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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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einen Bericht über »Zamps Leben«, der nur allzu sehr wie ein Nachruf klang. 18 Payton Jordan, mittlerweile Offizier bei der Navy, war gerade unterwegs zu seinem Stützpunkt, als er im Radio die Nachricht hörte. 19 Jordan schnappte nach Luft. Er fuhr auf den Parkplatz des Stützpunkts und konnte sich erst einmal überhaupt nicht rühren. Dann besprach er sich mit den anderen Offizieren. Jordan hatte die Aufgabe, den Kadetten Überlebenstechniken beizubringen, und so analysierten sie gemeinsam die möglichen Situationen, mit denen Louie konfrontiert war. Alle Offiziere teilten die Meinung, dass Louie, wenn er das richtige Training absolviert hatte, überleben konnte.
    Pete rief Jordan an, und sie unterhielten sich über Louie. Pete sprach von seiner Hoffnung, dass man Louie finden werde, und Jordan hörte, wie seine Stimme bebte. Jordan dachte daran, Louies Eltern anzurufen, konnte sich aber nicht dazu überwinden. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Am Abend fuhr er nach Hause und berichtete Marge, seiner Frau, was geschehen war. Von der University of Southern California kannte sie Louie gut. Pete und Marge bewegten sich wie betäubt durch ihren gewohnten Abendablauf, dann gingen sie zu Bett und lagen noch lange schweigend wach.
    In Torrance hatte sich an Anthony Zamperinis stoischer Gemütshaltung nichts geändert. Louise weinte und betete. Wegen ihrer psychischen Anspannung sprang an ihren Händen stellenweise die Haut auf. 20 Nach Sylvias Beschreibung ähnelten die Hände ihrer Mutter rohen Hamburgern.
    Irgendwann in diesen düsteren Tagen bildete sich bei Louise dann aber eine leidenschaftliche Gewissheit heraus. Sie war absolut sicher, dass ihr Sohn noch am Leben war.
     
    Auf Samoa lagen Stanley Pillsbury und Clarence Douglas nach wie vor im Krankenhaus und versuchten, sich von den Verletzungen aus dem Kampf über Nauru zu erholen. 21 Douglas’ Schulter war noch längst nicht verheilt, und auf Pillsbury wirkte Douglas, als sei er nervlich völlig am Ende. Pillsbury litt ständig unter großen Schmerzen. Die Ärzte hatten nicht sämtliche Schrapnellsplitter aus seinem Bein entfernen können, und er spürte jedes einzelne Metallstück als ständiges Brennen. An Laufen war noch nicht zu denken. In seinen Träumen stürzten unaufhörlich Flugzeuge auf ihn herab.
    Pillsbury lag in seinem Bett, als Douglas eintrat, sein Gesicht starr vor Schreck.
    |165| »Die Crew ist abgestürzt«, sagte er.
    Pillsbury fand keine Worte. Zunächst überkam ihn ein immenses Schuldgefühl. »Wenn ich nur dabeigewesen wäre«, so sagte er später, »ich hätte es verhindern können.«
    Douglas und Pillsbury sprachen nicht lang miteinander. Sie trennten sich, beide tief traurig. Douglas sollte bald in die Vereinigten Staaten zurückgebracht werden. Pillsbury blieb auf seinem Feldbett auf Samoa und hoffte, eines Tages doch wieder laufen zu können. 18* 22
    Auf Oahu versammelten sich Louies Freunde in einer Kaserne. In einem der Räume hängten sie eine kleine Fahne in Erinnerung an Zamp in einer Ecke auf. 23 Die Fahne blieb dort hängen, während Louie, Phil und Mac in ihren Rettungsbooten in Richtung Westen trieben und die Alliierten, unter ihnen auch das 42. Geschwader der 11. Bombergruppe, den Krieg über den Pazifik und ins Innere Japans trugen.

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Haie und Schüsse
    A m Morgen des 27. Tages kam ein Flugzeug.
Zuerst war da das Brummen von Motoren, dann ein Punkt im Himmel. Es war ein zweimotoriger Bomber, der sich mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Westen bewegte. Er war so weit weg, dass es fraglich war, ob sich der Einsatz von Leuchtgeschossen und Signalfarbe auf dem Wasser lohnen würde. Die Männer besprachen sich untereinander und stimmten ab. Sie beschlossen, es zu versuchen.
    Louie feuerte eine Leuchtrakete ab, dann eine zweite, und die beiden Geschosse zogen deutliche Linien über den Himmel. Er öffnete einen Farbbehälter und schüttete den Inhalt ins Meer, dann zog er den Spiegel heraus und zielte mit dem reflektierenden Licht in Richtung des Bombers.
    Die Männer warteten, hofften. Das Flugzeug wurde kleiner und verschwand.
    Als die Schiffbrüchigen sich wieder in ihre Boote fallen ließen und versuchten, den neuerlichen Tiefschlag zu verarbeiten, erschien am westlichen Horizont ein Lichtpunkt, er zog eine weite Kurve und flog in ihrer Richtung zurück. Der Bomber kam wieder. Louie, Phil und Mac weinten vor Freude, sie zogen ihre Hemden über den Kopf und schwenkten sie, laut rufend, in der Luft vor

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