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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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zu sagen hast, sehen wir uns morgen. Bis dahin erhol dich gut. Und denk an deine letzte Mahlzeit. Ich werde es merken, wenn du sie wieder aus dem Fenster wirfst. Verlass dich drauf.«
    Einen Moment noch blieb er stehen, wo er war, als wolle er ihr die Gelegenheit geben, noch etwas dazu zu sagen. Aber Frei schwieg. Ihre Gedanken waren zu laut. Für einen Augenblick fiel kaltes Neonlicht durch den Türspalt, als Cedric schließlich ohne ein weiteres Wort die Zelle verließ. Dann ertönte von draußen das dumpfe Krachen des schweren Riegels. Frei war wieder allein.
    Noch immer zitternd rollte sie sich auf dem Bett zusammen und zog die fleckigen Laken über ihren geschundenen Körper. Die junge Aprilnacht trug kühle Luft herein. Das Fenster war immer noch offen.
    Frei vergrub den Kopf zwischen den Armen und versuchte,das dumpfe Pochen in ihrem Kopf zu ignorieren. Cedric verstand sie einfach nicht. Es war ja nicht so, dass sie nicht versucht hätte, etwas an ihrem Verhalten zu ändern. Wenn sie gekonnt hätte, sie hätte aufgehört, sich selbst weh zu tun. Aber der Hunger und die Qualen und vor allem dieser überwältigende Hass auf sich selbst und das, was aus ihr geworden war, waren doch immer stärker als sie.
    Vielleicht, dachte Frei, konnte sie sich beherrschen, wenn sie fest genug daran glaubte, dass Cedric sie dann hier herauslassen würde. Wenn sie nur die endlosen Stunden bis zum Sonnenaufgang überstand, der jedes Mal den erlösenden bleiernen Schlaf mit sich brachte. Wenn sie es schaffte, bis dahin dem Drang zu widerstehen, die Schmerzen aus ihrer Haut herauszukratzen; wenn sie es fertigbrachte, zum Fenster zu gehen und es zu schließen. Dann würde sie irgendwann, bald, diese verfluchte Zelle verlassen dürfen.
    Und irgendwo dort draußen musste er ja sein – der Mensch, der ihr sagen konnte, wer sie eigentlich war.
    Frei drehte sich auf den Rücken und starrte mit brennenden Augen hinauf zur Zimmerdecke.
     
    »Ich kann dir deinen Wunsch nicht erfüllen. Du musst warten, bis Red September kommt. Aber wenn es erst so weit ist, wird alles gut.«
     
    Das hatte Kris gesagt. Er hatte ihr versprochen, dass Red September sie aus White Chapel befreien würde. Und Red war ja tatsächlich hier aufgetaucht, in jener eisigen Winternacht, die nun schon so viele Wochen zurücklag. Er hatte vor ihr gestanden und die Hand nach ihr ausgestreckt, sie bei einem Namen genannt, der ihr fremd war: Blue. Ein Name, der ihr nichts und alles bedeutete, mit dem sie nichts verband und der sich doch so vertraut anfühlte, dass Frei es in jenem Augenblickunmöglich zu ertragen fand. Wie sie alles unmöglich zu ertragen fand. Selbst Red, der sich geweigert hatte, sie zu töten.
    Und darum hatte Kris ihn mitgenommen, hatte ihn fortgebracht an einen Ort, den selbst Cedric nicht kannte. Ohne sie. Weil sie ihn angegriffen hatte.
    Frei presste die Hände vor ihr Gesicht und spürte heiße Feuchtigkeit aus ihren Augen tropfen. Sie hatte Red angegriffen, obwohl jener Augenblick, in dem er sie im Arm gehalten hatte, der einzige friedliche Moment gewesen war, seit der blutrote Schleier über ihrem Bewusstsein sich zum ersten Mal gehoben hatte. Frei erinnerte sich nicht an ihn. Aber er erinnerte sich an sie, das hatte sie deutlich gespürt. An ihr menschliches Ich, das sie verloren hatte. Er war derjenige, der
Einzige,
der sie aus diesem Wahnsinn retten konnte. Sie musste zu ihm, egal, was es sie kostete.
    Aber zuerst musste sie sich selbst in den Griff bekommen. Sie musste gegen sich selbst gewinnen, damit sie ihn nicht gefährdete. Und dann würde sie ihn wiederfinden und mit ihm ihre Vergangenheit.
    Irgendwie.

Kapitel Zwei
    Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
     
    Cedric schloss die Tür zu Freis Zelle hinter sich ab und warf einen Blick auf die Uhr, die in der Tasche seines Kittels steckte. Zwanzig vor zwei. Er hatte schon wieder die Mitternachtspause durchgearbeitet.
    Cedric ließ die Uhr in die Tasche zurückfallen und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Wäre Katherine noch hier, dachte er, während er auf den blinkenden Knopf neben der Fahrstuhltür starrte, wäre das nicht ständig passiert. Dafür hätte sie schon gesorgt.
    Er schüttelte unwillig den Kopf. Es war nicht die Zeit, wehmütig zu werden. Er hatte ja nicht einmal Zeit für Müdigkeit. In seinem Büro wurde er sicher schon erwartet.
    Als sich die Kabine in Bewegung setzte, ertönte jenseits der Wand ein leises Lachen.
    Na endlich, Doc.
    Cedric rieb sich

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