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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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Was kann ich Ihnen über unsere Arbeit hier erzählen?“
    Ein Kellner trat an den Tisch und brachte ihnen Gläser mit Wasser. Kurz darauf stellte ein zweiter Kellner die Tahini und das Pita vor ihnen ab. Drake hätte lieber ein paar Nachos gegessen, aber so hungrig, wie er war, sollten ihm auch die Sesampaste und das Fladenbrot recht sein.
    Bevor er den ersten Bissen nahm, blickte er aber noch einmal Welch an. „Erzählen Sie uns von Dädalus und den drei Labyrinthen.“
    Der Archäologe nippte an seinem Wasser. „Das ist die größte Entdeckung, die sich bei unserer Ausgrabung abzeichnet. Wie viel wissen Sie schon darüber?“
    Drake kaute schneller und schluckte das Brot hinunter, um zu antworten, aber Jada kam ihm zuvor.
    „Mein Vater hat oft von seiner Arbeit erzählt“, sagte sie. „Falls ich ihn richtig verstanden habe, glaubte er, dass Dädalus nicht nur eine mythische Gestalt war, sondern wirklich gelebt hat. Und dass er nicht nur das Labyrinth von Knossos entworfen hat – wie es in den Legenden steht – , sondern noch zwei andere, einschließlich dem, das sie gerade in der Wüste ausgraben.“
    Welch nickte mehrmals, während sie sprach. „Oh, daran, dass Dädalus gelebt hat, gibt es inzwischen keinen Zweifel mehr. Sehen Sie, die meisten Gelehrten sind sich einig, dass die langlebigsten Mythen in der Regel auf einer tatsächlichen Begebenheit beruhen. Nehmen wir zum Beispiel Troja. Die alten Griechen glaubten, dass es den trojanischen Krieg wirklich gegeben hat und dass Troja eine echte Stadt war. Bis vor gar nicht so langer Zeit dachten die Historiker aber, dass das Ganze erfunden sei, nichts weiter als eine nette Geschichte. Bis ein deutscher Archäologe namens Heinrich Schliemann 1870 die Ruinen von Troja tatsächlich entdeckte. So viel also zu den Leuten, die alle Mythen als Fantasiegeschichten abtun wollen.
    Das Problem bei den Griechen ist, dass die Geschichtsschreibung jener Zeit sich aus vielen verschiedenen Quellen speiste. Da kam es eben schon mal vor, dass ein mykenischer Herrscher mit einer Person aus einer älteren, phönizischen Aufzeichnung verwechselt wurde, und oft wurden zwei wahre Begebenheiten durch die mündliche Überlieferung zu einer verschmolzen, ganz zu schweigen davon, dass diese Geschichten natürlich aufgebauscht und durch den damaligen Aberglauben weiter verfremdet wurden. Meine Aufgabe als Archäologe ist es, den Knoten zu lösen, zu dem die Fäden der Geschichte sich verflochten haben.“
    Drake blickte kurz zu Sully. Jemand, der ihn nicht kannte, hätte geglaubt, er wäre gelangweilt und desinteressiert, nichts weiter als ein hungriger Gast, der auf sein Essen wartete. Doch Drake wusste, dass sein Freund weiterhin die anderen Gäste und die Kellner im Auge behielt und jederzeit bereit war, aufzuspringen und zu kämpfen. Er hatte sich Lukas Tagebuch hinter den Hosenbund geklemmt, direkt neben die Pistole. Sie waren sich einig gewesen, dass es leichtsinnig wäre, Lukas Aufzeichnungen im Hotel zu lassen. Aber jetzt lenkte der Gedanke daran Drake immer wieder ab, und er wusste, dass Sully vor allem wegen des Tagebuchs so wachsam war. Er schien Welch völlig zu ignorieren, doch zum Glück störte der Wissenschaftler sich nicht daran.
    „Gut, zurück zu Dädalus“, sagte Drake.
    „Es gab ihn also wirklich ?“, fragte Jada.
    Welch atmete langsam ein, dann nahm er seine Brille ab und begann, die Gläser mit einem Zipfel der Tischdecke zu polieren.
    „Gegen Ende der Bronzezeit gab es einen Erfinder und Architekten, der als einer der schlauesten Männer der Welt galt. Die Geschichten über ihn wurden in vielen verschiedenen Sprachen und Kulturen erzählt, und dabei wurden viele verschiedene Namen verwendet. Aber der eine, der sich durchgesetzt hat, ist Dädalus. Er war ein Handwerker, ein Künstler, und das Labyrinth von Knossos galt lange als sein Meisterwerk.
    In akademischen Kreisen wird auch heute noch gerne und heftig darüber gestritten, ob der Palast, der in den 1870er Jahren bei Knossos entdeckt wurde, wirklich das von Dädalus entworfene Labyrinth ist oder nicht“, fuhr Welch fort, nachdem er seine Brille wieder aufgesetzt hatte. Er griff nach seinem Wasserglas und blickte gedankenverloren drein, tief versunken in die historischen Fakten, die er in seinem Kopf wälzte. „Die Anlage umfasst Tausende miteinander verbundene Räume, aber viele Archäologen, mich eingeschlossen, sind der Ansicht, dass es nicht das eigentliche Labyrinth ist. Dädalus’ Irrgarten

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