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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Das Findelkind stand auf einer Plastikfolie. Er hatte es abgeschliffen
     und war jetzt dabei, es weiß zu streichen, und einen Augenblick lang konnte ich mich schlecht entscheiden, was besser aussah
     – der Schrank oder der Mann mit der verblichenen Jeans und dem gammeligen T-Shirt . Auf Dauer würde ich mich aber für den Mann entscheiden, ohne Zweifel.
    Er hatte mich nicht kommen gehört – kein Wunder bei dem Krach aus dem oberen Stockwerk – und drehte sich überrascht um, als
     ich ihm auf die Schulter tippte.
    »Hi«, sagte ich und küsste ihn auf die Wange.
    »Selber hi«, sagte er und hielt vorsichtig den Pinsel auf Abstand. »Na, was sagst du?«
    »Super«, sagte ich begeistert. »Das wird toll.«
    »Die Platte könnte ich in einer Kontrastfarbe streichen«, schlug er vor. »Was hältst du von Grün?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Rosa.«
    Er grinste verständnisvoll. »Natürlich. Was sonst?«
    »Genau.« Ich ließ mich auf die Treppenstufe zur Terrassentür fallen und sah zu, wie er den Pinsel wieder in den Farbtopf tunkte
     und weiterarbeitete. Das Weiß war nicht ganz deckend, aber es verlieh dem Schrank eine Art Patina, die mir gut gefiel.
    »Wenn du dich gefangen hast, könntest du zum Baumarkt fahren und dir den richtigen Farbton aussuchen«, schlug er vor. »Und
     noch einen Pinsel mitbringen.«
    »In fünf Minuten«, sagte ich und genoss den Anblick. Es gab Momente, da konnte ich es nicht fassen, dass ich Nick so lange
     nicht als den Mann begriffen hatte, der zu mir passte. Und dass er die Geduld gehabt hatte zu warten, bis ich so weit war.
    »Wie hat er es denn aufgenommen?«, fragte er.
    »Er ist abgereist zu einem neuen Projekt«, erzählte ich ihm.
    Nick schüttelte den Kopf, während er innehielt und sein Werk überprüfte. »Ich kenne ja eine Menge Leute. Aber das war mit
     Abstand der verrückteste Typ, der mir je über den Weg gelaufen ist.«
    Das sah ich auch so. Ich wuchtete mich wieder hoch und griff nach meiner Tasche   – Tante Paulas blauem Rucksack, genauer gesagt. »Okay, dann fahre ich mal eben in den Baumarkt.«
    »Komm schnell zurück!«, rief er mir nach.
    Im Baumarkt stand ich eine Weile vor dem Farbregal und konnte mich nicht entscheiden zwischen einem sanftenBabyrosa und einem Fuchsiaton. Während ich noch nachdenklich mit dem bereits ausgesuchten Pinsel gegen mein Bein trommelte,
     kam eine bekannt aussehende Person vorbei. »Was machst du denn hier für Übungen?«, fragte sie.
    »Hallo Lea«, sagte ich. »Was treibt dich her?«
    »Vermutlich das Gleiche wie dich«, sagte sie. »Ich bin am Renovieren.« Sie trug Jeans und ein nicht ganz sauberes weißes T-Shirt .
    Ich bemerkte außerdem einen Eimer mit blauer Wandfarbe, eine Anstreicherrolle und mehrere Rollen Blümchentapete in ihrem Einkaufswagen.
     »Oh«, machte ich, »ist deine rostrote Periode vorbei?«
    »Meine was?«, fragte sie verwirrt. Dann lachte sie. »Ach, das. Der Bodhisattva Monasanga und der ganze Unfug. Ja, das ist
     Geschichte. So was brauche ich nicht mehr. Ich konzentriere mich jetzt auf mein eigenes Leben.«
    »Aha«, sagte ich und griff nach dem Fuchsia-Farbtopf. Irgendwann musste man sich ja mal entscheiden. Immerhin wollte Nick,
     dass ich schnell wiederkam. »Und dafür renovierst du deine Wohnung?«
    Sie grinste. »Nein, das mache ich wegen meines neuen Nachbarn. Der hat nämlich angeboten, mir zu helfen, weißt du?«
    »Ist er nett?«
    Das Grinsen verstärkte sich. »Sehr! Und so praktisch veranlagt. Gleich als er das erste Mal in meine Wohnung kam, hat er meine
     kaputte Schranktür im Wohnzimmer repariert.«
    Ich nickte. Schließlich wusste ich solche Dinge auch zu schätzen. »Du, ich muss los. Wir sehen uns nächste Woche bei der Arbeit?«
    »Ich hab noch ein paar Tage mehr Urlaub genommen«,sagte sie. »Jens hat auch gerade frei, da wollen wir möglichst fertig werden.« Das klang ja schon richtig vertraut. Wie schön
     für sie. Überhaupt gönnte ich der ganzen Welt ihr Glück. Im Gegensatz zum Einswerden mit dem Nichts.
    Ich winkte ihr zu. »Dann frohes Schaffen!«
    »Worauf du wetten kannst«, sagte sie und schob ihre Karre in Richtung Gardinenabteilung.
     
    Nick war mit dem weißen Anstrich fertig, als ich wiederkam. Er betrachtete prüfend die Farbe, die ich ausgesucht hatte. »Das
     mache ich morgen«, beschloss er. »Jetzt muss ich erst mal was essen. Sollen wir uns eine Pizza bestellen oder lieber chinesisch?«
    »Pizza«, entschied ich. Asiatische Küche konnte mir mal

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