Und abends etwas Liebe
erreichen könnte. Als ich in Te Rimu ankam, erkundigte ich mich nach einer Busverbindung nach Tiri. Aber das war gar nicht nötig gewesen. Als ich die Hauptstraße in Te Rimu entlangschlenderte, sah ich den Lieferwagen da stehen, auf dem >Tiri Supermarkt< geschrieben stand. Ich fragte den Mann am Steuer, ob er mich mitnehmen würde. Er sagte, das Haus hier liege ein paar Meilen abseits von seinem Weg, aber für zwei Pfund könne ich gerne mitfahren.«
»Dieser Hai«, warf Larry wütend ein. »Er mußte doch sowieso an dem Zaun vorbei. Ich wußte von Anfang an, daß Freeman ein schmieriger Betrüger ist. Aber, macht ja nichts. Jetzt bist du wenigstens hier.«
»Ein widerlicher, kleiner Kerl, aber die Fahrt nach hier ging ganz glatt«, meinte Tony ein wenig bedrückt.
»Aber was wird denn deine Mutter davon halten?« fragte ich.
»Bis jetzt hat sie nicht einmal die geringste Ahnung. Weißt du, ich bin ja erst zwei Tage von zu Hause weg, und die sind noch vierzehn Tage unterwegs. Mutter meint bestimmt, ich wäre bei den Walters. Chris war gemeinsam mit mir auf der Schule, und ich habe bei ihr zu Hause oft schon meine Ferien verbracht.« Sie schien mit sich selbst zufrieden zu sein wie auch mit ihrer Schilderung und nahm noch ein Stückchen Kuchen. »Mensch, hatte ich einen Hunger!«
Sie war wirklich noch wie ein Kind. Gewissensbisse ihrer Mutter gegenüber schienen sie nicht zu quälen. Sie fand sich ganz einfach mit der Tatsache ab, daß sie und ihre Mutter sich gegenseitig nicht liebten. Ich redete mir selbst ein, Mädchen in diesem Alter würden der älteren Generation sowieso nicht gerade Sympathie oder Respekt entgegenbringen. Aber mein Gefühl sagte mir, daß noch mehr dahinterstecke. Ich fühlte, daß Tony Liebe, die man ihr entgegenbrachte, bestimmt auch mit Liebe erwidern würde. Claudia wollte die Zuneigung ihrer Tochter nicht. Aber ganz gleich, die Tatsache, daß wir etwas unternehmen mußten, bestand nun einmal.
Larry gab sich, wie üblich, ohne jede Hemmung, und holte eine ganze Reihe von Einzelheiten aus dem Mädchen heraus. »Macgregor? Oh, der betet Mutter an. Sie müssen nämlich wissen, sie sieht sehr gut aus. Susan, hast du noch kein Bild von ihr gesehen?« Meinen Vornamen hatte sie mit der Leichtigkeit übernommen, die ihrer Generation anhaftet.
Doch, ich hatte ein Bild von ihr gesehen. Eine schöne Frau, stattlich und arrogant. Dieses Mädchen hier vor uns sah nicht halbwegs so gut aus. Sie kam wohl mehr auf ihren Vater. Leise fuhr Tony fort: »Natürlich war ich ein schreckliches Hindernis. Ich wußte das immer schon, und eines Tages, als ich vom Tennisplatz zurückkam und die Tür zu einem Zimmer nicht geschlossen war, hörte ich, wie Mutter sagte: >Aber klar, Antonia ist einfach ein Hindernis. Ich weiß das genau. Robert ist so anders. Auf Robert wirst du noch einmal sehr stolz sein. Aber bist du sicher, daß Antonia dich nicht stört?< Ich war einfach wahnsinnig wütend und stürzte in das Zimmer.«
Larry nickte ermunternd und zustimmend mit dem Kopf. Wie sie dann später noch sagte, hatte das rote Haar bestimmt eine Bedeutung. »Und was hast du gesagt?«
»Ich erinnerte mich, daß ich sagte: >Macht euch über mich keine Sorgen. Geht doch ruhig auf eure blöde, mittelalterliche Hochzeitsreise, wenn ihr wollt. Ich kann jederzeit verschwinden und für mich selbst sorgen.< Und das gab der Sache den Rest. Ich glaube, es war das >mittelalterlich<.«
Larry nickte zustimmend. »Das ist doch völlig klar.« Ich war offengestanden ein wenig schockiert und fragte: »Wann ist denn alles passiert, Tony? Komisch, daß wir nicht wußten, daß deine Mutter wieder heiraten würde!«
»Ich nehme doch an, daß sie euch geschrieben hat. Die beiden faßten den Entschluß sehr plötzlich. Ich glaube, ihre Hochzeitsreise ging nach Melbourne. Ich wollte einfach nicht mehr zu Hause sein, wenn sie von dieser Reise zurückkehren. Ich will einfach nicht mehr das große Hindernis sein.«
Dies war eine einfache, vernünftige, sachliche Erklärung ohne jeden Hintergedanken, und ich war ehrlich entsetzt. Ich sagte: »Na, bei uns wirst du bestimmt kein Hindernis sein. Du wirst uns Freude machen. Larry und ich, wir beiden fühlen uns gelangweilt und alt. Unsere älteren Kinder besuchen seit heute die Schule.«
Sie war echt an den Kindern interessiert, wie auch an allen anderen Dingen, aber sofort kam Larry wieder auf die Reise zurück. »Natürlich sind Susan und ich alte Stubenhocker, aber ich finde das einfach
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