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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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stürzte.
    Red riss seinen Revolver aus dem Halfter, noch bevor Chase in das niedrige Wasser klatschte, das gegen das Ufer zu seinen Füßen schwappte. Doch er wusste, er würde nicht schießen. Wenn er traf, würde Colin sterben.
    Mornas Bruder stand oben auf der Straße, kaum fünfzig Meter von ihnen entfernt. Bei ihm waren Drew, Finnegan und vielleicht zehn weitere Personen, die Red auf dem Marktplatz gesehen hatte. Sie alle waren bewaffnet. Und sie alle waren bessere Schützen, als er erwartet hatte.
    »Fallenlassen!« Colins Stimme schwankte leicht vor Erregung. Trotzdem drangen die Worte klar durch den Regen zu Red herüber. »Ich sage es nur einmal: Waffe weg und Hände hinter den Kopf! Oder ich mach dich fertig, Vampirfreund!«
    Mit einem dumpfen Laut fiel der Revolver ins Gras der Böschung. Langsam, sehr langsam hob Red die Hände in den Nacken. Aus dem Augenwinkel versuchte er zu sehen, was mit Chase war. Warum stand er nicht wieder auf?
    Kris’ Worte kamen Red in den Sinn.
    »Chase wäre heute Nacht fast gestorben!«
    Er hatte plötzlich das Gefühl, als ob eine Schlinge sich immer fester um seine Kehle zuzog. Er hatte nicht mehr daran gedacht. Chase hatte doch eben noch ganz normal gewirkt!
    Colin trat inzwischen näher. Drew und Finnegan hielten sich dicht hinter ihm, die Waffen eisern auf Red gerichtet, während die zurückbleibenden Männer und Frauen weiterhin auf Chase zielten, der reglos mit dem Gesicht nach unten im seichten Wasser des Flusses lag.
    »Den Revolver.« Colin deutete mit dem Kinn auf die Waffe zu Reds Füßen. »Schieb ihn zu mir rüber.«
    Red biss die Zähne zusammen und tat, was Colin sagte. Hastig suchte er mit den Augen die Reihen der Menschen ab, die noch immer oben auf der Straße standen. War Elizabeth bei ihnen? Er konnte sie nicht sehen.
    Colin hob Reds Revolver auf und wog ihn einen Augenblick lang mit nachdenklichem Gesicht in der Hand. Dann steckte er seine eigene Pistole weg, packte den Griff mit beiden Händenund richtete den Lauf auf Chase. Der Donner der Schüsse brach sich unter den steinernen Bögen, die die Brücke trugen, dass Reds Ohren klingelten. Blut färbte den Fluss tiefrot und trieb in trägen Schlieren davon. Und spätestens jetzt war Red klar: Chase bluffte nicht.
    Er war genauso leblos, wie er aussah.
    Ein seltsam dumpfes Gefühl breitete sich in Reds Kopf aus. Er begriff es nicht. Er begriff es einfach nicht. Es war nicht möglich, dass diese Menschen sich ihnen genähert hatten, ohne dass sie auch nur das Geringste davon bemerkt hatten! Es war nicht möglich, dass sie
Chase erschossen hatten!
    Und doch war genau das passiert.
    Eine Hand packte ihn am Arm und drehte ihm grob die Hände auf den Rücken. Die Mündung einer Pistole presste sich zwischen Reds Schulterblätter. »Ich wusste die ganze Zeit, dass du nichts als ein dreckiger Vampirspitzel bist!«, zischte Colin. »Wenn du dich rührst, ohne dass ich es dir sage, knall ich dich ab, ich schwör’s!«
    Nur kurz dachte Red daran, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Nach allem, was er bei Hannah und Kris gelernt hatte, wäre es ihm vielleicht sogar gelungen, sich aus dem Griff zu befreien und Colin die Waffe abzunehmen. Aber was würde ihm das helfen? Er konnte nicht fliehen, nicht ohne Chase … Und Red zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Colin es ernst meinte. Verdammt ernst. Er würde ihn erschießen – vermutlich sogar mit Genugtuung, wenn Red ihm Anlass dazu gab.
    Er konnte nicht denken. Jeder Gedanke war wie betäubt, verschwand in einem Schleier aus Entsetzen.
    Kris – wo war Kris? Warum war er nicht hier?
    Red sah noch, wie Drew und Finnegan Chase’ schlaffen Körper aus dem Fluss zerrten und ihn mit Stricken fest verschnürten.Dann stieß Colin ihn vorwärts, die Böschung hinauf. Die Menschen, die oben gewartet hatten, schlossen einen Kreis um sie, bis er nicht mehr sehen konnte, was unter der Brücke geschah. Die Gruppe drängte vorwärts, und Red blieb keine andere Wahl, als mitzugehen. Zurück auf dem Weg, den er kurz zuvor erst gegangen war, zurück zum Marktplatz.
    Doch schon als sie kaum hundert Meter hinter sich gebracht hatten, hörte Red den Schrei. Er erschütterte die Luft wie das Dröhnen eines Nebelhorns, ein Laut so rau und wild, dass er Red bis ins Mark erzittern ließ. Der Schrei eines Vampirs in Todesqualen.
    Chase!
    Red fuhr herum, ohne noch einen einzigen Gedanken an die Pistole in seinem Rücken zu verschwenden, riss sich los aus dem Griff, der ihn hielt –

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