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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Indikatorstreifen in die Probe tauchte, geschah – nichts. Die Verlaufzone blieb, wie sie war: blassgelb. Kein Relacin. Überhaupt keins. Anscheinend hatte sein Blut alle verbleibenden Regenerationskräfte verbraucht und versucht, den Schaden zu beheben – und dennoch waren sämtliche Wirtszellen des Virus, der sein Blut zu Vampirblut machte, zerstört. Es war in der Petrischale zu Menschenblut geworden.
    Mühsam atmete Kris mehrmals tief durch. Es war, als würde plötzlich ein zentnerschweres Gewicht auf seiner Brust liegen. Sein Herz pochte wie rasend. Er musste mit Cedric sprechen, dachte er. Unbedingt. Selbst wenn nichts von dem, was heute am Strand passiert war, geschehen wäre, hätte kein Weg daran vorbeigeführt. Sie mussten das Blut dieser Menschen genauer untersuchen und ihre Nahrungsmittel. Was sie aßen, was sie tranken – was
Red
in den letzten Stunden gegessen und getrunken hatte, denn auch bei ihm hatte die Verseuchung ja bereits begonnen. Sie mussten die Ursache für diesen wahnsinnigen Effekt finden.
    Dieses Blut bedeutete Sterblichkeit. Für all die, die sich seit Jahrhunderten für unsterblich hielten.
    Kris drehte sich zu Chase um, der noch immer auf dem Bett saß und vorgab, nicht an dem interessiert zu sein, was Kris tat. Aber natürlich war er das doch. Sehr interessiert sogar.
    »Ich spreche mit Hannah«, sagte Kris und bemühte sich,seine Stimme so sachlich wie möglich zu halten. »Sie soll Kontakt zu Cedric aufnehmen.«
    Chase hob die Brauen. »Hannah?«
    Kris nickte. »Sie wartet darauf, dass ich mich melde. Zuhause. Sie hat es versprochen.«
    Chase’ Blick war nicht schwer zu deuten. Genauso hatte er ausgesehen, als er Kris ein »hinterhältiges Aas« genannt hatte. Kris wusste selbst, es war nicht gerade ein Zeichen tiefer und aufrichtiger Freundschaft, dass er Hannah so ausnutzte. Aber er glaubte und hoffte, dass Hannah es verstehen würde. Oder zumindest verzeihen. Schließlich war es nicht das erste Mal.
    Chase hob die Schultern, als wolle er Kris’ Bedenken beiseitewischen. »Ich warte so lange hier«, sagte er. »Versau es nicht, okay?«
    Kris lächelte schief. Auf Chase war einfach Verlass. Er wusste genau, welche Angelegenheiten ihn etwas angingen und welche nicht.
    »Sicher nicht. Bis später.« Er wandte sich ab und verließ den Raum, um sich einen Ort zu suchen, wo er ungestört Kontakt mit Hannah aufnehmen konnte.
    Nein, dachte er, während er die düsteren Treppen hinaufstieg. Er würde es auf keinen Fall versauen. Er
durfte
es nicht versauen. Schließlich war es seine letzte Chance. Seine allerletzte.

Kapitel Vierzehn
    Ol’ MacLovett’s Breakpoint, Kinlochliath, Schottland
     
    Die Luft im »MacLovett’s« war – wie so oft am Vormittag – klebrig vom Alkohol des Vorabends, dem fettigen Geruch von Speck und Rührei aus der Küche und altem Staub, der träge durch das trübe Licht trieb, das den Pub nur notdürftig erhellte. Stimmengewirr waberte gedämpft durch den Raum und hing im matten Schein der nackten Glühbirnen unter der Decke. Die rustikalen Tische und auch die Theke waren bereits jetzt, um kurz vor elf, dicht besetzt mit Menschen, die sich angesichts der nahenden Mittagspause trafen, ihr drittes bis fünftes Bier an diesem Tag tranken und sich Dinge erzählten, die ohnehin schon jeder wusste.
    Elizabeth kam selten hierher, weil sie in diesem Pub mehr als an jedem anderen Ort in Kinlochliath das Gefühl hatte, die Zeit würde einfach stehenbleiben. Jeder hatte hier seinen festen Platz, den er für eine feste Zeit besetzte, und immer die gleichen Gerichte und Getränke bestellte, bis der Nächste kam und ihn ablöste. Man sagte Hallo, Guten Morgen oder Guten Abend, je nach Uhrzeit, und nichts veränderte sich jemals. Wann immer man ins »MacLovett’s« kam, konnte man sicher sein, einen gefüllten Schankraum voller wohlbekannter Gesichter vorzufinden und über die immer gleichen Themen zu reden, die nur mit der Jahreszeit wechselten. Man wusste so sicher wie das Amen in der Kirche, dass nichts, wirklich
nichts
Unvorhergesehenes geschehen konnte. Deshalb sah auch zuerst niemand auf, als Elizabeth, Colin und Morna eintraten.
    Doch als Red hinter ihnen auf der Schwelle erschien – groß, fremd und mit diesem Hauch von düsterem Geheimnis, den er mit sich trug, verstummten die Gespräche. Nicht schlagartig, als wäre eine Bombe eingeschlagen oder etwas ähnlich Dramatisches passiert. Es war mehr wie ein leise tröpfelndes Begreifen, das langsam von Tisch zu

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