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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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hinunterfließenzu lassen, ohne zu sehr das Gesicht zu verziehen. Der Geschmack aber war genauso überwältigend wie beim ersten Mal – sogar besser, da der Whisky mehr Zeit hatte, den Weg über seine Zunge durch seinen Hals bis in seinen Magen zu finden.
    Morna nickte, ganz offensichtlich beeindruckt. »Ich wollte dir gerade anbieten, den Rest stehenzulassen. Nicht schlecht fürs erste Mal.« Sie grinste schief und trank selbst noch einen Schluck. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst.
    »Aber jetzt noch mal von vorn.« Sie starrte Red eindringlich an. »Du bist – in
Amerika
– von einer Menschenfarm geflohen und bis hierher gekommen?«
    Red nickte. Es war ja die Wahrheit, obwohl ein großer Teil der eigentlichen Geschichte fehlte.
    Morna runzelte die Stirn. »Und die Vampire von der Farm, die … sind die dir immer noch auf den Fersen?«
    Red schluckte. Jetzt wurde es kompliziert. Er zuckte halbherzig die Schultern. »Ich denke … Nein, ich glaube nicht, dass sie einen einzelnen Menschen wirklich vermissen. Vermutlich suchen sie längst nicht mehr nach mir.«
    Morna und Elizabeth wechselten einen Blick. »Aber du weißt es nicht«, stellte Morna fest.
    Red schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Noch einmal sahen sich die beiden Frauen an. Ihre Blicke verfingen sich ineinander, als würden sie einen stummen Kampf ausfechten. Unruhig nahm Red noch einen Schluck Whisky. Die Wärme in seinem Magen lenkte ihn angenehm wirkungsvoll von seiner Nervosität ab.
    Endlich wandte sich Elizabeth wieder an ihn. »Du kannst hierbleiben«, erklärte sie bestimmt. »Niemand weiß, dass es Kinlochliath gibt. Wir haben hier seit hundertfünfzig Jahren keinen Vampir mehr gesehen.«
    Hundertfünfzig Jahre! Unwillkürlich richtete Red sich ein Stück auf. War das denn wirklich möglich? Konnte es sein, dass dieses winzige Städtchen so unscheinbar, so versteckt lag, dass selbst die umfassende Menschenjagd, bei der gegen Ende des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts alle wilden Menschen, derer man habhaft werden konnte, gefangen und in OASIS gesperrt wurden, es nicht berührt hatte?
    »Lizzy!« Morna schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wir haben das noch nicht endgültig geklärt!«
    Elizabeth runzelte die Stirn. »Ach, komm schon, du hast gesagt, wenn er keine Vampire in die Stadt schleppt, kriegen wir das hin. Und du hast doch gehört, was er gesagt hat! Sie suchen längst nicht mehr nach ihm.« Sie schnaufte. »Du schickst ihn jedenfalls nicht mehr heute Nacht weg. Das kannst du nicht machen. Wir können morgen immer noch überlegen, ob wir ihn dem Stadtrat vorstellen. Oder was auch immer.«
    Morna ließ ein widerwilliges Knurren hören. Dann sah sie entschuldigend zu Red. »Nimm’s nicht persönlich. Aber du kannst dir wohl denken, dass wir Fremde hier nicht gewöhnt sind. Keiner von uns.«
    Red wusste nicht, was er tun sollte, als zu nicken. Seltsamerweise fiel es ihm zunehmend schwerer, dem Gespräch zu folgen, obwohl er sich allmählich an diesen Dialekt gewöhnte. Eine ungewohnt schwere Schläfrigkeit machte sich in seinem Kopf breit, und er trank noch einen Schluck Whisky, um sie zu vertreiben. Merkwürdig, dachte er, dabei hatte er sich heute doch nicht gerade verausgabt …? Trotzdem brachte er seine Gedanken nicht mehr richtig zusammen. Spätestens als Elizabeth so vehement ihre Überzeugung vertrat, dass Red keine Vampire in die Stadt bringen würde, hätte er etwas sagen sollen, das wusste er. Aber er hatte das Gefühl, keinen geraden Satz herauszubekommen. Die Worte entglitten ihm einfach.In seinem ganzen Leben war er noch nie so schrecklich müde gewesen, und es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Was zur Hölle war mit ihm los? Red schüttelte sich innerlich. Er konnte doch jetzt nicht einfach einschlafen! Entschlossen griff er nach seinem Glas und stürzte den letzten großen Schluck Whisky hinunter, obwohl sich seine Zunge seltsam taub anfühlte und er kaum noch etwas von den Aromen oder auch nur der Schärfe des Getränks bemerkte. Für ein paar Augenblicke fühlte sich sein Kopf immerhin etwas klarer an.
    »Ich will keine Umstände machen«, brachte er heraus. Seine Lippen waren ungewohnt träge und konnten die Silben kaum so schnell bilden, wie er sie aussprechen wollte. »Ich kann morgen sofort weiterziehen, ich würde nur gern vorher etwas schlafen …«
    Sein Kopf war so furchtbar schwer. Er konnte ihn nicht mehr halten … Dumpf nahm er wahr, dass Elizabeth aufstand und um den Tisch herum zu ihm kam.
    »Hey … Red,

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