Uncharted - Das vierte Labyrinth
oder die Bandagen einer Mumie mit glühender Asche in Brand stecken.
„Wie viel Zeit haben wir wohl noch?“, fragte Drake Welch. „Falls Ihre Chefin Henriksen mit der großen Führung beglückt hat, meine ich?“
„Zwanzig Minuten“, schätzte Welch. „Eine halbe Stunde, wenn wir Glück haben.“
Kaum genug Zeit, um zur Treppe zurückzugehen und das Labyrinth durch den Riss in der Wand wieder zu verlassen. Niemand sprach aus, dass sie sich besser beeilen sollten, aber das war auch gar nicht nötig. Sie beschleunigten ihre Schritte und eilten den Korridor hinab. Der schwache Windhauch, der Jada vorher schon aufgefallen war, begleitete sie durch die Finsternis. Irgendwo hier unten musste es eine Öffnung geben, auch wenn sie vielleicht nicht viel größer war als ein Mauseloch.
„Hier unten“ war dabei der Schlüsselbegriff. Der Boden neigte sich bergab, und die vier folgten ihm in die Tiefe. Die Strahlen ihrer Taschenlampen tanzten über die Wände und die schmucklose Decke, und als Drake direkt nach vorne leuchtete, sah er, dass sie sich einer Öffnung näherten. Einen Moment später musste er sich korrigieren. Es war keine Öffnung, es war eine Kreuzung.
„Wie weit führt dieser Gang wohl noch?“, fragte Sully.
„Er könnte durchaus sehr lang sein“, meinte Welch.
„Du weißt doch, wie das ist“, fügte Drake hinzu. „Was immer sie hier unten auch versteckt haben, die alten Ägypter liebten ihre Geheimgänge und verborgenen Kammern.“
„Bis jetzt geht es nur immer geradeaus“, sagte Jada. „Nicht gerade typisch für ein Labyrinth.“
Der Eindruck einer Reflexion wurde endgültig zerstört, als sie nach ungefähr fünfzig Metern in einen kleinen Vorraum traten, der dem ähnelte, der eine Ebene höher lag. Jenseits davon erblickten sie die Eingänge zu drei separaten Gebetskammern. Über jeder Tür war das Symbol mit den drei Achtecken in den Fels graviert, und in jedem Raum führten drei Stufen nach unten.
„Das ist neu“, murmelte Drake. „Was jetzt? Nehmen wir Tor eins, zwei oder drei?“
„Wir sollten uns jedenfalls nicht aufteilen“, sagte Welch hastig.
Jada lachte. „Ja, das wäre eine schlechte Idee.“
„Und überflüssig ist es auch“, meinte Sully, der mit der Taschenlampe in die linke Kammer leuchtete. „Diese Räume sind nicht viel größer als der oben, und sie haben genau denselben Aufbau: Wandbilder, ein Altar … “ Er wollte noch etwas hinzufügen, hielt aber inne und drehte sich zu ihnen um. „Aber hier gibt es eine Tür an der Rückwand.“
Drake eilte zum Eingang der mittleren Kammer und blieb auf der Türschwelle stehen. Mit der Taschenlampe erhellte er das Dunkel des Raumes. „Hier ist auch eine Tür.“
Rasch sah er sich im Rest des Raumes um. Sully hatte recht: Der Aufbau war mit dem der Gebetskammer über ihnen identisch. Sogar die Maße der Räume schienen miteinander übereinzustimmen. Doch dann verharrte der Strahl seiner Lampe an einer Stelle, und er runzelte die Stirn.
„He, Sully? Sehen die Bilder, Hieroglyphen und all das Zeug bei dir da drüben aus wie in der Kammer oben?“
Sully leuchtete ihm mit der Lampe ins Gesicht. „Ja. Warum?“
Drake blinzelte und schirmte die Hand mit den Augen gegen die Helligkeit ab, dann blickte er zu Welch und Jada hinüber. „Hier gibt es den gleichen Altar. Ein Achteck.“
„Die Form des Labyrinths, nehme ich an. Der Umriss ist zwar kreisförmig, aber innerhalb dieses Kreises ist es ein Achteck“, erklärte Welch.
„Schön, Dädalus hatte also eine Schwäche für Achtecke. Worauf ich aber eigentlich hinauswollte, ist: Die Inschrift auf dem Altar ist nicht ägyptisch … “ Er richtete die Taschenlampe auf den Steinblock, und die anderen traten neugierig näher. „… sondern griechisch.“
Welchs Gesichtsausdruck war beinahe schon komisch. Innerhalb einer Sekunde wechselte er von fassungsloser Verblüffung zu kindlicher Freude, während der Archäologe sich an Drake vorbeidrängelte und die drei Stufen in die Gebetskammer hinabeilte. Der Strahl seiner Lampe zuckte mal hierhin, mal dorthin.
„Das ist faszinierend“, rief er aus, während er durch den Raum wanderte und immer wieder kurz stehen blieb, um die Bilder und Inschriften an den Wänden und auf den Seiten des Altars zu inspizieren.
Als die anderen ihm folgten, stellte Drake fest, dass diese Kammer der anderen doch nicht so sehr glich, wie er zunächst vermutet hatte. In die Wände waren mehrere Nischen gehauen. Jede beherbergte einen
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