Uncharted - Das vierte Labyrinth
befand sich irgendwo in der Nähe.“
Der Keller kehrte an ihren Tisch zurück, und sie gaben ihre Bestellungen auf. Sobald der junge Mann sich wieder entfernt hatte, fuhr Welch mit seinen Ausführungen fort. Er schien richtig Feuer gefangen zu haben.
„Sie müssen verstehen, unsere aktuelle Ausgrabung – das Labyrinth von Sobek – bestätigt diese Theorie. Der Hauptpalast von Krokodilopolis, der Tempel von Sobek, ist seit Jahrzehnten bekannt, aber das Labyrinth ist eine separate Konstruktion, nicht weit vom Tempel entfernt. Beim Labyrinth von Knossos auf Kreta muss es so ähnlich gewesen sein.“
Drake schüttelte den Kopf. „Moment mal“, sagte er und hob die Hand. „Sie wollen uns also sagen, dass das echte Labyrinth von Knossos nie entdeckt wurde? Das mit dem Minotaurus? König Minos, diese ganze Geschichte?“
Welch lächelte und strich sich ein wenig Tahini auf sein Pita. „Faszinierend, nicht wahr? Der Stoff, aus dem Legenden sind, verwischt und verfremdet in der öffentlichen Wahrnehmung. Möchten Sie wissen, welcher Teil davon der Wahrheit entspricht?“
Er nahm einen Bissen, kaute ein paarmal und schluckte hinunter, augenscheinlich ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.
„Der Palast von Knossos ist echt. Aber ein englischer Gentleman namens Sir Arthur Evans – ein Amateur, es gab damals nicht sehr viele Profis – beaufsichtigte die Ausgrabungen, und er heuerte Leute an, um den Palast wiederaufzubauen .“ Welch krümmte Zeige- und Mittelfinger, um das letzte Wort in Anführungszeichen zu setzen. „Im Laufe dieser Wiederaufbauarbeiten ließ Evans Fresken an die Wände malen, von denen er behauptete, sie entsprächen der minoischen Kultur – minoisch von König Minos, sie verstehen? Nur leider hatte der gute Mann keine Ahnung. Anstatt zu restaurieren, was er dort fand, übermalte er alles und brachte die Wissenschaft so um eine einmalige Gelegenheit. Vieles von dem, was wir hätten lernen können, ging unwiderruflich verloren. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass die wissenschaftliche Welt sich nicht einigen kann, ob der Palast von Knossos und das Labyrinth von König Minos nun ein und derselbe Ort sind oder nicht.
Aber unsere Ausgrabung hier – nun, sie unterstützt meine Theorie, dass es irgendwo bei Knossos ein zweites Bauwerk gegeben hat. Und es kommt noch besser. Wir finden jeden Tag neue Beweise, die das Labyrinth von Sobek mit dem auf Knossos in Verbindung bringen. Außerdem gibt es Hinweise auf ein drittes, noch unbekanntes Labyrinth. In einigen heiligen Kammern sind wir auf Steintafeln mit Inschriften und Symbolen gestoßen, das meiste davon in Linear B. Unsere Übersetzung lässt kaum einen Zweifel daran, dass Dädalus alle drei Labyrinthe entworfen hat und dass die Irrgärten von Knossos und Krokodilopolis Nummer eins und zwei davon waren.“
„Also drei Labyrinthe – nicht vier?“, fragte Sully. Dass er der Unterhaltung gefolgt war, überraschte nicht nur Welch.
Der Archäologe runzelte die Stirn und blickte zu ihm hinüber. „Pardon?“
„Mein Vater hat mir einige Aufzeichnungen hinterlassen“, erklärte Jada. „Er scheint geglaubt zu haben, dass es ein viertes Labyrinth gibt.“
„Es ist das erste Mal, dass ich von so etwas höre“, meinte Welch. „Nein, alle Inschriften, die wir bislang gefunden haben, beziehen sich nur auf Die drei Labyrinthe des Baumeisters . Einige andere Schriftstücke belegen, dass Dädalus der Baumeister ist, und es gibt nichts, was gegen diese Theorie spricht.“
Aus den Augenwinkeln registrierte Drake eine Bewegung, aber als er den Kopf drehte, sah er nur den Kellner, der Sullys Bestellung brachte, einen Teller mit frittiertem Käse und dazu ein Glas Cola für Jada.
„In Lukas Notizen ist außerdem von Honig die Rede“, erklärte Drake, als der Kellner wieder verschwunden war. „Offenbar hat eine gewisse Hüterin des Labyrinths ziemlich viel davon bekommen.“
Zum ersten Mal strahlte Welch vor Aufregung. Sein Bedauern über Lukas Tod und seine Bedenken über dieses Treffen wurden von kindlichem Enthusiasmus weggewischt.
„Fantastisch. Das deckt sich mit einer der größten Entdeckungen, aber auch einem der größten Rätsel unserer bisherigen Ausgrabungen“, erklärte er, und seine Augen funkelten hinter den Brillengläsern. Wie er so dasaß, mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen, sah er einen Moment lang wirklich aus wie ein kleiner Junge. „Eine Steintafel, die während der Ausgrabungen bei Knossos
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