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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Tisch floss und die murmelnden Gespräche erstickte. Ein Wispern und Tuscheln breitete sich aus, die Menschen stießen sich an und bewegten sich unruhig – bis schließlich alle Köpfe in ihre Richtung gewandt waren und es im Schankraum sehr, sehr still wurde.
    Elizabeth beobachtete nervös das ungläubige Staunen auf den vertrauten Gesichtern. Sie wusste, wie sie sich fühlen mussten. Sie hatte ja selbst eine Weile gebraucht, um es zu glauben: Ein fremder Mensch. In Kinlochliath.
    Das war ungefähr das Gleiche, als wenn ein UFO auf dem Marktplatz gelandet wäre. Vor allem, wenn es dann auch noch ein Mensch wie Red war.
    In diesem Augenblick, noch ehe die Stille in aufgeregtes Murmeln umkippen konnte, trat Colin einen Schritt weiter in den Raum hinein. Elizabeth sah seine Augen blitzen. Sein Gesicht war so hart, wie sie es selten an ihm gesehen hatte. Er wirkte seltsam fremd dadurch und so gar nicht wie der Mann, mit dem sie in ihrem Leben schon so viel Zeit verbracht hatte. Ein dumpfes Gefühl der Beklemmung stieg in Elizabeth auf, und sie rückte dichter an Morna heran, die kurz hinter Colin stehen geblieben war.
    »Freunde – wir sind in Schwierigkeiten!« Colins tiefe Stimme füllte den Raum vollständig aus. Jeder der Gäste sah nun zu ihm hin. Er ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern, bis er sich sicher sein konnte, auch wirklich die gesamte Aufmerksamkeit auf seiner Seite zu haben. Dann wandte er sich um und griff nach Reds Arm, um ihn nach vorn zu ziehen. »Dashier ist Red. Er kommt aus Amerika.« Colin machte eine dramatische Pause, um seine Worte wirken zu lassen, ehe er ihnen die Krone aufsetzte. »Und er ist auf der Flucht – vor Vampiren!«
    Elizabeth zuckte zusammen. Ein entsetztes Raunen ging durch den Raum. Was sagte Colin denn da? Das war doch nicht, was sie besprochen hatten …
    »Hört mir zu!« Colin hob die Stimme und sprach weiter, ehe die Unruhe zu einem Tumult werden konnte, der alles übertönte. »Lizzy hat ihn in den Bergen gefunden. Sie hat ihm Unterschlupf gewähren wollen. Aber die Vampire haben ihn aufgespürt. Sie sind hier!«
    Nun sprangen die ersten Menschen von ihren Stühlen. Andere schienen noch gar nicht begriffen zu haben, was sie gerade gehört hatten, und starrten nur ungläubig auf die kleine Gruppe an der Tür.
    »Was redest du da, Mann? Bist du besoffen?« Die Stimme gehörte zu Drew, einem von Colins engsten Freunden. Doch er klang ein wenig unsicher – schließlich war es schwer, Colins Worte anzuzweifeln, während Red mitten im Raum stand wie ein lebendiger Beweis.
    Lynn, eine der Bedienungen im »MacLovett’s«, knetete nervös die Schürze vor ihrem rundlichen Bauch. »Vampire?«, fragte sie mit etwas zittriger Stimme. »Du meinst –
echte
Vampire?«
    Colin nickte düster. »Ja. Verdammt echte. Ich bin ihnen begegnet.« Und mit diesen Worten griff er in den Kragen seiner Jacke und zog ihn beiseite. Das Mal an seinem Hals war selbst im schwachen Licht überdeutlich zu sehen, als besäße es ein eigenes Leuchten. Ein Stöhnen ging durch den Raum.
    »Aber!« Colin machte noch einen Schritt nach vorn. »Ich sage euch: Wir brauchen keine Angst zu haben! Red hier hat mich vor ihnen gerettet! Sie mussten sich nach Callahan Castle zurückziehen, und wir konnten entkommen! Sie sind nur zuzweit – und er weiß, wie man sie töten kann! Mit seiner Hilfe, und wenn wir alle zusammenarbeiten, machen wir sie ein für alle Mal fertig!« Er wandte sich noch einmal zu Red um. Das grimmige Lächeln, das so fremd an ihm wirkte, war auf sein Gesicht zurückgekehrt. »Stimmt’s, mein Freund?«
    Elizabeth hatte das Gefühl, innerlich zu Stein zu erstarren. Sie sah, wie Reds Gesichtszüge entgleisten und wie selbst Morna überrascht die Augen aufriss. Was um alles in der Welt tat Colin da?
    In diesem Moment kam Leben in Red. Er machte einen Schritt auf Colin zu, bis er direkt vor ihm stand. Seine Finger schlossen sich grob um seinen Oberarm. »Was hast du gerade gesagt?« Seine Stimme war heiser vor unterdrücktem Zorn.
    Colin aber zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Ich dachte, du wolltest beweisen, dass du auf unserer Seite stehst«, flüsterte er so leise, dass nur Red, Elizabeth und Morna es hören konnten. »Es wäre besser für dich, mitzuziehen, wenn du das wirklich ernst gemeint hast.«
    Langsam – sehr langsam – ließ Red Colins Arm los. Für einen Augenblick glaubte Elizabeth, dumpfen Schmerz in seinen Augen zu sehen. Einen Schmerz, der so tief ging, dass es

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