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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schrank«, schrie sie gegen den Lärm an.
    Nick bedeutete uns, mit ihm hinter das Gartenhaus zu gehen, wo der Geräuschpegel etwas erträglicher war. »Was ist denn mit
     dem Schrank? Wollen Sie ihn kaufen?«
    »Den hatte ich schon gekauft!«, erwiderte sie mit einer abwehrenden Handbewegung. »Aber wir wollen ihn jetzt doch nicht, deshalb
     hat mein Mann den heute früh auf dem Weg zur Arbeit vorbeigebracht. Da war aber keiner da.«
    »Aber wir können nicht   …«, begann ich.
    Die Frau unterbrach mich mit deutlich kämpferischem Ton. »Dieser Herr Hörnchen hat mir versichert, dass ich ihn jederzeit
     zurückgeben könnte. Der ist nicht zufällig da? Sie könnten ihn fragen. Er hat es mir aus-drück-lich zugesagt.«
    Herr Hörnchen? Wider Willen musste ich grinsen. Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass wir ihn in die Bäckerei gebracht hätten,
     weil man ihn jederzeit zurückgeben könnte?
    Jetzt schaltete Nick sich ein. »Sie haben also den Schrank am Samstag hier gekauft?«
    »Sage ich doch«, brummte sie.
    »Und Herr Hörnum hat Ihnen dafür ein Rückgaberecht versprochen.«
    »Genau. Und deshalb bin ich jetzt hier, um mir die vierzig Euro abzuholen.«
    Vierzig Euro? Ich wollte schon protestieren. Ich war ganz sicher, dass wir fünfundzwanzig veranschlagt hatten. Die Erfahrung
     mit Horst Adler drängte sich auf. Entweder hatte Jan Hörnum eigenmächtig die Preise erhöht oder diese Frau versuchte uns über
     den Tisch zu ziehen. Aber Nick angelte bereits sein Portemonnaie aus der Hosentasche und prüfte sein Barvermögen.
    »Ich habe nur dreißig passend«, sagte er. »Mia, hast du noch zehn Euro?«
    Etwas unzufrieden mit der ungeklärten Frage holte ich mein Geld aus der Handtasche und gab ihm zwei Fünfer, die er der Frau
     weiterreichte. Die wirkte nun deutlich entspannter – vielleicht hatte ihr Mann ihr die Hölle heiß gemacht wegen dieses Kaufs
     – und verabschiedete sich.
    Nick legte mir den Arm um die Schulter und küsste mich auf die Schläfe. »Guck nicht so knurrig«, sagte er. »Freu dich lieber.
     Wir haben gerade unsere erste gemeinsame Anschaffung getätigt!«
    »Nicht ganz freiwillig!«, wandte ich ein. »Und ich bin auch nicht ganz sicher, ob das mit den vierzig Euro korrekt ist. Vielleicht
     haben wir gerade unseren eigenen Schrank zu einem überhöhten Preis zurückgekauft.«
    Nick ließ sich dadurch nicht die Laune verderben. »Mag sein«, meinte er, »aber mit einem Mann, der morgens vor der Arbeit
     mal eben allein diesen Schrank auf unsere Terrasse stellt, lege ich mich nicht an.«
    Er führte mich zurück zu unserem Findelkind, das aufder rechten Seite schon etwas entblättert war. Die bräunliche Farbschicht ließ sich relativ gut abkratzen, erklärte er mir,
     und darunter kam eine lebhafte Kiefernmaserung zum Vorschein. Die wiederum würde sich gut unter einer weißen Lasur machen.
     »Und jetzt kommt das Schärfste!«, kündigte er an.
    Dafür musste ich mich vor die Rückseite des Schranks hocken. »Siehst du diese Aussparungen unten an den Füßen? Wo jemand nachträglich
     noch was ausgesägt hat?«
    Natürlich sah ich die. Aber sie machten keinen Sinn für mich. »Was ist damit?«
    »Die entsprechen genau den Fußleisten hinten im Flur. Ich hab’s ausgemessen. Das bedeutet, der Schrank hat da schon mal gestanden.
     Ist das nicht verrückt?«
    Ich reichte ihm die Hand und ließ mich von ihm wieder hochziehen. Seine Augen funkelten vor Begeisterung: über den Schrank,
     der genau in den Flur passte, über das Haus, das wir gemeinsam bewohnen würden, aber auch über uns. Die Begeisterung war ansteckend.
     Ich legte ihm die Arme um den Hals, spürte die Kraft und die Wärme, die von ihm ausgingen. Und war dankbar, dass ich noch
     einmal diese Chance bekommen hatte.

19
    Für Donnerstag war Tante Paulas kleines Abendessen geplant. Sie hatte uns schon vorher wissen lassen, dass man es im Silvretta-Speisesaal
     gern sähe, wenn die Bewohner und ihre Gäste angemessen gekleidet zum Dinner erschienen.
    Ich prüfte deshalb noch einmal kritisch meinen Kleiderschrank. Fast ganz am Ende der Stange entdeckte ich ein Kleid in einem
     pudrigen, graustichigen Braun, das dort ein trauriges Dasein fristete, weil ich es noch nicht oft angehabt hatte. Nicht, dass
     ich es nicht hätte anziehen wollen, aber als ich es kaufte, hatte ich gerade eine radikale Diät hinter mir. Das Kleid war
     als Belohnung gedacht. Es wurde schnell zur ständigen Mahnung, denn vierzehn Tage später hatte ich

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