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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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als je zuvor.« Er sah auf Colin hinunter und spürte, wie die Worte einen schalen Geschmack auf seiner Zunge hinterließen. Was er hier sagte, entsprach seinen eigenen Erfahrungen. Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass die Dinge diesmal vielleicht anders lagen. Weil auch Kris heute so anders gewesen war als sonst. Erschreckend anders. Etwas war geschehen in der Zeit, während Red Elizabeth im Wald geliebt und diese folgenschwere Entscheidung getroffen hatte. Etwas, das die Probleme, die Kris vielleicht in der letzten Zeit gehabt hatte, endgültig an die Oberfläche geschwemmt hatte. Natürlich hätte Red im Grunde froh darüber sein können, weil es ihm den Abschied leichter machte. Aber tief in seinem Inneren wusste er es besser; wusste, dass Kris dort am Strand nicht Herr seiner selbst gewesen war, und der Gedanke drückte ihm den Magen unangenehm zusammen. Er vertrieb sogar das Gefühl, Elizabeth nahe sein zu wollen.
    »Also schön – Stopp! Auszeit!« Mornas Stimme riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. »Wie wäre es, wenn ihr wenigstens mal vorne anfangt?« Sie schüttelte den Kopf und rieb sich etwas fahrig über die Stirn. Ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie schwer darum kämpfte, ihre Fassung zurückzugewinnen. »Was in Dreiteufelsnamen ist überhaupt passiert, seit du gestern behauptet hast, er wäre weg?«
    Elizabeth holte tief Luft und warf Red einen flehenden Blick zu.
Lass mich das erklären!,
sagte dieser Blick, und Red nickte erleichtert. Wenn Elizabeth diese verfahrene Situation so beschreiben konnte, dass Morna sich wenigstens etwas beruhigte, dann war er mehr als einverstanden damit.
    Ein flüchtiges Lächeln streifte Elizabeths Mundwinkel.Doch sie kam nicht mehr dazu, mit ihrer Erklärung anzufangen – denn in diesem Augenblick ertönte vom Bett her ein leises Stöhnen. Red, Elizabeth und Morna fuhren herum.
    Colins Augäpfel hinter den geschlossenen Lidern hatten begonnen, sich zu bewegen, und kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner blassen Stirn. Aber davon abgesehen, rührte er sich nicht.
    »Ach wirklich – alles in Ordnung?«, knurrte Morna. »Dass ich nicht lache!«
    Red schüttelte den Kopf. »Ich denke, er träumt«, erklärte er schnell, ohne zu wissen, ob das, was er gerade sagte, die Wahrheit war. »Er wacht sicher jeden Moment auf.« Oder sonst, dachte er, würde ein Eimer kaltes Wasser ins Gesicht sicher Wirkung zeigen. Er selbst war auf Insomniac Mansion mehr als einmal so geweckt worden.
    Morna und auch Elizabeth schwiegen jetzt, betrachteten nur weiter angespannt Colins Gesicht, in dem nun immer wieder Muskeln unter der hellen Haut zuckten. Auch seine Finger verkrampften sich, zerknitterten den rauen Stoff des Bettbezugs und öffneten sich wieder.
    »Colin«, flüsterte Elizabeth und legte ihre Hand leicht über seine. »Colin, hörst du mich?«
    Colins Lider flatterten. Seine aufgesprungenen Lippen öffneten sich, formten Worte, ohne dass Laute zu hören gewesen wären. Sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen. Und dann endlich öffnete er die Augen. Ein milchiger Schleier lag über seiner Iris, und sein Blick zuckte von einem zum anderen, als könne er nicht recht zuordnen, wen er da vor sich hatte.
    »Lizzy«, murmelte er endlich und lauschte mit erstaunter Miene dem Wort nach. »Wo bin ich? Was ist passiert?«
    Elizabeth lächelte tapfer, obwohl ihre Finger sich nun fest um seine schlossen. Zu fest, wenn es nach Red ging. Wer genauwar dieser Colin eigentlich für sie?, dachte er unbehaglich. Ein Freund?
    »Ganz ruhig«, sagte Elizabeth sanft. »Komm erstmal zu dir.«
    Colin ließ ein seltsames Geräusch hören, halb Seufzen, halb Stöhnen. Dann löste er seine Hand aus Elizabeths und richtete sich schwerfällig auf. »Morna …«, sagte er langsam und lächelte verzerrt in ihre Richtung, während er sich die verschwitzten Locken aus der Stirn wischte.
    Dann blieb sein Blick an Red hängen, und seine Augen weiteten sich in einer Mischung aus Überraschung und zorniger Fassungslosigkeit.
»Du!«
    Red fuhr unwillkürlich zusammen. Er wusste genau, er begegnete diesem sturmgrauen Blick zum ersten Mal. Und trotzdem erkannte Colin ihn. Ohne jeden Zweifel.
    »Das ist Red.« Elizabeth berührte Colin an der Schulter – beinahe zaghaft diesmal, als mache auch ihr dieser plötzliche Umschwung in seiner Stimmung Angst. »Er …«
    Colin aber schien ihr gar nicht zuzuhören. Er starrte Red noch immer unbeirrt an.
»Vampir!«,
zischte er mit heiserer

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