Uncharted - Das vierte Labyrinth
großen Kelch. Und dann war da ja noch die Tür an der Rückseite, ein gewaltiger Steinblock ohne sichtbaren Öffnungsmechanismus.
Dennoch zweifelte Drake keine Sekunde daran, dass es tatsächlich eine Tür war. Man musste allerdings noch den Kniff herausfinden, wie sie zu öffnen war.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Jada.
Welch nickte ihr zu, antwortete aber nicht. Stattdessen stürmte er aus dem Raum und hinüber in die Kammer, die Sully ausgeleuchtet hatte. Zwanzig Sekunden vergingen, dann kehrte er zu ihnen zurück. Auf der Türschwelle der mittleren Kammer blieb er stehen, ein fiebriges Lächeln auf den Lippen.
„Der Raum auf der linken Seite ist Sobek geweiht, so wie es zu erwarten war. Aber diese Kammer, die ist dem griechischem Gott des Weins und des Wahnsinns gewidmet – Dionysos.“
„Natürlich“, entfuhr es Jada. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und grinste. „Dädalus hat das Labyrinth bei Knossos gebaut, um Ariadne zu beeindrucken, und laut der Sage war sie die Braut von Dionysos.“
Sully legte ihr den Arm um die Schulter und schenkte ihr einen stolzen Blick. „Da hat jemand ja richtig aufgepasst.“
„Der Begriff Braut kann in diesem Zusammenhang natürlich für so einiges stehen“, führte Welch aus. „Vielleicht war sie nur eine Priesterin in seinem Tempel.“
„So wie die Hüterin des Labyrinths“, warf Drake ein.
Welch nickte nachdenklich. „Es wäre denkbar. Aber Sie übersehen etwas ganz Elementares. In der ersten Kammer wird ganz konkret auf Krokodilopolis Bezug genommen, und hier ist die Rede von Knossos und der Insel Kreta.“
Drake starrte ihn an, seine Augenbrauen schnellten in die Höhe.
Sully kaute auf seiner Zigarre herum und brummte: „Worauf warten wir dann noch?“
Welch trat zur Seite, und sie eilten aus der Gebetskammer, die das Labyrinth von Knossos symbolisierte. Jada stieg als Erste die Stufen in den dritten Raum hinunter, und das Licht ihrer Lampe kroch vor ihr über den Boden.
„Griechisch“, rief sie dann und drehte sich zu den anderen um. „Die Inschriften hier sind auch griechisch.“
Doch als Drake sich den Altar etwas genauer ansah und in seiner Mitte die Troika der Achtecke entdeckte, hatte er das unbestimmte Gefühl, dass hier etwas anders war. Er sah zu den Schriftzeichen an der Seite des Opfersteins hinab, dann leuchtete er die Wände und die Gefäße in den Nischen an, und sein Verdacht wurde konkreter.
„Bist du sicher, dass … “
„Es ist hellenisch, keine Frage“, gab Welch seine Expertenmeinung ab. Der Archäologe nahm einen der Kelche aus der Wandvertiefung und hielt ihn nah vor seine Augen, um die Inschrift zu erkennen. „Aber es ist eine Variation des Altgriechischen, die ich noch nie gesehen habe. Zweifelsohne ein Dialekt. Ein sehr seltener Dialekt.“
Aufgeregt drehte er sich zu Sully um. „Es könnte eine vergessene Sprache sein!“
„Das freut mich für Sie, Ian, wirklich“, entgegnete Sully. „Ich bin sicher, Sie und Ihre vergessene Sprache, Sie werden noch viel Spaß miteinander haben. Aber die Uhr tickt.“
„Können Sie uns sagen, welchem Gott diese Kammer geweiht war?“, wollte Drake wissen.
„Oh, das ist leicht“, sagte Welch. Er schwenkte den Lichtkreis seiner Taschenlampe über die Wandgemälde und leuchtete auf einen Dreizack. „Das dritte Labyrinth wurde zu Ehren Poseidons gebaut – oder wie auch immer er in dieser Sprache genannt wurde.“
„Und?“, drängte Jada. „Irgendeine Idee, wo es sich befinden könnte.“
Ein Schauder rann über Drakes Nacken, und er schüttelte sich. Stirnrunzelnd blickte er sich um. Hatte er da gerade ein Flüstern gehört?
Die vier erforschten die Kammer weiter mit ihren Taschenlampen, wobei Welch sich vor allem auf die Kelche konzentrierte. Einiges von dem, was sie entdeckten, bedurfte keiner Erklärung, zum Beispiel die Bilder an den Seiten des Altars, die die Hüterin des Labyrinths zeigten – und die sie so ähnlich schon auf dem Opferstein in der Gebetskammer über ihnen gesehen hatten. Auch der Minotaurus war an mehreren Stellen abgebildet, und das Symbol der drei Labyrinthe durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen. Es war in den Stein geritzt und auch auf einige Vasen gemalt. In der zweiten Kammer waren Drake Wandbilder aufgefallen, die ganz eindeutig einen goldenen Thron und andere Gegenstände in dieser Farbe darstellten und auf die Existenz eines Schatzes hindeuteten. Hier fanden sich ganz ähnliche Bilder. Die Inschriften über,
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