Uncharted - Das vierte Labyrinth
und obwohl sie vor Neugier zu platzen schien, blieb sie stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, während die beiden Männer durch die offene Tür schlüpften und sich in Zimmer 271 umsahen, um sicherzugehen, dass dort auch wirklich niemand auf sie lauerte.
„Okay, du kannst reinkommen“, erklärte Sully dann.
Seine Nichte folgte ihnen und schloss die Tür hinter sich. Bevor Sully noch etwas sagen konnte, schubste sie ihn gegen das Bett, sodass er nach hinten kippte und sich unfreiwillig auf die Matratze setzte. Drake konnte nicht anders, er musste lachen.
„Das ist das letzte Mal, dass du mich wie ein hilfloses kleines Kind behandelst“, forderte sie, und trotz ihrer zierlichen Gestalt konnte man in diesem Moment beinahe Angst vor ihr bekommen.
„Damit hat das nichts zu tun“, entgegnete Sully. „Nate und ich – wir waren schon in solchen Situationen. Du nicht.“
Er blickte sie entschuldigend an und wollte aufstehen, aber sie drückte ihn gleich wieder nach unten. Drake lachte noch einmal, aber nur, bis Jada ihm einen wütenden Blick zuwarf. Sie griff hinter ihren Rücken, um die Pistole aus dem Holster zu ziehen, und die Waffe nahm der Situation auch den letzten Rest Humor.
„Ich weiß, wie man kämpft, Onkel Vic. Und ich weiß, wie man schießt. Luka war vielleicht dein Freund, aber er war mein Vater . Soweit es mich betrifft, ist das hier meine Mission, nicht eure. Ich arbeite nicht für euch. Ich lasse mir nichts von euch befehlen. Ja, ich weiß, dass ihr mit solchen Dingen Erfahrung habt, und wenn diese Kerle, die uns tot sehen wollen, wieder zuschlagen, werde ich tun, was ihr sagt. Aber zum letzten Mal: Hört auf, mich in Watte zu packen! Ich will keine Sonderbehandlung. Ich gehöre genauso zu diesem Team wie ihr beide.“
Drake lehnte sich gegen die Kommode und blickte mit einem nur halbherzig unterdrückten Schmunzeln zu Sully. „Ich hab ja versucht, dich zu warnen, aber neeeiiiin … “
Sein alter Freund funkelte ihn wütend an. Drake zuckte mit den Schultern.
Jada sah von einem zum anderen. „Wir ziehen das entweder als Gleichberechtigte durch oder ihr könnt mir viel Glück wünschen und zu Hause auf den nächsten reichen Sack warten, der euch für eine Schatzsuche anheuert.“
Sully starrte auf die Pistole in ihrer Hand, und Drake konnte es ihm nicht verdenken. Es war nicht so, als würde sie auf einen von ihnen zielen – die Mündung war auf das Kopfende des Bettes gerichtet – , aber sobald man sich in einem Raum mit einer Waffe befand, die ein anderer gezückt hatte, wollte man ganz automatisch wissen, wohin die Kugel gehen würde, falls jemand zu achtlos mit dem Abzug umging.
„Du kannst es ruhig zugeben“, meinte Drake. „Wir sind einfach so charmant, dass du den Gedanken nicht ertragen kannst, dich von uns zu trennen.“
Jada grinste, aber einen Moment später starrte sie ihn nur umso zorniger an, weil er es geschafft hatte, ihre gerechtfertigte Wut zu brechen.
„Ihr seid nichts weiter als zwei Halunken“, erklärte sie.
„Aber charmante Halunken“, entgegnete Drake.
Sie zog die Augenbrauen zusammen, aber es war offensichtlich, dass sie ihn nicht erschießen würde. Ungerührt begann er damit, das Zimmer zu durchsuchen, wobei er das Lied der Zwerge aus Schneewittchen vor sich hinpfiff. Jada lachte und steckte die Pistole zurück in das Holster unter ihrer weiten, beigefarbenen Bluse.
„Darf ich jetzt wieder aufstehen?“, fragte Sully und hielt die Hände über den Kopf erhoben, als würde man ihn gerade festnehmen.
„Halt den Mund, und mach dich nützlich“, schnappte Jada. Aber sie lächelte dabei.
Sully erhob sich, und als Jada sich umdrehen wollte, packte er sie, zog sie zu sich hin und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.
„Ich weiß, dass du dich selbst verteidigen kannst“, flüsterte er mit so leiser Stimme, dass Drake ihn kaum verstehen konnte.
„Okay“, murmelte Jada.
Drake fiel mindestens ein halbes Dutzend dummer Sprüche ein, aber er hielt den Mund. Der Spiegel über der Kommode war fest an die Wand geschraubt. Drake fuhr dennoch sicherheitshalber mit dem Finger an seinen Rändern entlang, und anschließen durchsuchte er die Kommode selbst. Dabei kniete er sich hin, um sehen zu können, ob Luka vielleicht etwas an die Unterseiten der Schubladen geklebt hatte. Er rechnete aber nicht damit, hier fündig zu werden. Falls Luka wirklich geglaubt hatte, dass Jada argwöhnisch genug sein würde, um herzukommen oder jemand anderen
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