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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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da traf ihn ein harter Faustschlag gegen den Kiefer und schmetterte ihn zu Boden. Auf Händen und Knien landete er im feuchten Schotter und wollte sofort wieder aufspringen. Doch ein Tritt in die Nieren warf ihn auf die Seite. Red keuchte und spuckte und hörte jemanden fluchen – Colin. Weitere Schläge und Tritte prasselten nun von allen Seiten auf ihn ein, und er riss die Arme hoch und rollte sich zusammen, um wenigstens seinen Kopf zu schützen, während der Schrei noch immer die Luft zerriss. So nah. Und er konnte doch nichts tun. Reds Sicht verschwamm. Die Welt rückte in weite Ferne. Nicht einmal mehr den Regen konnte er noch auf seiner Haut spüren. Chase’ Todesschrei verschwand hinter dem Rauschen des Blutes in Reds Ohren. Ein heftiger Tritt traf seinen Hinterkopf.
    Dann wurde die Welt still.
    Und schwarz.

Kapitel Siebzehn
    28 Forest Lane, Kinlochliath, Schottland
     
    Elizabeth stürzte den Whisky in einem Zug hinunter und knallte das Glas mit solcher Wucht auf den Tisch, dass die Wasserkaraffe bedenklich wackelte.
    »Was denkt er sich?« Sie griff nach der Whiskyflasche und schenkte sich nach. Es war ihr viertes Glas, der vierte dreifache innerhalb der letzten fünfzehn Minuten, und das vierte Mal, dass sie zu ihrer bitteren Schimpftirade ansetzte, die ihr doch so überhaupt nicht weiterhalf. Allmählich schwamm ihr ein wenig der Kopf. Aber das war gut. Es war gut, die Demütigung und den Zorn zu betäuben. Elizabeth hoffte, dass es ihr helfen würde, klarer zu sehen, was sie tun musste – auch wenn dieser Gedankengang absurd klang. Mit all dieser Wut im Bauch würde sie sonst vielleicht etwas sehr, sehr dummes tun.
    Es war allerdings gut möglich, dass sie das so oder so würde.
    Morna saß ihr gegenüber am Küchentisch und beobachtete sie besorgt. Aber sie hielt sie auch nicht auf.
    »Er kann mich nicht einfach hier einsperren! Ich bin nicht sein Eigentum!« Elizabeth kippte auch den vierten Whisky hinunter, ohne nur einmal abzusetzen. Ihre Kehle brannte, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Tränen, die nicht nur von der Schärfe des Alkohols kamen.
    »Lizzy …«, begann Morna vorsichtig.
    »Ich erkenne ihn überhaupt nicht mehr!« Elizabeth ballte die Fäuste. »Wer ist dieser Scheißkerl eigentlich?«
    »Hör auf damit, Lizzy.« Morna schüttelte den Kopf. »Er macht sich Sorgen um dich, das weißt du genau.«
    »Sorgen!« Elizabeth stieß ein höhnisches Lachen aus. »Als ob es ihm auch nur ein bisschen um mich ginge!«
    »Natürlich geht es ihm um dich!« Auch Morna wurde jetzt lauter. »Denkst du nicht, er ist zu Recht wütend, nachdem du ihn vor allen anderen für einen Fremden verlassen hast?«
    Elizabeth erstarrte. Ungläubig sah sie Morna an, während sie beunruhigt bemerkte, dass es ihr allmählich schwerfiel, ihren Blick zu fixieren. Ihre Zunge bewegte sich unangenehm schwerfällig. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
    Morna runzelte die Stirn. »Du bist betrunken, Lizzy, und ich werde jetzt nicht mit dir streiten. Aber lass dir eins gesagt sein: Es ist nicht in Ordnung, wie du dich zuletzt verhalten hast. Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht, wie weh du uns damit tust?« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wir waren immer auf deiner Seite, Lizzy. Immer! Aber Red hat uns nur angelogen, seit er hier aufgetaucht ist. Erst hat er gesagt, er sei vor den Vampiren auf der Flucht – dann waren es plötzlich seine Freunde. Kurz darauf hat er behauptet, sie zu verlassen und auf unserer Seite zu sein, und
dann
hat er sich trotzdem noch mit ihnen getroffen! Mach endlich die Augen auf, Lizzy! Ich weiß nicht, was er sich davon verspricht, aber er spielt dir was vor!«
    Elizabeth fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen, ohne dass es viel geholfen hätte. Mornas Worte bohrten sich schmerzhaft in ihre Brust. Und tief in sich wusste sie natürlich, dass womöglich etwas Wahres daran war. Aber das wollte sie einfach nicht so sehen. Wie Red sie geküsst hatte. Seine Trauer, als er ihr von dem Mädchen erzählte, das er verloren hatte, und wie er sich danach an ihr festhielt. Sein Blick, als er sagte, er wolle bei ihr bleiben und neuanfangen – das war echt gewesen. Es konnte einfach keine Täuschung sein.
    »Er hat nie gesagt, dass er die Vampire hasst«, presste sie endlich mühsam hervor. »Das war Colin.
Er
hat das behauptet,
er
hat gelogen, Morna! Red … es hat ihm weh getan, die Vampire zu verlassen, weil sie seine Freunde sind! Aber er hat es trotzdem getan!

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