Uncharted - Das vierte Labyrinth
Korridor in der Nähe der Treppe.
Drake fluchte, als er sah, wie der hölzerne Türrahmen sich weiter verbog. Die Ruine über ihnen verschob sich, und das Gewicht, das auf dem Rahmen lastete, wurde immer größer, bis er es schließlich nicht mehr tragen konnte.
Drake hechtete durch die Tür, nur einen Wimpernschlag, bevor das Holz zersplitterte und eine Lawine aus Felsblöcken dicht hinter seinen Beinen auf den Boden krachte. Die drei wichen zurück und standen unsicher auf, während der Korridor sich weiter um sie bewegte. Die Trümmer schienen den Eingang zum Weinkeller zu blockieren. Umso verdutzter war Drake, als sie plötzlich nach unten wegrutschten und in dem Loch verschwanden, wo sich einmal der Boden des Raumes befunden hatte.
Ein ganzer Abschnitt der Festung war in sich zusammengefallen und durch die Decke in den Keller gestürzt, wo die Trümmer an zwei Stellen gewaltige Löcher in den Boden gerissen hatten. Dort schlitterten die Trümmer nun in die Tiefe, wobei sie eine Schräge bildeten, die bis hinunter zum Eingang eines breiten Korridors reichte.
Das Poltern der herabrollenden Trümmer wurde leiser, aber das Gewölbe war noch immer von einer gewaltigen Staubwolke erfüllt. Drake und die anderen mussten husten, obwohl sie sich die Hände vor Mund und Nase pressten.
„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte Sully, als der Staub sich endlich legte. Mit seiner Taschenlampe beleuchtete er die Löcher im zerschmetterten Boden.
„Wir wären fast gestorben“, keuchte Jada. Sie wirkte nicht ganz sicher auf den Beinen.
„Ja“, brummte Drake. „Andererseits … “
Jada richtete ihre Taschenlampe auf die Trümmerrampe und den uralten Tunnel unter ihnen. „Ich weiß: das Labyrinth von Thera.“
„Hoffen wir’s zumindest“, meinte Sully. „Ich möchte nicht umsonst eine uralte Festung in Schutt und Asche gelegt haben.“
„Wir haben nur eine Tür aufgemacht“, beschwichtigte ihn Drake.
„Und das aus dem Mund von Captain Dropkick“, brummte Sully.
„Jungs, bitte. Lasst uns einfach herausfinden, ob dies das Labyrinth ist oder nicht, in Ordnung?“, unterbrach Jada sie.
Sully legte ihr einen Arm um die Schulter. „Komm schon, Kleines. Tu nicht so, als würden wir dir nicht eine großartige Show bieten. Ist doch so, als wärst du mit zwei Screwball-Stars auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt.“
„Oder mit den streitsüchtigen Brüdern, die ich nie hatte“, konterte sie.
Drake bückte sich über den Rand der Grube, wo vor wenigen Sekunden noch der Boden des Weinkellers gewesen war. Unter ihm hing Staub in der Luft, eine graue Wolke, die zwischen den Trümmern wallte. Die großen Steinblöcke, die sich über der Tür befunden hatten, bildeten nun eine Art Rampe, die hinunter zu den weniger trittfesten Trümmern führte. Dort rollten noch immer Steine über Einbuchtungen und Lücken, aber wenigstens hatte das Schloss aufgehört, sich zu bewegen.
„Jada, darf ich dich was fragen?“
„Natürlich.“
Drake drehte sich mit einer spitzbübisch hochgezogenen Augenbraue zu ihr um. „Bist du nicht noch viel zu jung, um zu wissen, was Screwball ist?“
„He, jetzt mach Screwball nicht schlecht“, meckerte Sully.
„Tu ich doch gar nicht. Ich sage nur, dass du alt bist.“
Sully setzte sich neben ihn an den Rand des Abgrunds und ließ seine Beine über der Staubwolke baumeln. „Ich bin nicht alt. Ich bin erfahren. Und zu deiner Information, ich war noch gar nicht geboren, als Screwball-Komödien beliebt waren. Ich hab nur viele alte Filme gesehen, du Kulturbanause.“
Drake lächelte, neckte Sully aber nicht weiter. Er konnte ihn nicht wegen seiner Vorliebe für alte Filme auf den Arm nehmen, denn er selbst sah sich diese Streifen auch gerne an.
„Ist das euer Ernst?“, fragte Jada.
Eine Sekunde dachte Drake, dass sie ihr Gezanke meinte, aber dann blickte er zu ihr auf und sah, dass sie dicht hinter ihn und Sully getreten war und in die Grube hinabstarrte. Ein so großer Teil der Festung war eingestürzt, dass Drake über sich sogar den blauen Himmel sehen konnte. Ihn interessierte aber weniger, was über ihnen war als vielmehr, was sich unter ihnen aufgetan hatte.
Unvermittelt stieß sich Sully vom Rand des Bodens ab.
„Verdammt, Onkel Vic! Sei vorsichtig!“, keuchte Jada.
Drake schätzte, dass sie alle den Atem anhielten, aber die großen Steinplatten rührten sich nicht, als Sully über sie nach unten kletterte. Oberhalb des losen Schutts blieb er stehen und wartete, bis
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