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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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Seufzen Luft aus den Kammern, und der Canvas fiel noch etwas weiter in sich zusammen. Immer tiefer lag das Boot im Wasser. Die Haie schwammen wild um das Boot herum, sicher erregt von den Kugeln, von dem Anblick und dem Geruch von Menschen im Wasser, und dem sinkenden Boot.
    Als die Männer erschöpft und noch ganz benommen von dem Schock nebeneinander saßen, sprang plötzlich ein Hai mit aufgerissenem Maul aus dem Wasser über die Bootswand. 3 Offenbar wollte er einen Mann in den Ozean hinunterziehen. Einer der drei schnappte sich ein Ruder und schlug nach dem Hai, und er machte sich wieder davon. Dann kam ein zweiter Hai, und nach diesem noch ein dritter. Die Männer griffen nach den Rudern und schlugen wild um sich, verzweifelt hieben sie auf die Haie ein. Während sie herumwirbelten, mit den Rudern nach den Haien schlugen und die Haie nicht aufhörten, sie anzugreifen, entwich aus den Einschusslöchern viel Luft, und das Boot sank immer tiefer. Bald war ein Teil des Bootes komplett unter Wasser.
    Sollten die Männer es nicht schaffen, das Boot auf der Stelle wieder aufzupumpen, würden sie den Angriffen der Haie zum Opfer fallen. Sie hatten nur noch die Pumpe aus dem Boot von Mac und Louie; die andere war während des Angriffs der Japaner verloren gegangen. Die Männer verbanden sie mit einem der beiden Ventile und pumpten abwechselnd mit aller Kraft. Die Luft strömte in die Kammer hinein und durch die Einschusslöcher wieder hinaus, doch es stellte sich heraus, dass die Männer, wenn sie sehr schnell pumpten, gerade so viel Luft durch die Kammer schicken konnten, dass das Boot über Wasser und nahezu aufgeblasen blieb. Die Haie hörten nicht auf anzugreifen, die Männer hörten nicht auf, sie abzuwehren.
    Während Phil und Mac pumpten und nach den Haien schlugen, wühlte Louie in den Vorratstaschen und holte den Kasten mit dem Flickzeug heraus, in dem Flicken enthalten waren, eine Tube Leim und Sandpapier, um die Oberfläche um das Loch herum aufzurauhen, so dass der Leim sich damit verbinden konnte. 4 Gleich beim Öffnen des Kastens offenbarte sich das erste Problem: Das Sandpapier war nicht wasserfest. Als Louie es herauszog, hatte er nur das Papier in der Hand; der dazugehörige Sand hatte sich im Wasser abgelöst. Zum x-ten Mal verfluchte Louie denjenigen, der für die Ausrüstung des Bootes zuständig war. Er musste irgendetwas finden, womit er die Stelle um das Loch herum aufrauhen konnte, damit der Leim auch hielt. Er dachte über das Problem nach und nahm dann den Blechspiegel, |185| mit dem er das Lichtsignal an den Bomber geschickt hatte. Mit der Zange schnitt er drei Zacken in den Rand des Spiegels. Phil und Mac fuhren fort, die Haie abzuwehren.
    Louie begann mit der Flickarbeit, zuerst nahm er sich die Löcher im oberen Teil des Bootes vor. Er hob die beschädigte Stelle aus dem Wasser, wischte das Wasser ab, sorgte dafür, dass keine weiteren Wellen daran kamen, und ließ sie an der Sonne ganz durchtrocknen. Dann griff er zu dem Spiegel und schnitt mit der Kante ein X über dem Loch. Das Material bestand aus zwei festen Textilschichten und einer dazwischenliegenden Gummischicht. Nachdem er das X hineingeschnitten hatte, schälte er die Leinwand zurück, um an die Gummischicht zu kommen, benutzte den Spiegel, um das Gummi aufzurauhen, strich Leim darauf und drückte den Flicken an. Dann wartete er, bis die Sonne den Leim getrocknet hatte. Manchmal schwappte eine Welle über die Flickstelle, bevor sie getrocknet war, und er musste von vorn anfangen.
    Während Louie arbeitete und sich ganz auf das Flicken der Löcher konzentrierte, setzten die Haie ihre Angriffe fort. Sie hatten aus dem bisherigen Verhalten der Männer gelernt und griffen nun nicht mehr einfach nur zufällig an, sondern beobachteten, was auf dem Boot geschah, und warteten solche Momente ab, in denen ein Ruder gesenkt war oder sich ihnen ein Rücken zukehrte, bevor sie wieder auf das Boot losgingen. Wieder und wieder griffen sie Louie von hinten an, wo er sie nicht bemerkte. Mac und Phil hieben sie in die Flucht.
    Stunde um Stunde arbeiteten die Männer; unbeholfen in ihrer Müdigkeit wechselten sie sich in dem ab, was getan werden musste. Das Pumpen war für die geschwächten Männer eine extreme Anstrengung. Sie fanden heraus, dass es weniger Kraft kostete, den Pumpengriff an die Brust zu drücken und das Unterteil der Pumpe zu sich heranzuziehen, als die Pumpe aufzustellen und den Griff nach unten zu drücken. Alle drei Männer

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