Uncharted - Das vierte Labyrinth
völlig geschmolzen, aber die Getränke waren noch immer kalt genug, um die Hitze erträglicher zu machen.
Chigaru deutete eine Verbeugung an, dann ließ er die Autoschlüssel in Sullys Hand fallen. „Waidmannsheil, mein Freund.“
Jada und Drake dankten ihm noch kurz, dann folgten sie Sully zum Hotel. Chigaru blieb bei dem Volvo stehen und lehnte sich gegen den Kofferraum; die viel zu groß geratene Sonnenbrille, in der sich das Licht des späten Nachmittags spiegelte, saß lässig auf seiner Nase.
„Was denn, hat er vor, die ganze Zeit da stehen zu bleiben?“, fragte Jada im Flüsterton.
„So ein weltgewandter Kerl wie der? Nein, er hat bestimmt auch daran gedacht. Wahrscheinlich kommt gleich jemand vorbei, um ihn abzuholen“, meinte Drake.
„Du bist doch nur eifersüchtig, weil du nicht so weltgewandt bist.“
„Weltgewandtheit wird überschätzt. Außerdem ist das längst aus der Mode. Heute ist man schroff und gelegentlich auf liebenswerte Weise unbeholfen – so wie ich.“
Bevor Jada darauf eingehen und mit einer Stichelei die nächste Runde in ihrem verbalen Boxkampf einläuten konnte, schob Sully sich zwischen sie und drängte die beiden auseinander, wie ein Lehrer, der verhindern will, dass zwei Teenager in der Schülerdisko zu eng miteinander auf Tuchfühlung gehen.
„Jetzt hört schon endlich auf mit der Neckerei“, brummte er. „Davon wird einem ja übel.“
Drake lächelte unschuldig. Am liebsten hätte er seinem Freund gesagt, dass er nur versuchte, Jada vom Tod ihres Vaters und dem Grund für ihren Aufenthalt in Ägypten abzulenken. Aber es wäre wohl ziemlich kontraproduktiv gewesen, das hinauszuposaunen, wenn Jada so nah war.
„Ich bin sicher, Chigaru hat dafür gesorgt, dass ihn jemand hier abholt“, sagte Sully an Jada gewandt. „In ein paar Minuten ist er wieder weg.“
Drake warf einen Blick über die Schulter und schaute zu dem Ägypter hinüber, der seelenruhig am Kofferraum des Volvo lehnte und seine Zigarette rauchte. Selbst aus der Ferne machte er den Eindruck, alles unter Kontrolle zu haben. Er war vielleicht nur ein bezahlter Handlanger, doch er selbst sah das wahrscheinlich anders.
„Sobald es dunkel wird, durchsuchen wir den Wagen“, ließ Drake Sully wissen.
„Wir sollen ihn durchsuchen? Wonach denn?“, fragte Jada.
„Wanzen“, erklärte Sully. „Sprengstoff.“
Sie wurde blass. „Wir sind schon mehr als zwei Stunden mit diesem Auto gefahren.“
„Beruhig dich. Er hätte die Karre nicht in die Luft gejagt, solange er selbst drin sitzt. Er ist Unternehmer, kein Selbstmordattentäter.“
Mit zusammengekniffenen Augen blickte Jada zurück zum Parkplatz. Sie hatten die Türen des Hotels fast erreicht, aber sie konnten noch immer Chigaru hinter dem Volvo stehen sehen. Sie presste wütend die Lippen zusammen.
„Würde er so etwas tun? Ich meine, du hast ihn bezahlt.“
Sully lachte leise. „Es gibt immer jemanden, der mehr bezahlt, Schätzchen. Mit Geld kann man keine Loyalität kaufen, man kann sie nur mieten.“
Zwischen den Palmwedeln hindurch sah Drake zum See hinüber, und obwohl die Sonne auf den Wellen glitzerte, konnte er ein Schnellboot erkennen, das über das Wasser brauste. Doch dann wurde es plötzlich langsamer, als hätte man den Motor ausgeschaltet, und bevor es ganz zum Stehen kam und auf den Wellen auf und ab hüpfte wie ein Korken, drehte es sich, sodass sein spitzer Bug wie ein Pfeil zum Hotel zeigte.
Drake neigte den Kopf und sah ein zweites, beinahe identisches Boot, das ungefähr hundert Meter entfernt reglos im Wasser lag. Sein Bug zeigte genau zur Auberge du Lac. Das plötzliche Auftauchen des anderen Bootes konnte nichts mit ihnen zu tun haben – das wäre dann doch ein zu großer Zufall gewesen – , aber er hatte das Gefühl, dass die beiden Schnellboote aus einem ganz bestimmten Grund hier waren. Wer auch immer am Steuer saß, er war nicht zum reinen Vergnügen auf den See vor dem Hotel hinausgefahren.
Einen Moment später hörte er seinen Namen und wurde aus seinen Gedanken gerissen. Drake drehte sich um und sah, dass Jada ihnen die Tür aufhielt. Gemeinsam mit Sully ging er hinein.
Die angenehm klimatisierte Luft der Lobby brandete über ihn hinweg, und die verdächtigen Schnellboote waren vergessen.
Bis in die 1940er Jahre hatten sich politische Führer aus der ganzen Welt zu Minigipfeln in der Auberge du Lac getroffen, um über die Zukunft der internationalen Beziehungen zu entscheiden. Ein Echo dieser lange
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