Unbeugsam
waren unentbehrlich. Wären sie nur zu zweit gewesen, hätten sie nicht gleichzeitig pumpen, flicken und die Haie in Schach halten können. Zum ersten Mal, seit sie auf dem Boot waren, war Mac eine echte Hilfe. Er hatte kaum mehr die Kraft, den Pumpengriff ein paar wenige Male hintereinander zu betätigen, aber mit dem Ruder in der Hand hielt er jeden Hai auf Abstand.
Die Nacht brach an. Es war unmöglich, in der Dunkelheit an der Ausbesserung der Löcher weiterzuarbeiten, doch mit dem Pumpen durften sie nicht aufhören. Die ganze Nacht hindurch arbeiteten sie mit der Pumpe und waren schließlich so erschöpft, dass sie kein Gefühl mehr in den Armen hatten.
Am Morgen konnte auch die Flickarbeit fortgesetzt werden. Das Volumen |186| der ausströmenden Luft ging allmählich zurück, und sie konnten sich jetzt längere Pausen erlauben. Irgendwann war es dann auch so weit, dass sie sich abwechselnd kurz zum Schlafen hinlegen konnten.
Als die Oberseite des Bootes geflickt war, musste am Boden weitergearbeitet werden, der sich unter Wasser befand. Alle drei Männer quetschten sich auf die eine Seite und versuchten, auf der einen Luftkammer die Balance zu halten. Sie öffneten das Ventil und ließen die Luft aus der Seite heraus, auf der sie nicht saßen, hoben sie aus dem Wasser, drehten die Unterseite nach oben, wischten sie ab und hielten sie in die Sonne, dass sie trocknete. Dann begann Louie wieder zu flicken. Als diese Hälfte des Bodens versorgt war, pumpten sie sie wieder auf, krochen auf die reparierte Seite hinüber, ließen die Luft aus der anderen Seite und wiederholten den ganzen Prozess. Erneut schwappten immer wieder Wellen über das Boot und machten das Flickwerk zunichte, und man musste noch einmal von vorn anfangen.
Schließlich war es dann so weit, dass sie keine Löcher mehr fanden, die unbedingt geflickt werden mussten. An den Seiten des Boots stiegen zwar noch immer Luftblasen auf, sie wussten also, dass es noch irgendwo Löcher gab, an die sie nicht heranreichten. Daran konnten sie aber nichts ändern. Der Luftverlust war jedenfalls durch die Flicken enorm reduziert worden; sie hielten dicht, auch wenn sie nass wurden. Die Männer stellten fest, dass sie ihren Pumprhythmus auf ungefähr einmal pro Viertelstunde tagsüber reduzieren konnten, nachts mussten sie gar nicht mehr pumpen. Da das Boot jetzt ordentlich aufgeblasen blieb, hörten auch die Haie mit ihren Angriffen auf.
Der Verlust von Phils Boot war ein schwerer Schlag. Sie hatten nicht nur sämtliche Sachen verloren, die sie darin verwahrt hatten, jetzt waren sie außerdem zu dritt in einem Zweimannboot zusammengepfercht und saßen so eng aufeinander, dass derjenige, der sich bewegen wollte, die anderen bitten musste, ihm dafür Platz zu machen; die Beine ausstrecken konnte jeweils immer nur einer der drei. Nachts schliefen sie eng aneinandergelegt, ein Bündel Knochen, Kopf an Fuß.
Zwei positive Auswirkungen hatte der Angriff des japanischen Bombers aber doch immerhin gehabt. Louie betrachtete prüfend das zerstörte Boot und überlegte, was sich damit machen ließe. 5 Mit der Zange trennte er die Canvasbahnen auf und schnitt ein großes, leichtes Tuch aus. Endlich hatten sie am Tag einen Schutz gegen die Sonne und nachts eine Decke, mit der sie sich gegen die Kälte wappnen konnten.
|187| Der zweite positive Effekt war die Information, die sich aus dem Auftauchen der Japaner ableiten ließ. 6 Als die Arbeit es erlaubte, eine Pause einzulegen, diskutierten Louie und Phil das Auftauchen des japanischen Bombers. Sie nahmen an, dass er von den Marshall- oder von den Gilbert-Inseln aufgebrochen war. Wenn es stimmte, was sie vermuteten, dass sie sich nämlich direkt in Richtung Westen bewegten, dann waren die Marshalls und die Gilberts ungefähr gleich weit von ihnen entfernt. Sie vermuteten, dass der Bomber wahrscheinlich auf einer Suchmission unterwegs gewesen war, und wenn die Japaner mit ähnlichen Suchmethoden arbeiteten wie die Amerikaner, dann war der Bomber wahrscheinlich ungefähr um 7 Uhr morgens gestartet, also wenige Stunden bevor er bei den Booten aufgetaucht war.
Sie stellten Schätzungen an über die Fluggeschwindigkeit und Reichweite des Bombers und überschlugen, wie lange er noch weiterfliegen konnte, nachdem er sie zurückgelassen hatte, wie weit er also von seinem Stützpunkt entfernt war. Sie berechneten, dass sie ungefähr 1400 Kilometer vom Stützpunkt entfernt sein mussten. Wenn das stimmte, und vorausgesetzt,
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