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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ist genauso ein Zahnklempner wie sein alter Herr. Hat mich wirklich sehr beruhigt.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Paula freundlich. »Es ist bestimmt erfreulich, wenn man seine Firma an den Sohn abgeben
     kann.«
    »Nicht nur das«, sagte Erwin und beugte sich vertraulichzu ihr vor. »Er ist mir so ähnlich, dass ich jetzt wirklich sicher sein kann, dass er das Produkt meiner Lenden ist. Du weißt
     ja, wie dicke Freunde Heidi und Rudolf früher waren, da habe ich manchmal gezweifelt, ob er den Namen Erwin junior zu Recht
     trägt.«
    Wir saßen wie erstarrt. Noch nicht mal Jan Hörnum fiel etwas ein. Gab es denn kein Storm-Gedicht, das er jetzt hätte rezitieren
     können? Die Herren am Nebentisch räusperten sich verlegen.
    Paula legte ihr Messer beiseite. »Ich kann dich da beruhigen, Erwin«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Als mein Stiefsohn
     Nick hier fünf oder sechs Jahre alt war, hatten er und Rudolf beide Mumps. Danach konnte Rudolf keine Kinder mehr zeugen.
     Ich will nicht ausschließen, dass er Heidi trotzdem mal die Zeit vertrieben hat, aber mit Erwin junior hat er definitiv nichts
     zu tun.« Sie setzte sich noch ein wenig gerader hin. »Und jetzt bitte ich dich, uns zu entschuldigen, wir würden gern in Ruhe
     essen.« Ostentativ drehte sie ihm den Rücken zu.
    Jetzt war auch Erwin starr vor Staunen. »Dann guten Appetit«, murmelte er und drehte sich ebenfalls zu seinem Tisch.
    Nick und ich sahen uns an. »Wusstest du das mit dem Mumps?«, flüsterte ich ihm zu. Er schüttelte den Kopf und raunte: »Ich
     hatte keine Ahnung.« Langsam kroch ein Grinsen über sein Gesicht. »Ich glaube, du musst heute zurückfahren«, sagte er zu mir.
     »Ich habe was zu feiern.«
    Ich konnte es verstehen. Pech für Horst Adler. Ob ich es ihm sagen sollte? Dann musste er sich doch noch einen neuen Vater
     suchen. Aber vielleicht suchte er sich auch eine neue Sekretärin? Und was wäre dann mit mir? Ich beschloss, dass jetzt nicht
     der Moment war, um darüber nachzudenken. In meinem Leben hatte sich so viel in sokurzer Zeit umgekrempelt, da konnte die Frage nach meinem Job sich hinten anstellen.
    Als hätte das Personal nur die peinliche Situation abwarten wollen, kam jetzt ein junges Mädchen und fragte, was wir trinken
     wollten.
    »Das kommt darauf an, was es zu essen gibt«, meinte Nick. »Was hast du denn für uns ausgesucht, Paula?«
    Jetzt war sie wieder die souveräne Gastgeberin. »Ich habe zu Ehren unseres Gastes mit dem Küchenchef einige norddeutsche Spezialitäten
     ausgewählt«, erklärte sie uns. »Er hat mir zunächst einen Krabbencocktail empfohlen, danach gibt es eine friesische Kartoffelsuppe
     und als Hauptgericht echten Hamburger Pannfisch.«
    Jan Hörnum neigte sich mit anerkennendem Lächeln zu ihr. »Das haben Sie perfekt ausgewählt, gnädige Frau.«
    Ich war mir da nicht so sicher. Immerhin konnte ich mich ja schon mal an Vorspeise und Suppe halten. Und dann war es ein Glücksspiel,
     ob der Küchenchef das Rezept von Pannfisch eher so wie Jan Hörnum interpretierte oder wie Bernhard.
    Letztlich lautete die Antwort übrigens: weder noch. Der Silvretta-Chefkoch wusste, was er tat, und ruinierte das Rezept weder
     durch halbgare Zwiebeln und eine eklige Sauce noch dadurch, dass er alle Bestandteile einzeln frittierte und dann unter einem
     Klatsch Remoulade begrub. Stattdessen servierte er uns eine ansprechende Kreation aus perfekt gebratenem Rotbarsch auf einem
     Kartoffelbett, sodass ich alle meine Vorurteile gegen das Gericht revidieren musste.
    »Das könnte mein Leibgericht werden«, sagte Nick begeistert. »Ich muss das unbedingt mal selber ausprobieren.«
    »In dieser Form kann man es auch gut essen«, musste Jan Hörnum zugeben.
    Tante Paula strahlte. »Und du, Mia?«, fragte sie mich. »Bist du auch zufrieden?«
    Ich warf einen Blick auf den Mann, der gerade die letzte Deko-Tomate von meinem Teller stibitzt hatte. »Auf jeden Fall!«,
     versicherte ich ihr. Und das bezog sich nicht nur auf das Essen.

20
    Als ich am Freitag nach der Arbeit auf dem Weg zu Paulas Haus war, kamen im Radio gerade die Nachrichten. Nachdem die Meldungen
     zum politischen Tagesgeschehen verlesen worden waren, folgten wie üblich einige Hinweise zu regionalen Ereignissen. Und was
     ich da hörte, ließ mich aufhorchen.
    »Endlich ist das Geheimnis gelüftet«, berichtete der Moderator. »Nachdem Reinhard Rogalski, der traditionelle Hauptdarsteller
     der Freilichtfestspiele in Hammerscheid,

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