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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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er, indem er sein Wissen mit den Dörflern teilte – ob er damit nun erfolgreich war oder nicht. Und deswegen stand er auch noch immer reglos da und konnte sich nicht überwinden, auch nur einen einzigen Schuss abzugeben.
    Red festigte den Griff um die Waffe und dachte daran, wie hoffnungsvoll Elizabeth ihn angesehen hatte. Er hatte einen Grund, hier zu sein. Und es war zu spät, um zu zweifeln. Er riss den Arm in die Höhe.
    Das vertraute Krachen der Schüsse erschütterte die Luft. Dreimal. Der scharfe Geruch von Schwarzpulver kitzelte seine Nase. Langsam drehte Red sich um, um den Blicken der Dorfbewohner zu begegnen. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass von der Puppe erschreckend wenig übrig geblieben war.
    Niemand rührte sich. Sie waren tief beeindruckt, alle miteinander, auch wenn manche von ihnen es zu verbergen versuchten. Red fühlte sich plötzlich eindrücklich an den ersten Tag seines Trainings bei Tony erinnert. An seine hilflosen Versuche, zumindest grob in die Richtung der Übungspuppe zu schießen und sich wenigstens nicht vom Rückstoß von den Beinen werfen zu lassen. Heute hatte er mit einer Hand geschossen, und er spürte kaum eine Belastung in seinen Muskeln. Und auch, wenn viele der Männer und Frauen, die ihn jetzt mit großen Augen anstarrten, nicht ganz so unbedarft im Umgang mit Waffen sein mochten wie er damals, begriff er doch, dass seine Vorstellung etwas nahezu Unmenschliches an sich gehabt haben musste. Red spürte erstaunt, dass dieser Gedanke ihn mit grimmiger Befriedigung erfüllte. Wie hätten sie ihn erst angesehen, dachte er, wenn er auf ein bewegtes Ziel geschossen hätte?In jedem Fall, so viel war sicher, würden sie mehr Vogelscheuchen brauchen.
    »Wenn ihr euch die Puppe aus der Nähe anseht«, erklärte er nüchtern, »werdet ihr feststellen, dass ich an drei Stellen getroffen habe. Hals, Augen und Herz – sofern man bei einer Vogelscheuche davon sprechen kann. Man nennt sie auch die Vitalpunkte der Vampire. Dort verlieren sie besonders schnell und besonders viel Blut – der einzige Weg, um sie vorübergehend daran zu hindern, euch anzugreifen. Meine Patronen explodieren, wenn sie ihr Ziel treffen, um den Effekt zu verstärken. Aber ich nehme an, dass man auch mit gewöhnlicher Munition eine ähnliche Wirkung erzielen kann.«
    Langsam steckte er den Revolver zurück in sein Halfter und ließ den Blick über die versammelten Menschen schweifen. »Also, möchte es jemand versuchen? Einen Angriff dürfte die Lady dort hinten noch überleben.«
    Red spürte seine Mundwinkel unwillkürlich zucken, als ihm klar wurde, dass er, ohne es zu merken, Tonys Art zu reden übernommen hatte – nur dass seine Stimme nicht so laut und beeindruckend war wie die des hünenhaften Vampirs.
    Er war nicht überrascht, dass Colin der Erste war, der vortrat. Red runzelte die Stirn. Die ganze Situation zwischen ihm und Mornas Bruder war unangenehm persönlich – und das nicht nur, weil Red sich inzwischen sicher war, dass Colin und Elizabeth bis vor einigen Tagen zumindest inoffiziell ein Paar gewesen waren. Der Gedanke fühlte sich alles andere als gut an. Doch andererseits sah Red auch nicht ein, warum er diesem aggressiven Mann, der ihn kaum zwei Stunden zuvor im Pub so in die Ecke gedrängt hatte, das Feld überlassen sollte. Zumal, was Elizabeth betraf, aus jedem Blick und jeder Bewegung sprach, dass sie sich für ihn entschieden hatte. Nicht für Colin. Und wenn Colin nun glaubte, er könne sich mit Redmessen – dann war es nicht Reds Problem, wenn er dabei vor aller Augen möglicherweise schlecht abschnitt.
    Ein Muskel zuckte in Colins Kiefer, als er sich neben Red stellte. Davon abgesehen war sein Gesicht regungslos. »Welches Auge ist egal?«
    Red hob eine Braue. Das war eine dumme Frage. Chase hätte ihn dafür einen Idioten genannt. Oder ihn ausgelacht. Red tat nichts dergleichen. Er war nicht Chase.
    »Völlig egal«, sagte er. »Am besten beide.«
    Colin nickte und hob seine Waffe – eine kleine, schwarze Pistole. Regen rann aus den dunklen Locken über seine Stirn, seine Wangen und in seine Augen. Er blinzelte mehrmals.
    »Vampire werden dir keine Zeit zum Zielen lassen«, kommentierte Red trocken. »Du wärst längst tot.«
    Er sah, wie Colin die Lippen zusammenpresste. Dann schoss er – und traf die Vogelscheuche mitten in die Stirn.
    »Daneben«, sagte Red, ohne hinzusehen. »Drei, zwei, eins. Tot.«
    Colin zischte wütend und feuerte erneut. Der Schuss ging noch

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