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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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gefunden wurde, erzählt von der Hüterin des Labyrinths. Ja, bei diesem Labyrinth denken alle an den Minotaurus, ich weiß, aber vergessen wir das einmal für einen Moment. Auf der Tafel heißt es, dass der Honig als Opfergabe an die Götter in den Tempel gebracht wurde. Aber ein großer Teil davon ging an das Labyrinth, zu Ehren seiner Hüterin. Sie bekam so viel Honig wie alle anderen Götter zusammen.
    Im Labyrinth von Sobek haben wir ganz ähnliche Aufzeichnungen entdeckt. Die Menschen fürchteten Krokodile, und Sobek war der Krokodilgott, darum wurden ihm zahlreiche Gaben dargebracht. Aber auch hier steht geschrieben, dass die Hüterin des Labyrinths den meisten Honig bekam, ebenso wie in den anderen Labyrinthen, dem bei Knossos und dem dritten, wo immer es sein mag. Jedes Labyrinth hatte eine Hüterin, die von den Menschen Opfergaben verlangte.“
    Drake stibitzte sich einen Bissen frittierten Käse von Sullys Teller. Die Beleuchtung war noch ein wenig weiter gedämpft worden, und die fröhlich zirpende Musik hatte man lauter gedreht.
    „Aber dabei kann es sich doch nicht einfach nur um normalen Honig gehandelt haben, oder?“, hakte er nach.
    „Das liegt nahe“, antwortete Welch. „Auch wenn meine Kollegen bei der Ausgrabung seit Wochen versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Natürlich könnte es gewöhnlicher Honig gewesen sein, aber vielleicht war es auch eine spezielle Mischung, womöglich sogar ein trinkbares Opiat oder eine andere Droge. Ich habe da so meine eigene Vermutung.“
    Die Stimme des Archäologen nahm einen bedeutungsvollen Unterton an, als wäre das die Stelle, auf die er die ganze Zeit hingearbeitet hatte, eine Enthüllung, die er ihnen in Form eines Rätsels präsentierte. Doch falls er hoffte, dass sie die Lücken in seinen Ausführungen selbst schließen würden, musste Drake ihn enttäuschen. Er war viel zu müde für Ratespiele, und er wusste, dass es seinen Begleitern nicht anders ging.
    „Was meinen Sie?“, fragte er.
    Welch drehte das Glas in seiner Hand, sodass die Eiswürfel leise klimpernd gegeneinanderstießen, dann hob er den Kopf, um sicherzugehen, dass niemand sie belauschte, und beugte sich über den Tisch. Die anderen taten es ihm gleich, sogar Sully rückte ein wenig nach vorne.
    „Gold“, flüsterte Welch. Seine Augen leuchteten noch immer hell, aber er lächelte nicht mehr. Es gab keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte.
    Jada versteifte sich und blickte zu Drake und Sully hinüber. Sie sagte nichts, aber das musste sie auch gar nicht. Sie alle wussten noch, was in Luka Hzujaks Tagebuch stand: dass Henriksen hinter dem Schatz des vierten Labyrinths her war. Welch wusste vielleicht nichts von einem vierten Labyrinth, aber zumindest hatten sie nun eine Theorie, was diesen Schatz betraf.
    „Haben Sie bei den Ausgrabungsarbeiten Gold gefunden?“, fragte Sully leise.
    „Nicht so viel, wie ich erwartet hätte“, erklärte Welch. „Der Kult von Sobek hat bei der Verehrung seines Gottes tonnenweise Gold benutzt. Sie dekorierten damit die heiligen Kammern und sogar die Krokodile. Aber im Labyrinth gibt es nur wenig davon.“
    „Wie passt das alles zusammen?“, fragte Jada.
    Welch nippte erneut an seinem Wasser. „Zunächst einmal müssen Sie verstehen, dass viele Gelehrte der Auffassung sind, Minos wäre gar nicht der Name des Königs gewesen, sondern eine Art Titel, so wie Cäsar ein Titel für den Herrscher von Rom war. Der König, für den Dädalus das Labyrinth baute, der König, in dessen Tochter – Ariadne – Dädalus sich verliebte … er hieß vielleicht gar nicht Minos.“
    Drake zuckte mit den Schultern. „Okay. Und?“
    „Wir haben Hinweise dafür gefunden, dass er einen andern Namen hatte. Und dafür, dass seine Söhne und Enkel später nach Anatolien, Phrygien, Thrakien und Mazedonien zogen. Sie alle trugen seinen Namen, was unter Historikern zu vielen Verwechslungen und reichlich Verwirrung führte. Aber im Büro meiner Chefin bei der Ausgrabung hängt eine Schrifttafel, die eine mit dem Minos-Mythos identische Geschichte erzählt, und auch wenn der angegebene Ort ein anderer ist, wird dort doch der Name des Königs von Kreta genannt. Der Begründer der minoischen Zivilisation … “
    „Herrgott noch mal, nun spucken Sie’s schon aus!“, schnappte Sully.
    Gläser klirrten. Unterhaltungen wurden unterbrochen, Gabeln beiseitegelegt. Die anderen Gäste blickten ungehalten zu den unhöflichen Amerikanern hinüber. Drake lächelte

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