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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Chase von sich hatte trinken lassen – darüber wollte er gar nicht erst nachdenken.
    Er war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er das Boot auf dem See erst bemerkte, als es schon beinahe das Ufer der Insel erreicht hatte. Ein kleines Ruderboot, besetzt mit nur einer einzigen Person. Kris erkannte sie sofort. Wie vom Schlag getroffen, blieb er stehen und starrte ungläubig aus dem Fenster des Wehrgangs, über den er eben noch gelaufen war. Es war wie eine Erschütterung, die die feuchte Stille in unzählige Splitter zerbersten ließ.
    Elizabeth. Und sie war ganz allein. Schließlich hatte er selbst dafür gesorgt – auch wenn sich das auf schreckliche Weise gegen ihn gewandt hatte.
    Was zum Teufel wollte sie hier?
    Kris rannte die Stufen hinunter, ohne noch einen zweiten Gedanken zu verschwenden. Sein Herz hämmerte wie rasend – eine Empfindung, von der er fast vergessen hatte, wie sie sich anfühlte. Etwas war geschehen, etwas Furchtbares, und es hatte mit Red zu tun. Kris wusste es mit tödlicher Sicherheit. Elizabeths ganze Präsenz verströmte diese schreckliche Furcht – die Furcht, jemanden in Gefahr zu wissen, den sie liebte. Und wen Elizabeth liebte, das wusste Kris ebenso sicher.
    Er erreichte den Strand fast im gleichen Moment, als auch das Boot knirschend auf den Kies auflief und Elizabeth über die Bordwand in das seichte Wasser sprang.
    Sie hatte ihn längst gesehen. Ihr Gesicht war aschfahl, und ihre Augen waren groß und dunkel. Für einen Moment schien es fast, als wolle sie bei seinem Anblick zögern, vielleicht sogar umkehren. Aber sie tat es nicht. Stattdessen reckte sie entschlossen das Kinn nach vorn.
    »Elizabeth.«
    Kris blieb stehen und bemühte sich, seinen jagenden Pulszumindest etwas zu beruhigen. »Was ist passiert? Wo ist Red?«
    Elizabeth machte einen Schritt auf ihn zu, bis sie kaum noch eine Armlänge von ihm entfernt war. Ihre Lippen zitterten.
    »Sie haben sie angegriffen«, flüsterte sie. »Sie haben Chase erschossen, und Red …«
    Ihre Worte drangen wie eisige Nadeln in Kris’ Bewusstsein.
    »Was ist mit Red?« Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme einen Klang annahm, der viel zu schneidend war, wenn er Elizabeth keine Angst machen wollte. Aber das war jetzt nicht so wichtig.
    »Ich weiß nicht, was sie mit ihm vorhaben.« Elizabeth ballte die Fäuste, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Wahrscheinlich haben sie ihn im Schmiedekeller eingesperrt. Ich will ihn da rausholen, aber … ich kann das nicht allein. Du musst mir helfen, bitte!«
    Kris starrte sie an, diese zierliche Person, deren Wille doch so stark war. Sie war hierhergekommen, obwohl sie ihn hasste. Obwohl sie ihn fürchtete. Für Red. Und gegen die Menschen im Dorf, bei denen sie aufgewachsen war. Für Red verriet sie alles, was sie kannte.
    Und sie ahnte nicht einmal, was sie damit in Kris anrichtete.
    Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter. »Keine Angst, Elizabeth. Ich bin auf deiner Seite.« Er spürte, wie ein düsteres Lächeln seine Lippen verzog. »Zeig mir, wo er ist.«
    Elizabeth nickte – ein wenig verkrampft, aber entschlossen. Ihr Blick wich seinem nicht einen Moment lang aus. »Ich hatte gedacht«, sagte sie leise, »du könntest mich als Geisel nehmen. Dann werden sie sich nicht trauen, dich auch anzugreifen.«
    Kris hob überrascht die Brauen. Dann schüttelte er den Kopf. »Keine schlechte Idee. Aber das wird nicht nötig sein.« Er ließihre Schulter los und streckte ihr stattdessen die Hand entgegen. Zögernd schlossen sich ihre schmalen Finger um seine. Kris’ Lächeln vertiefte sich, als er spürte, wie die Dunkelheit sich in ihm sammelte. Heute würde er sich nicht zurückhalten. Wer seinen Red anrührte, hatte keine Gnade verdient. Er zog Elizabeth an sich und hob sie auf seine Arme. Dann neigte er den Mund dicht zu ihrem Ohr. Ihr Atem streifte warm und zitternd seine Wange. »Denk immer nur an eins«, flüsterte er. »Lass meine Hand nicht los. Dann wird dir nichts geschehen. Ich verspreche es dir.«

Kapitel Neunzehn
    Kinlochliath, Schottland
     
    Ein leichter Wind war aufgekommen und trieb ihnen den Regen in den Rücken, als Kris Elizabeth am Strand absetzte. Die feinen Tropfen benetzten die Haut in Elizabeths Nacken und schickten einen frösteligen Schauer durch ihren ganzen Körper. Ihre Finger fühlten sich bereits jetzt ein wenig verkrampft an, so fest klammerte sie sich an die Hand des Vampirs neben ihr. Sie durfte ihn nicht loslassen. Unter keinen

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