem zoologischen Kartenwerk. Heiko und Sonja haben sich für vier Jahre gebunden. Ich gönne es ihnen so innig, sie haben ja jahrelang für dieses eine Ziel gearbeitet –, aber ich vermisse meine Schwester sehr. Es ist ein scheußliches Gefühl, wenn die Hälfte von einem Ganzen weggerissen wird.“
    „Das Ganze ist also die Zwillingskombination!“
    „Ganz recht! Apropos recht, jetzt die zweite Straße rechts, Reni.“
    Ich schlängelte mich an einer roten Warnlampe vorbei, dann ging es ein Stück aufwärts auf einer engen Straße, und dann waren wir da.
    „Hoffentlich findest du jetzt zurück!“ sagte Senta besorgt. „Es ist ein bißchen kompliziert wegen der Umleitung kurz vor der Brücke.“
    „Kannst du es mir auf dem Stadtplan zeigen?“ Ich holte einen etwas mitgenommenen Faltplan aus der Türtasche.
    „Mensch, wie hast du den Plan zugerichtet! Na, ich darf dir keinen Vorwurf machen. Unsere Faltpläne sehen genauso aus. Paß mal auf: Wir sind jetzt hier – dann fährst du so, links rum – diese Straße ist gesperrt…“ Senta erklärte eifrig und genau, ich nickte und verstand.
    Dann guckte ich mich um.
    „Aber hier zu wenden…“
    „Ist nicht so schlimm. Steig mal aus, ich zeige dir, wie wir es immer machen.“ Ich ging ein paar Schritte mit Senta, sie zeigte mir, daß man ein Stückchen weiterfahren mußte, dann gab es eine Einfahrt, wo man ein paar Meter rückwärts reinfahren konnte, dann ging es mühelos.
    „Aber Senta, wie kommst du jetzt rein? Guck doch nach, ob dein Mann schon da ist, sonst müssen wir im Wagen warten!“
    Senta warf einen Blick hinter das Haus und lächelte.
    „Er ist da! Jedenfalls ist sein Wagen da!“
    In dem Augenblick wurde die Haustür aufgerissen, und Senta lief einem blonden jungen Mann in die Arme. Sie winkten mir zu, und ich machte mich auf den Rückweg.
    Senta hatte wirklich sehr vernünftig den Weg erklärt. Ich schaffte es, ohne mich zu verfahren. Als ich zur Hochbrücke kam, war ich im Bilde.
    Ich dachte an das, was Senta von ihrer Schwester erzählt hatte. Wieder ein Mensch mit einem klaren Ziel, einem glühenden Interesse, einer Lebensaufgabe – noch viel mehr als Uwes Astronomiesteckenpferd. Ein Mensch, nicht viel älter als ich selbst und doch willig, alle möglichen Opfer auf sich zu nehmen, um das eine große Ziel zu erreichen.
    Wer weiß, dachte ich. Vielleicht erlebe ich auch

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