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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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dachte er. Er hätte schon jetzt gut darauf verzichten können. Im Augenblick brachte er es nicht einmal fertig, sich darüber zu freuen, dass Kris zurück war.
    Nur kurz dachte er darüber nach, doch aufzustehen und sich in der dunklen Küche zum Tisch zu tasten, um zu sehen, ob das Wasser noch dort stand. Aber er kam nicht mehr dazu, da der Schlaf ihn erneut überwältigte.
     
    Kris hielt Wort. Noch bevor das erste blasse Morgenlicht den nachtschwarzen Himmel mit einem blassen Silberschleier überzog, stupste sein unsichtbarer Finger Red erneut an – sanft, aber doch unnachgiebig genug, dass Red ihn unmöglich hätte ignorieren oder gar weiterschlafen können.
    Schwerfällig stand er von seinem provisorischen Lager auf. Sein Kopf war noch immer ungewohnt schwer und pochte unangenehm. Aber vielleicht, dachte er, würde Kris ihm wenigstens sagen, was er dagegen tun konnte. So leise wie möglichverließ er das Haus. Tatsächlich begann der Wald direkt am Ende der Straße, so dass es nicht allzu schwer war, zwischen den Bäumen unterzutauchen, ohne von irgendeinem verrückten Frühaufsteher entdeckt zu werden. Doch erst, als er bereits etliche Meter in den Schutz des Waldes vorgedrungen war, wagte Red aufzuatmen. Mehrere Sekunden noch blieb er stehen und lauschte auf Geräusche aus der Stadt. Der Fluss plätscherte und gurgelte in der Ferne, kaum zu hören über dem Rauschen des Nachtwindes in den Zweigen. Davon abgesehen war alles still.
    Red hatte nur eine ungefähre Vorstellung davon, wo der See liegen musste. Aber das kümmerte ihn kaum. Solange er in etwa die richtige Richtung einschlug, würde er schon ankommen. Die frische Luft tat seinem Kopf gut. Ganz vertreiben konnte sie den dumpfen Druck auf seinem Gehirn allerdings nicht.
    Nach einer guten Viertelstunde lichtete sich der Wald vor ihm, und Red konnte zwischen den Bäumen hindurch den breiten Strand erkennen. Das Eichengehölz war inzwischen zu einer stillen Lebendigkeit erwacht – eine Ruhe, die nur von wenigen Vögeln und dem Rascheln der Blätter im feuchten Luftzug vom See her unterbrochen wurde. Zwischen den knorrigen Stämmen herrschte schattige Dunkelheit. Keine dichte Schwärze mehr, da nun doch ein erster Schimmer am Horizont den Sonnenaufgang ankündigte. Aber noch dunkel genug, um einen Vampir zu verbergen.
    Red blieb stehen, nur wenige Meter vor dem Saum des Gehölzes, und verzog den Mund zu einem halbherzigen Lächeln. »Wurde ja auch Zeit, dass du dich mal wieder blicken lässt.«
    Die Schatten bewegten sich. Im Unterholz raschelte es leise. Und dann trat Kris zwischen den Bäumen hervor.
    »Wunderschön. Und dunkel.«
     
    Red konnte nichts dagegen tun, dass Blues Stimme diese Worte in seinem Kopf aussprach, wann immer er seinem Mentor begegnete. Und auf eine makabere Art war das allein schon ein Grund, sich über ein Treffen mit Kris zu freuen. Auch wenn es sonst in letzter Zeit nicht allzu viel Grund zur Freude gab. Red musterte ihn aus schmalen Augen.
    »Du siehst hungrig aus.«
    Ein sanftes Lachen strich über ihn hinweg, als Kris näher trat. Wie gewöhnlich umgab den hochgewachsenen Vampir eine gewisse Finsternis, an der auch die fahle Blässe seiner Haut nichts änderte. Tatsächlich war er allerdings um eine deutliche Schattierung blasser, als Red ihn in Erinnerung hatte. Oder lag das am Licht?
    »Keine Sorge. Es ist nicht so schlimm, dass du etwas davon bemerken würdest.« Kris schob mit der ihm eigenen Gelassenheit die Hände in die Hosentaschen und lächelte sein schiefes Lächeln. »Du hast mir gefehlt.«
    Red runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ja, sicher. Wo ist Chase?«
    Kris hob die Schultern. Seine Augen glitzerten in sanftem Spott. »Er sagt, er will unser Wiedersehen nicht stören und wartet deswegen ein Stück entfernt.«
    Red hob die Brauen. »Ach wirklich?«
    Das klang so überhaupt nicht nach Chase, dass er fast gelacht hätte – aber er kam nicht dazu. Ohne Vorwarnung machte Kris einen weiteren Schritt auf ihn zu und zog ihn in seine Arme. Dicht an seiner Brust konnte Red sein Herz hastig schlagen fühlen, während Kris die Lippen auf die Haut an seinem Hals presste.
    »Chase hat dich lange genug für sich gehabt«, flüsterte errau – und im gleichen Moment wurde Red eiskalt bewusst, wie ausgehungert Kris wirklich war und wie dünn der Faden, an dem seine Selbstbeherrschung hing. Natürlich hatte Kris ihn vermisst. Vor allem sein Blut. Das war der letzte Gedanke, den Red fassen konnte, ehe der schwarze

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