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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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beiden noch Vermissten wurden nicht davon in Kenntnis gesetzt – wahrscheinlich wegen |253| der Lückenhaftigkeit der Protokolle und wegen des Umstands, dass man über den Verbleib von Louie und Phil nach wie vor nichts wusste.
    Die Familie Phillips war ebenso wie die Zamperinis seit dem Verschwinden von Allen kaum informiert worden. Allens Vater war im Camp Pickett in Virginia eingesetzt; seine Mutter Kelsey lebte allein in ihrem leeren Haus in Princeton, Indiana. Nach dem Telegramm, aus dem die Phillips’ entnahmen, dass Allen vermisst wurde, erhielten sie den Brief eines Adjutanten vom 42. Geschwader mit Details über das Verschwinden von Allen. 11 Der Brief war in einem Ton der Endgültigkeit abgefasst, es war darin von der »schweren Stunde« die Rede, in der sich die Familie jetzt befand, oder davon, dass »die Mitglieder seines Verbandes Allen immer in ehrenvoller Erinnerung bewahren werden«. Schließlich bot der Adjutant noch einen persönlichen Besuch an, »um Ihnen in Ihrer Trauer beizustehen«. Im darauffolgenden Monat erhielt Allens Vater ein Päckchen. Darin befanden sich zwei Eichenlaub-Orden aus Bronze, die Allen für seine Tapferkeit bei den Einsätzen in Makin, Tarawa und Nauru verliehen worden waren. 12 »Da über den Verbleib Ihres Sohnes keine definitiven Informationen vorliegen«, so hieß es in dem Begleitschreiben, »gehen die Eichenlaub-Orden an Sie zur Verwahrung.« Was die Familie Phillips nicht wissen konnte: Die Orden trafen in derselben Woche ein, in der Allen gefangengenommen wurde.
    Kaplan Phillips hatte eigentlich die Absicht, die Orden an seine Frau zu schicken, doch aus der Sorge heraus, dass sie in der Post verloren gehen könnten, behielt er sie bei sich in Virginia. Er fotografierte sie zusammen mit Allens Ordensbändern, seinen Pilotenabzeichen, Rangabzeichen und seiner Luftfahrt-Medaille, befestigte das Bild auf einem Stück braunem Filz, das er aus einem Damenhut ausgeschnitten hatte, und leimte den Filz auf eine Tafel aus Walnussholz. 13 Wenn er nach Indiana zurückkam, hatte er die Absicht, die echten Orden und Bänder auf dem Filz anzubringen und die Platte ins Bücherregal, unter das Bild von Allen zu stellen. »Das wird richtig imposant aussehen«, schrieb er an seine Tochter.
    Da sie keine Informationen hatten, blieb den Angehörigen der Familie Phillips nichts anderes übrig als über das Wenige nachzudenken, das sie wussten. Ebenso wie die Zamperinis weigerten sie sich, den Schluss zu ziehen, dass ihr Junge nicht mehr lebte. »Ich glaube, ich habe aus jeder nur vorstellbaren Perspektive darüber nachgedacht, wie Allen gehandelt haben könnte, und ich habe noch nicht eine Vorstellung aufgegeben«, schrieb Kaplan Phillips im August an seine Tochter. 14 »Es sind bei der gegebenen Sachlage so viele Möglichkeiten denkbar, aus denen für mich ein unerschütterliches Gefühl der |254| Zuversicht erwächst. Eines Tages werden wir die Wiedervereinigung erleben, auf die wir alle hoffen und warten.«
    Cecy Perry bekam nach der Mitteilung, dass ihr Verlobter vermisst wurde, einen Brief ihres alten Freundes Smitty, einem der Piloten, die an der Suchaktion nach der
Green Hornet
beteiligt gewesen waren. 15 In seinem Brief berichtete Smitty Cecy alles, was über Allens Verschwinden bekannt war, auch von dem Engagement, mit dem die Suchtrupps unterwegs gewesen waren. Er schrieb nichts von dem Objekt, das er allein auf dem Ozean hatte treiben sehen und das wahrscheinlich die Proviantbox des verlorenen Flugzeugs gewesen war. Er schilderte sein Zusammensein mit Allen an dem Abend, bevor er verschwand, und berichtete, wie sehr Allen in Gedanken bei ihr gewesen sei und dass er inständig auf eine baldige Erlaubnis gehofft habe, sie zu besuchen.
    Nach Smittys Brief kamen keine weiteren Mitteilungen. Cecy hungerte nach Informationen und fühlte sich in Indiana isoliert. Eine ihrer Freundinnen lebte damals in einem Vorort von Washington DC, und Cecy ging davon aus, dass es in der Hauptstadt einfacher war, an Informationen über Allens Verbleib heranzukommen. Sie kündigte ihre Lehrerstelle, machte sich auf den Weg in den Osten und zog in die Wohnung ihrer Freundin ein, wo sie ihr Zimmer mit Bildern von Allen ausschmückte. Sie nahm einen Job bei den Trans World Airlines an, weil sie hoffte, dort direkteren Zugang zu Informationen über ihren Verlobten zu haben. Sie nahm sich viel Zeit für ihre Nachforschungen, allerdings ohne Erfolg.
    Cecy unternahm jetzt in ihrer Sorge einen Schritt, der

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