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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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warf er einen kurzen Blick zu Elizabeth. Sie wirkte genauso angespannt, wie er sich fühlte. Die Grimasse, zu der sich ihr Gesicht verzog, als sie bemerkte, dass er sie ansah, sollte vermutlich ein Lächeln sein. Aber Red brachte es nicht über sich, es zu erwidern – nicht zuletzt deshalb, weil in diesem Augenblick die Haustür aufflog und Morna herausgestürzt kam. Im feuchtgrauen Licht der Morgendämmerung war ihr Gesicht kalkweiß, und ihre Augen waren von Schreck geweitet. Und jetzt, wo er sie wieder vor sich hatte, wurde Red auch klar, was ihm an dem jungen Mann auf seinen Armen so bekannt vorgekommenwar. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Morna war unverkennbar.
    Elizabeth trat inzwischen rasch vor und schob sich zwischen ihre Freundin und Red. »Keine Angst, es geht ihm gut.« Sie fasste Morna an der Schulter, ehe diese ihrer Fassungslosigkeit lautstark Luft machen konnte. Und das würde sie, da war Red sich sicher. »Lass uns reingehen. Bitte!«
    Mornas Gesicht war noch immer eine Maske verstörten Entsetzens. Endlose Sekunden lang reagierte sie überhaupt nicht, sondern stand nur wie versteinert da und starrte auf die blutroten Male, die viel zu deutlich auf der weißen Haut des Mannes zu sehen waren. Bissspuren von Vampirzähnen. Sie begriff es – natürlich. Es war ja nicht zu verkennen. Für einen Augenblick glaubte Red, sie würde doch anfangen zu schreien. Aber dann drehte Morna sich um, noch immer ohne ein einziges Wort, ging die paar Schritte zurück, die sie aus dem Haus gemacht hatte, und öffnete weit die Vordertür. Mit verkniffenem Mund ließ sie Red und Elizabeth vorangehen, durch den dunklen Flur ins Schlafzimmer, wo Red endlich den schlaffen Körper des Mannes auf ein rustikal wirkendes Holzbett legen konnte. Hinter sich hörte er, wie Morna die Haustür mit einem Knall zuschlug, der bis ins Dorfzentrum zu hören sein musste. Und nur Sekunden darauf erschien Elizabeths Freundin auf der Schwelle. Ihr lockiges Haar stand wild von ihrem Kopf ab, und in ihrem Nachthemd wirkte sie bleich und wütend wie ein Rachegeist. Sie hatte sich bis hierher zurückgehalten. Jetzt aber würde sie nicht mehr schweigen.
    »Wie
konntest
du, Lizzy?« Ihre Stimme bebte, als sie mit zornigen Schritten den Raum betrat. Anklagend starrte sie Elizabeth an. »Ich hab es dir gesagt, stimmt’s? Ich habe dir
gesagt,
er stürzt uns ins Unglück, ich habe gesagt, er sollte besser
verschwinden
!« Ihr funkelnder Blick traf Red, der unwillkürlich dieStirn furchte, als könne er so einen Schutzwall zwischen sich und der wütenden Frau errichten. »Von wegen, er schleppt keine Vampire ins Dorf! Und was ist das hier?« Sie deutete mit zitterndem Finger auf den Hals des Mannes. Auf die Bissspuren.
»Was ist das?«
    Elizabeth, die gerade eine Decke über den Mann auf dem Bett breitete, wandte sich um. Ihre Augen waren leicht gerötet und glitzerten verräterisch im trüben Licht. »Hör auf, Morna! Tu nicht so, als hätte ich gewollt, dass das passiert!«
    Morna schnaufte wütend. »Sei doch nicht albern! Es ist völlig egal, ob du es gewollt hast oder nicht. Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    Elizabeth schluckte. Ihr Blick flackerte. Dann aber stellte sie sich neben Red, so dicht, dass ihre Schulter seine Brust streifte. »Gar nichts«, sagte sie leise, aber sehr deutlich. »Ich habe nicht gedacht. Nur gefühlt.« Sie atmete tief ein und sprach rasch weiter, ehe Morna zu einer Erwiderung ansetzen konnte. »Red hat gesagt, er will hierbleiben. Er sagt sich von den Vampiren los! Und Colin geht es gut, er wacht bald wieder auf!« Sie wandte den Kopf, um Red anzusehen. Auf ihren blassen Wangen waren rote, aufgeregte Flecken erschienen, und in ihren Augen stand die verzweifelte Hoffnung, er würde ihre Worte bekräftigen, so dass sie sie auch selbst glauben konnte. »Oder, Red?«
    Langsam nickte Red, während er sich unbehaglich die schmerzenden Oberarme massierte. Elizabeths Nähe und ihr Geruch ließen sein Herz schneller schlagen – und obwohl gerade jetzt wirklich nicht der günstigste Zeitpunkt war, sie an sich ziehen zu wollen, konnte er nicht verhindern, dass kleine Schauer über seine Haut rannen und von dort aus bis in seine Brust und seinen Magen rieselten. Red schüttelte sich innerlich. Er musste jetzt einen klaren Kopf bewahren!
    »Ich denke schon«, sagte er. »Nach einem Vampirbiss für eine Weile weggetreten zu sein ist völlig normal, soweit ich weiß. Wenn er aufwacht, wird er sich vermutlich besser fühlen

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