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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
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großartig, uns so einfach, und nur mit einer Adresse in der Tasche, zu finden.«
    Sachlich bemerkte Tony: »Und mit hundert Pfund. Und Susan, ich werde dir und Onkel bestimmt nicht zur Last fallen. Sofort, wenn die hundert Pfund aufgebraucht sind, gehe ich an die Arbeit und lasse mich in einem Beruf ausbilden.«
    »Hast du dich entschlossen hierherzukommen, als du von den Plänen deiner Mutter erfahren hast?« fragte Larry.
    »Oh, Onkel Paul und Tante Susan waren immer schon meine stille Reserve. Irgendwie glaubte ich einfach, das seien Menschen, die mir liegen werden und bei denen mein Platz sei.«
    Was konnte ich dazu noch sagen, außer: »Ich freue mich aufrichtig, daß du zu uns gekommen bist, Tony. Wir alle freuen uns, wenn du bei uns bleibst. Aber wird es dir denn auch wirklich hier bei uns gefallen? In dieser Gegend ist nicht gerade sehr viel los, und manches Mädchen würde dieses Leben hassen. Nicht viele junge Leute und wenig Gesellschaft!«
    Ungeduldig schüttelte Tony den Kopf:
    »Aber die Schule hing mir einfach zum Hals heraus. Sieben Jahre davon, das langte mir. Immer dieselbe blöde Uniform, die gleichen, alten Lehrerinnen, ewig das gleiche Essen und die gleichen Lernstunden. Oh, ich mochte die anderen Mädchen sehr gern. Ich weiß, daß sie mir fehlen werden, aber auch, wenn ich in Sydney geblieben wäre, hätte ich nicht viel von ihnen gesehen. Denn die meisten dieser Mädchen kommen vom Land. Die Mädchen aus Sydney besuchen die Schulen in der Stadt. Aber Mutter mußte für mich eine möglichst weit entfernte Schule aussuchen, um zu zeigen, daß ihre Tochter ein Internat besucht.«
    Claudia entpuppte sich langsam ganz klar als eine lieblose Mutter. Das Komische an der ganzen Sache war nur, daß Tony nicht im geringsten verletzt oder verbittert schien. Sie hatte sich ganz einfach mit den gegebenen Tatsachen abgefunden. Larry sagte: »Wenn es sich um ein Landinternat handelte, dann ist dir unser Leben doch sicher nicht fremd. Obwohl sich diese Gegend hier natürlich sehr von New South Wales unterscheidet.«
    Tony gab zunächst keine Antwort. Sie ging auf das Fenster zu und schaute hinaus in den herrlichen Sommernachmittag. Es war heiß, und ein leichter Dunstschleier lag über den Hügeln, die Stufe um Stufe in das tiefblaue Wasser des Pazifik abfielen. Kaum ein Haus war zu sehen, aber das Tal, das einst karg und rauh gewesen war, lag blühend vor ihr. Ein Bild des Friedens.
    Sie schaute mich an und lächelte, aber sie war sehr müde, und ich sah, daß sie den Tränen nahe war. Sie sagte nur: »Hier werde ich mich wohl fühlen. Hier gehöre ich hin. Aber was wird Onkel Paul dazu sagen?«
    Larrys Blick begegnete meinem. Ja, was würde Onkel Paul sagen? Schließlich war Tonys Mutter seine Schwester, und die ganze Verantwortung lag bei ihm. Er mochte zwar für Claudia nicht gerade sehr viel übrig haben, aber konnte er gutheißen, daß seine Nichte zu Hause ausgerissen war? Trotzdem war es doch sehr komisch, daß wir von der zweiten Heirat nichts erfahren hatten. Ich wußte genau: Larry würde Tony voll unterstützen, wie alles, was aufsässig war. Paul aber würde unter Umständen einen ganz anderen Standpunkt einnehmen. Tony mußte wohl Zeichen von Zweifel in meinem Gesicht entdeckt haben, denn sie sagte: »Wie ist Onkel Paul eigentlich? Doch wohl nicht wie Mutter, oder? Oh, Susan, er schickt mich doch hoffentlich nicht wieder weg, oder? Das wirst du doch sicher nicht zulassen?«
    Kaum hatte sie seinen Namen ausgesprochen, als Paul ins Zimmer trat. Als er die Fremde sah, stutzte er, und Tony erhob sich und stand da, mehr als in den Stunden vorher wie ein kleines Schulmädchen. Paul wirkt auf manche Leute so. Er ist groß, schaut ernst drein und flößt Respekt ein. Hastig bemerkte ich: »Paul, das ist deine Nichte Tony, Tony Smale.«
    Paul lächelte gelangweilt und geduldig und wandte sich höflich dem Mädchen zu. »Bitte entschuldigen Sie die witzige Art meiner Frau. Sie und Larry geben sich manchmal so, wenn sie sich treffen. Diesmal hat sie mich nicht hereinlegen können. Ich habe nur eine Nichte, und die lebt in Australien.«
    »Nicht mehr«, sagte Larry fröhlich. »Gerade ist sie mit dem Lieferwagen des Supermarkts hier eingetroffen, sie ist zu Hause ausgerissen.«
    Das haute Paul wirklich fast um, und langsam wiederholte er die Worte: »Ausgerissen.... der Lieferwagen des Supermarkts... Was redet ihr da eigentlich für ein dummes Zeug?«
    Ich versuchte, ihm die ganze Geschichte zu erklären.
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