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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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einer Leiter unter dem Arm vorsichtig hinter der Ecke auf. Am Eingang der Gebetskammer blieb er stehen. Von den Anstrengungen des Transports war er verschwitzt und blass.
    „Ich hab die Leiter“, keuchte er.
    Drake winkte ab. „Ja, danke. Aber die brauchen wir nicht mehr.“
    Guillermo sah die Öffnung und sackte gegen den Türrahmen. „Soll das ein Witz sein?“, fragte er in die Runde. „Hätte man mir das nicht vorher sagen können?“
    „Wir waren beschäftigt“, erklärte Alan, während er mehrere Fotos von dem Skelett auf der Treppe machte.
    „Heilige Scheiße“, stammelte Guillermo, dann trat er näher heran und starrte auf das Knochengerüst hinab.
    „Ich weiß“, stimmte Alan zu.
    Als sie die Kammer zum ersten Mal betreten hatten, war Drake ein Gestell mit mehreren Industrietaschenlampen, wie auch Melissa eine hielt, aufgefallen. Nun löste er zwei davon aus ihrer Halterung und warf sie Sully und Jada zu, bevor er eine dritte für sich selbst nahm. Melissa und Alan starrten ihn an, aber keiner von ihnen versuchte ihn aufzuhalten. Schließlich hatte er ganz offensichtlich Welchs Segen.
    Neben dem Doktor stieg Drake behutsam die Stufen hinab, und Sully und Jada folgten ihnen mit ebenso vorsichtigen Schritten.
    „Ian, bitte, kommen Sie wieder rauf“, rief Melissa ihnen nach. „Falls Sie jetzt weitergehen, kann ich Ihnen nicht mehr helfen, wenn Hilary davon erfährt.“
    „Vertrauen Sie mir“, rief Welch über die Schulter. „Sie müssen nicht für mich lügen. Bleiben Sie einfach da oben. Hilary wird in Kürze da sein.“
    Drake warf einen Blick nach hinten und sah, wie Melissa am oberen Rand der Treppe auf und ab ging. Dabei drehte sie eine Locke zwischen ihren Fingern. Es war offensichtlich, dass sie nichts lieber getan hätte, als mit ihnen zu gehen, um die Geheimnisse zu ergründen, die dort unten liegen mochten. Aber sie wusste auch, dass sie ihren Job verlieren würde, falls sie das tat.
    Nach ein paar Sekunden trat sie vor und setzte ihren Fuß auf die erste Stufe.
    „Melissa“, warnte Guillermo.
    „Halt die Klappe!“, keifte sie ihn an.
    Doch sie ging nicht weiter. Stattdessen begann sie laut zu fluchen, erst ganz allgemein, dann verwünschte sie Welch und seine Begleiter und seinen Leichtsinn. Da hatte sich Drake aber schon wieder nach vorne gewandt.
    Die Geheimnisse des Labyrinths warteten auf sie.

12.
    Am Fuß der geheimen Treppe begann ein Korridor. Ihre Taschenlampen warfen geisterhafte Schatten, als die Kegel über die Wände glitten. In gleichmäßigen Abständen von ungefähr sieben Metern befanden sich Türöffnungen, und einen Moment lang fühlte Drake sich an die optische Illusion erinnert, die entstand, wenn man zwischen zwei Spiegeln stand: Die Reflexionen schienen bis in eine unendliche Ferne zu reichen – ein immer kleiner werdender Korridor mit den immer gleichen Abschnitten.
    Dieser Korridor hier zog sich aber nicht endlos dahin. Er verschwand in der Düsternis, die sich ihnen so gierig entgegenzustrecken schien wie der Rachen eines hungrigen Raubtiers.
    Mehr noch als die Finsternis machte Drake aber die Stille zu schaffen. Sie befanden sich tief unter der Erde, an einem Ort, der selbst zu der Zeit, als man ihn noch benutzt hatte, ein gut gehütetes Geheimnis gewesen war. Die trockene, kühle Luft schien erfüllt von unheilvollen Omen. Wäre er ein wenig abergläubischer gewesen, hätte er sich vielleicht darin verstiegen zu sagen, dass dieser Ort darauf gewartet hatte, dass man ihn wiederentdeckte. Und dass er jetzt – nach so vielen Jahren – seinen lange angehaltenen Atem wieder ausstieß.
    Doch ob nun abergläubisch oder nicht, laut ausgesprochen hätte er diese Gedanken nicht.
    Außer, ich hätte zu viel Tequila intus , überlegte er. Wenn ich Tequila getrunken habe, rede ich ohnehin nur dummes Zeug .
    Er suchte Trost in dem Gedanken, dass die meisten Menschen dummes Zeug plapperten, wenn sie zu viel Tequila getrunken hatten.
    „Verdammt unheimlich ist es hier unten“, murmelte Jada.
    Sully kaute auf einer frischen Zigarre herum. Was er mit dem Stummel von vorhin gemacht hatte, konnte Drake nicht sagen – geraucht hatte er ihn jedenfalls nicht. Hatte er das vollgesabberte Ding vielleicht verloren? Doch natürlich zündete er auch diese Zigarre nicht an – nicht hier unten. Sie waren zwar von Steinwänden umgeben, aber keiner von ihnen konnte sagen, was sie weiter vorne noch erwartete, und Sully wollte ganz bestimmt nicht jahrtausendealte Papyrusrollen

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