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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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daran hätte haben sollen. Warum wusste Colin davon? Warum wusste er Dinge, die er unter keinen Umständen hatte beobachten können? Warum wusste er von Gefühlen, die Red mit Kris verbanden und nur mit Kris? Das war nicht normal. Er konnte sich jedenfalls nicht erinnern, jemals solche Bilder gesehen zu haben, nachdem Kris von ihm getrunken hatte. Wieder musste Red daran denken, wie bleich und ausgezehrt Kris am Strand ausgesehen hatte. Und mit welcher Verzweiflung er sich den Zugang zu Reds Blut erzwungen hatte. Was zur Hölle war da denn nur los?
    »Das ist etwas anderes«, sagte er und bemühte sich, seine Stimme gelassen zu halten. Ganz gelang es ihm allerdings nicht – und wie zur Antwort sah er, wie das grimmige Lächeln auf Colins Gesicht breiter wurde.
    »Ich dachte mir, dass du das sagen würdest.«
    Red atmete tief durch. »Ihr werdet mir glauben müssen«, sagte er so ruhig wie möglich. »Hierzubleiben war meine eigene, freie Entscheidung. Und wenn du doch weißt, was diese Vampire für mich bedeuten, dann sollte dir doch auch klar sein, was es mich kostet, sie aufzugeben. Also lass mich in Frieden, einverstanden?«
    Colin hob die Brauen. Seine Augen blitzten auf. »Du willst hierbleiben?«
    »Colin, Red«, schaltete sich Elizabeth nun wieder ein. »Kommt wieder runter. Beide.« Sie räusperte sich und sah von einem zum anderen. »Vielleicht erklären wir das besser von Anfang an.«
    Colin runzelte die Stirn und trat einen Schritt auf Red zu. »Du kannst hier nicht einfach so eindringen«, sagte er leise,aber sehr deutlich. »Deine Entscheidungen interessieren hier niemanden. Ob du bleiben kannst oder nicht, wird
das Dorf
entscheiden. Nicht du.«
    »Colin …«, begann Elizabeth. Doch Morna unterbrach sie.
    »Er hat recht.« Sie legte Colin besänftigend eine Hand auf den Arm. Doch ihre Miene stand seiner, was Grimmigkeit betraf, in nichts nach. »Das hier geht uns alle an.«
    Auf Elizabeths Wangen erschienen rote Flecken, und sie holte tief Luft. Doch Morna warf ihr einen Blick zu, der sie verstummen ließ.
    »Lizzy. Ich weiß, du kannst in dieser Angelegenheit nicht vernünftig sein. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht ganz sicher, ob dir überhaupt noch ein Funke gesunden Menschenverstands geblieben ist. Aber denk doch mal nach. Er hat
Vampire
in unser Dorf gebracht! Sie haben Colin angegriffen. Du wirst das nicht leugnen können, und das weißt du!« Sie warf Red einen entschuldigenden Blick zu. »Nimm’s nicht persönlich. Ich würde dir gern glauben, dass du all das hier genauso meinst, wie du es sagst. Aber wir können das nicht über die Köpfe der anderen hinweg entscheiden.« Sie sah Red eindringlich an. »Wie ich das sehe, wird es das Beste sein, du begleitest uns gleich ins Dorf und erzählst dort deine Geschichte. Und zwar diesmal die ganze. Und wenn das Dorf dann beschließt, dass du bleiben kannst, ist alles gut. Wenn sie aber wollen, dass du gehst …«
    Sie beendete den Satz nicht. Aber Red hatte verstanden.
    Elizabeth drehte sich zu ihm um. Sie war noch immer blass. »Wäre das für dich in Ordnung, Red?«
    Red nickte und sah aus dem Augenwinkel, wie Colin die Arme vor der Brust verschränkte. Dieser Mann, das wusste Red, würde alles tun, um zu verhindern, dass er blieb. Und wenn es nur wegen Elizabeth war.
    Er presste die Lippen zusammen und ballte hinter dem Rücken die Hände zu Fäusten. Na schön, dachte er. So schnell würde er sich nicht geschlagen geben. Dann würde
er
eben alles tun, um bleiben zu dürfen.
    Und wenn es nur wegen Elizabeth war.

Kapitel Dreizehn
    Callahan Castle, Kinlochliath, Schottland
     
    Auf der anderen Seite der Insel, abgewandt vom Seeufer und dem Dorf, und geschützt vor allen Blicken, war es ruhig. Nur der Regen, der vor einer Weile eingesetzt hatte und nun unbeirrbar und schnurgerade wie Bindfäden aus dem wolkenverhangenen Himmel fiel, rauschte leise und kräuselte plätschernd die bleigraue Oberfläche des Sees. Ein schmaler Pfad führte von der Burg bis in eine kleine Kiesbucht, die zwischen schroffen Gesteinsblöcken verborgen lag.
    Kris hatte sich auf einen Findling nahe der Wasserlinie gesetzt. Kleine Wellen brachen sich ab und zu daran und bespritzten seine Hose mit winzigen Tropfen. Der Vormittag musste inzwischen weit vorangeschritten sein, aber der Tag konnte sich nicht recht dazu entschließen, hell zu werden. Das aschfarbene Zwielicht hatte sich seit dem frühen Morgen kaum verändert, war nur vom Regen und ein paar fahlen Schlieren

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