Uncharted - Das vierte Labyrinth
vergangenen Ära war noch heute in dem Hotel zu spüren. Den sich träge drehenden Deckenventilatoren, den großen Bogenfenstern und den zahlreichen Holzelementen in der Eingangshalle haftete etwas Erhabenes an – der Architekt hatte sich eindeutig von Schweizer Chalets inspirieren lassen. Für Drake sah es genau nach dem Ort aus, an den Rick und Ilsa für ein romantisches Stelldichein geflohen wären, hätte Casablanca ein anderes Ende gehabt.
Sully blickte kurz nach rechts, dann ging er in den linken Teil der Lobby und stellte sich dort mit dem Rücken vor eine Säule. Von dort aus konnte er die Tür im Auge behalten, während sie eincheckten. Drake musste sich auf die Zunge beißen, um keinen dummen Spruch zu reißen. Die Zeit der witzigen Bemerkungen war fürs Erste vorbei. In diesem Hotel musste es irgendwo Hinweise darauf geben, warum man Luka Hzujak in seine Einzelteile zerhackt und auf einem Bahnsteig zurückgelassen hatte. Der Gedanke an den Tod des Mannes war allgegenwärtig, seit sie die Lobby betreten hatten.
Gemeinsam mit Jada ging Drake zur Empfangstheke. Der Mann, der sie mit dem Anflug eines Lächelns begrüßte, trug eine ordentlich gebügelte rote Jacke, und sein graues Haar und seine faltenlosen Züge sahen aus, als kämen sie ebenfalls frisch vom Bügelbrett.
„Guten Tag, Sir“, sagte er und sah erst Drake, dann Jada an. „Madam. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Wir haben reserviert. Das hier ist Mr. Merrill“, erklärte Jada, während sie auf Drake zeigte. Merrill war der Name auf seinem gefälschten Pass. „Und ich bin Jada Hzujak.“
Sie buchstabierte den Namen, als der Portier sie fragend anblickte. Sie war geistesgegenwärtig genug gewesen, ihren echten Pass mitzunehmen, als sie noch kurz in ihrem Apartment in New York gewesen war. Die Reise nach Ägypten hatte sie unter ihrem neuen, falschen Namen angetreten, genau wie Drake und Sully, aber hier, in der Auberge du Lac, war es wichtig, dass sie wieder Jada Hjzuak war.
„Ich habe hier die Reservierung für Ihr Zimmer, Mr. Merrill. Sie reisen mit einem gewissen Mr. David Farzan?“
„Das bin ich“, sagte Sully, und obwohl er nicht besonders laut sprach, hallten seine Worte durch die weite Halle. Er hob die Hand und gesellte sich zu ihnen an die Empfangstheke, dann gab er dem Portier seinen gefälschten Ausweis.
Der Mann in der roten Jacke lächelte und nickte. „Sehr schön“, sagte er, während er die Nummer des Ausweises in den Computer eintippte, dann gab er die Plastikkarte zurück. „Gentlemen, Sie haben Zimmer 137. Ich bin sicher, alles wird zu Ihrer Zufriedenheit sein, aber falls Sie doch etwas brauchen, rufen Sie in der Lobby an.“
Als er sah, dass die neuen Gäste außer ihren Taschen kein Gepäck bei sich hatten, runzelte er die Stirn, aber er ging nicht darauf ein. Stattdessen gab er nun auch Jada ihren Ausweis zurück und dazu einen Umschlag mit ihrer Schlüsselkarte.
„Miss Hzujak, Sie haben Zimmer 151.“
Jada versteifte sich, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das muss ein Irrtum sein.“
Drake und Sully wechselten einen kurzen Blick, als sie erkannten, dass etwas schiefgegangen war.
„Ich habe hier angerufen“, erklärte sie mit Nachdruck. „Man hat mir gesagt, ich könnte Zimmer 213 haben.“
Der Mann in der roten Jacke kniff die Augen zusammen und blickte auf den Computerschirm. „Ja, da ist eine Notiz im System. Aber das Zimmer ist leider nicht verfügbar.“
„Sie meinen, es ist belegt?“, fragte Drake. Die Art, wie der Portier sie anblickte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er wollte die neuen Gäste offensichtlich nicht beunruhigen, aber die ganze Situation wirkte trotzdem angespannt und unerfreulich.
„Nicht direkt.“
„Was soll das bedeuten, nicht direkt ?“, fragte Sully. „Falls das Zimmer nicht belegt ist, gibt es keinen Grund, es der jungen Dame nicht zu geben.“
Der Portier suchte nervös nach den richtigen Worten, und dabei sah er sich immer wieder nach allen Richtungen um, als hoffte er, jemand würde ihm zu Hilfe kommen.
„Holen Sie doch bitte den Manager“, forderte Drake. „Wenn Sie uns nicht sagen wollen, was mit diesem Zimmer ist, kann er es ja vielleicht erklären.“
Aufgebracht zog der Mann die Nase hoch. Noch einmal sah er sich um, aber als er diesmal den Mund öffnete, sprach er in verschwörerischem Flüsterton. Niemand sonst sollte hören, was er zu sagen hatte.
„Das Zimmer ist nicht verfügbar, weil es gerade aufgeräumt wird. Seit Ihrer
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