Uncharted - Das vierte Labyrinth
Jada an.
„Was?“, rief sie aus und zog die Schultern hoch. „Nur weil ich ein Mädchen bin, muss ich mich in Botanik auskennen? Es sind Blumen, mehr kann ich euch auch nicht sagen.“
Drake wollte ihr schon erklären, dass sie es nicht so gemeint hatten, aber da warf sie ihm einen warnenden Blick zu, der ihn den Mund gleich wieder schließen ließ, und dann marschierte sie durch den gewölbten Durchgang voraus.
„Was hat sie denn?“, murmelte Sully. „Mädchen mögen doch Blumen.“
Drake schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich ein Neandertaler.“
„Und was bist du? Mister Sensibel?“
„Jetzt kommt endlich!“, schnappte Jada vor ihnen.
Ihr Gezanke schien dem Mädchen mittlerweile ernsthaft auf die Nerven zu gehen, und Drake fand das äußerst amüsant. Er hoffte nur, dass ihre Wut sie von der Trauer ablenkte. Und von der Gefahr, in der sie hier alle schwebten, und natürlich von dem Gefühl der Schuld, das sie wegen Ian Welchs Entführung und seiner möglichen Ermordung empfanden. Was ihre Anspannung noch vergrößerte, war das Wissen, dass die vermummten Attentäter, die im Labyrinth von Sobek auf sie gewartet hatten, auch hier lauern konnten.
„Sie liebt uns“, flüsterte Drake Sully zu.
Sully nickte altersweise. „Wie könnte es auch anders sein?“
Der Korridor knickte erst nach links ab, dann nach rechts und führte anschließend ein Dutzend Stufen hinauf zu einer Kreuzung, von der drei weitere Tunnel abzweigten.
„Sieht aus, als hätten wir unser Labyrinth gefunden“, meinte Drake.
Jada blickte von einem Eingang zum nächsten und schüttelte den Kopf. „So wird das nicht funktionieren. Wir brauchen etwas Verlässlicheres als Brotkrumen, um unseren Weg zu markieren. Andernfalls könnten wir uns hier unten so verirren, dass wir nie wieder den Ausgang finden.“
Nun war es an Drake, den Kopf zu schütteln. „Das glaube ich nicht.“
„Und wieso nicht?“, fragte Sully.
Drake zog sein Hemd hoch und förderte ein kleines Bündel aus seinem Hosenbund zutage. Er faltete die Serviette auseinander, die er von einem der Zimmerservice-Wagen im Korridor des Hotels genommen hatte, und darunter kamen Luka Hzujaks Tagebuch und Karten zum Vorschein. Er hatte alles sorgfältig zusammengefaltet und mit mehreren aufgerollten Schnürsenkeln zusammengebunden, die er in dem kleinen Laden in der Lobby gekauft hatte.
„Ich wollte das hier nicht in unserem Hotelzimmer zurücklassen, für den Fall, dass diese Ninja-Typen oder Henriksens Leute dort herumschnüffeln. Außerdem … Na ihr wisst schon, ich liebe Karten.“
Sully furchte die Stirn. „Aber keine davon ist für dieses Labyrinth. Hier ist noch niemand gewesen.“
„Nate hat recht“, meinte Jada. „Mein Vater hat mit Maynard Cheney zusammengearbeitet und sich mit Labyrinthen im Allgemeinen befasst. Er kannte den Teil des Labyrinths in Krokodilopolis, der damals bereits erforscht war. Die Skizzen in seinem Tagebuch können uns vielleicht nicht verraten, welchen Weg wir an jeder Kreuzung nehmen müssen, aber es könnte unser Rosetta-Stein sein, der uns hilft, die Logik hinter diesem Irrgarten zu erkennen.“
Sully leuchtete auf das Tagebuch, während Drake darin herumblätterte. Jada faltete derweil die Karten auseinander, bis sie schließlich fand, wonach sie gesucht hatte.
„Hier“, sagte sie und deutete auf eine Kreuzung auf der Karte, die eine spiegelverkehrte Version der Abzweigung vor ihnen war. „Der mittlere Gang ist es nicht, der mündet nach einer Weile in einen der beiden anderen. Wir würden im Kreis gehen.“
„Falls du recht hast“, gab Sully zu bedenken.
Drake schlug die nächste Seite auf, zögerte und blätterte wieder zurück. „Sie hat recht“, erklärte er. „Luka hat hier ein halbes Dutzend Variationen dieser Kreuzung aufgezeichnet, und nur auf einer davon ist der mittlere Gang der richtige.“
„Woher sollen wir wissen, ob das hier nicht so ein seltener Fall ist?“, fragte Sully.
„Alle Antworten habe ich jetzt auch wieder nicht“, entgegnete Drake. „Und Luka hatte sie auch nicht. Wenn das hier aufs gute, alte Herumprobieren hinausläuft, dann soll es eben so sein.“
Sully nickte. „Also gut.“ Er ging zur Mündung des rechten Ganges, wo der Stein nach etlichen Jahrhunderten rissig und spröde geworden war, und trat mehrmals mit dem Fuß dagegen, bis einige größere Felsbrocken aus dem Tunneleingang herausbrachen.
„Nur für alle Fälle“, meinte er und hob den größten der Steine auf.
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