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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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weiter daneben als der erste.
    »Immerhin, beinahe hättest du die Kehle getroffen.«
    Es war Colins Miene deutlich anzusehen, dass er die Pistole am liebsten zu Boden gepfeffert hätte. Aber diese Blöße gab er sich natürlich nicht.
    Red wandte sich wieder zu den Menschen hinter ihm um, die, wenn das überhaupt möglich war, noch stiller geworden waren. »Ich habe euch gesagt, es hat keinen Sinn«, erklärte er sehr ruhig. »Vielleicht glaubt ihr mir jetzt. Selbst wenn ihr monatelang trainiert und Hunderte von Vogelscheuchen tötet – ihr macht euch keine Vorstellung davon, wie schnell Vampire sind. Greift sie nicht an! Sie werden euch fertigmachen – nicht umgekehrt.«
    Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als plötzlich ein Kribbeln durch seinen Kopf zuckte wie ein elektrischer Schlag. Im letzten Augenblick konnte Red sich davon abhalten, zusammenzuzucken und den Revolver wieder aus dem Halfter zu reißen. Er brauchte nicht lange zu überlegen, was die Ursache gewesen sein könnte. Hatte er wirklich geglaubt, sie würden ihn in Ruhe lassen? O nein. Das war nicht Chase’ Art. Nie gewesen. Fast hätte er gelacht. Aber das hätte vor all den Dörflern, die von dem Ruf nichts mitbekommen hatten, doch zu seltsam gewirkt.
    »Wir sind Hunderte!« Es war der aknenarbige Mann, der Colin im Pub unterstützt hatte, der sich nun einmischte. Drew war sein Name, wenn Red sich recht erinnerte. Er war wütend. Stinkwütend sogar, vermutlich weil Red seinen Freund gedemütigt hatte. »Sie sind nur zu zweit. Wir wissen jetzt, worauf es ankommt – erzähl uns nicht, wir hätten keine Chance, du arroganter kleiner Scheißer!«
    Das Kribbeln hatte nachgelassen, aber verschwunden war es nicht. Die Botschaft war eindeutig. Und sehr, sehr dringend. Vermutlich musste Red froh sein, dass der Sender nicht persönlich hier auftauchte. Besser, er zog sich jetzt zurück, bevor Chase doch noch auf dumme Gedanken kam. Red starrte Drew durchdringend an. »Tut, was ihr nicht lassen könnt. Ich habe euch gewarnt.« Er wandte sich schroff ab. Mit großen Schritten hielt er auf den Rand des Platzes zu.
    »Hey!« Colins Stimme übertönte das aufgeregte Murmeln und das Rauschen des Regens. »Wohin gehst du?«
    Red blieb kurz stehen und sah über die Schulter zurück. Er war jetzt selbst wütend. Wütend auf Colin, auf sich selbst – und auf diese verdammten Vampire. »Wonach sieht es denn aus? Ich lasse euch ins Verderben rennen.«
    »Red!«
    Das war Elizabeth. Aber Red wollte auch sie nicht hören, nicht jetzt. Er wollte nicht, dass sie ihm nachlief, und auch nicht, dass sie sah, mit wem er gleich sprechen würde. Wenn er das zuließ, würde er nicht mehr verhindern können, dass ein Vampir sie berührte.
    »Bring sie zur Vernunft!« Es war ein Befehl, vorgebracht mit einer Grobheit, die sie ganz sicher nicht verdient hatte. Aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Elizabeth zuckte sichtlich zurück, als hätte sie sich an etwas verbrannt. Für einen Augenblick sah sie aus, als wollte sie noch etwas sagen, vielleicht doch zu ihm laufen und ihm folgen.
    Aber sie tat es nicht. Sie stand einfach da, und zwischen all den Menschen sah sie so verloren aus, dass Red das fast schmerzliche Bedürfnis verspürte, seine harschen Worte irgendwie abzumildern. Ihr zu zeigen, dass sein Tonfall nicht persönlich gemeint war.
    Stattdessen drehte er sich um und verließ den Marktplatz, so schnell er konnte.
     
    Es war leicht, Chase zu finden. Oder vielmehr fand Chase Red, kaum dass er sich einige Straßen vom Dorfzentrum und den dort versammelten Menschen entfernt hatte. Er hockte auf einer Mauer, ganz in der Nähe des Flusses, der Kinlochliath in zwei Hälften teilte, als sei es das Natürlichste auf der Welt.
    Red blieb stehen. »Ich habe gehört, du wärst so gut wie tot.«
    Chase sprang mit einem lockeren Satz von der Mauer. Das nasse Haar hing ihm in dunklen Strähnen ins Gesicht. »Witzig. Ich habe gehört, du wärst jetzt komplett durchgeknallt.« Er schüttelte den Kopf. »Komm mit! Ich will mit dir reden.«
    Red zögerte einen Moment. Chase wollte reden. Aber er war sich nicht sicher, ob er selbst das auch wollte. Allerdings war esauf jeden Fall das Klügste, wenn er dafür sorgte, dass Chase möglichst schnell von dieser Straße verschwand. Nach allem, was gerade auf dem Marktplatz geschehen war, schien es Red noch weniger wünschenswert als zuvor, im vertrauten Gespräch mit einem Vampir gesehen zu werden. Und er glaubte nicht, dass es Chase

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