Uncharted - Das vierte Labyrinth
Sand ringsum nach unten, als würde alles in den Boden gesogen.
Drake schrie, als er das Gleichgewicht verlor und hinter der Vase in einen Schacht hinabstürzte.
Hände packten erst seine Beine, dann seinen Gürtel. Sand rauschte um ihn in die Tiefe und versuchte, ihn mit sich zu zerren. Wer immer ihn festhielt, rettete ihm das Leben, denn die Vase, der Granitblock und einige andere Steintafeln, die er in dem Sandhaufen erspäht hatte, fielen tiefer und tiefer in die Finsternis. Erst nach Sekunden hörte er das Klirren, mit dem sie am Boden zerbarsten.
Er hatte gerade ein Stück Geschichte zerstört.
„Ups!“, machte er.
„Sie dämlicher Trottel!“, tobte Melissa. „Was zum Teufel, glauben Sie, haben Sie da gerade getan!“
„Ich wollte nur helfen.“
Drakes Oberkörper hing noch immer in den Schacht hinab, bis die Hände begannen, ihn nach oben zu ziehen. Da entdeckte er im schwachen Schein der Lampen von oben ein Bild. Unter ihm war eine Gestalt an die Wand gemalt – ebenso detailfreudig wie unverkennbar.
„Leute?“, sagte er. „Ich glaube, ihr solltet euch das mal ansehen.“
„Was haben Sie gefunden?“, fragte Ian Welch.
Drake grunzte, als er nach oben gehievt wurde. Dann drehte er sich auf den Rücken und blieb einen Moment lang keuchend im Sand liegen. Die anderen starrten ihn erwartungsvoll an, aber sein Blick galt allein Jada, als er antwortete.
„Den Minotaurus.“
11.
Drake sah sich nach etwas um, mit dem er sich in den Schacht hinablassen konnte. Als er kurz Sully und Jada anblickte, bemerkte er, wie aufgeregt über die Entdeckung sie waren. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Henriksen konnte jeden Moment in der Kammer erscheinen, und er hatte die Befugnis, sie hinauswerfen oder sogar verhaften zu lassen. Was immer diese Ausgrabungen zutage fördern würden, es gehörte ihm, und er konnte damit machen, was er wollte. Natürlich würde es Einschränkungen geben – dafür würde die ägyptische Regierung schon sorgen – , aber mit genügend Geld ließ sich so manches Gesetz umgehen. Falls die Antworten, nach denen Luka gesucht hatte, hier zu finden waren – ganz zu schweigen von einem netten, kleinen Schatz – , mussten sie sich beeilen.
„Welch, ich brauche ein Seil oder eine Leiter. Und eine Lampe“, sagte er.
Melissa, die sich vorgebeugt hatte, um mit ihrer leistungsstarken Taschenlampe in den Schacht und über das Bild des Minotaurus an der Innenwand zu leuchten, schaute bei diesen Worten mit funkelnden Augen auf. Sie und Guillermo tauschten einen unbehaglichen Blick.
„Tut mir leid, Professor Merrill“, erklärte sie dann, wandte sich an Drake und schüttelte den Kopf. „Ich kann Ihnen nicht erlauben, da … “
„Guillermo“, unterbrach Welch sie, ohne den Blick von der Öffnung im Boden zu nehmen. „Renn schnell zum Eingang an der eingestürzten Wand und hol eine von den Leitern, die die Arbeiter benutzen.“
Selbst Alan, der Fotograf, schien jetzt überrascht. „Dr. Welch, Sie werden ihn doch nicht in den Schacht hinabsteigen lassen?“
Keiner von ihnen bewegte sich, bis Welch einen Schritt auf Guillermo zumachte und ihn mit einer herrischen Geste zur Eile drängte.
„Nun geh schon. Hopp, hopp, beweg dich.“
Der Student warf noch einen beunruhigten Blick in Melissas Richtung, dann rannte er los. Sie hörten, wie das Echo seiner Schritte in den Gängen immer leiser wurde.
Die Spannung zwischen Welch und Melissa war beinahe greifbar. Die Archäologin sah aus, als würde sie sich lieber unter vier Augen mit ihrem Kollegen unterhalten, nur gab es in der Beengtheit der Kammer keine Stelle, an die sie sich hätten zurückziehen können. Selbst wenn sie nach draußen in den Gebetsraum gegangen wären, hätten sie nicht ungestört reden können. Selbst das leiseste Flüstern hallte hier wie die Stimme eines polternden Geistes von den Wänden wider.
Alan machte das Beste aus der Situation, indem er seine Kamera hob und Fotos von dem Schacht und dem Bild in seinem Schlund machte. Sully sah sich derweil in der Vorkammer um, auf der Suche nach weiteren Geheimnissen, die der Raum beherbergen mochte.
Jada warf Melissa einen entschuldigenden Blick zu, und Welch neben ihr stand zwar einfach nur da, aber sein Körper zitterte vor Aufregung und dem Wunsch, dass Guillermo sich beeilen möge. So wie die Dinge gelaufen waren, konnte er unmöglich unter den Teppich kehren, dass Jada Hzujak hier gewesen war. Und auch die Lüge, dass Drake und Sully vom Smithsonian waren,
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